Informationsdrucksache Nr. 1432/2014:
2. Sachstandsbericht zum Thema Lesben, Schwule, Bisexuelle, transsexuelle und Transgender im Alter

Inhalt der Drucksache:

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1432/2014
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2. Sachstandsbericht zum Thema Lesben, Schwule, Bisexuelle, transsexuelle und Transgender im Alter

Mit Ratsbeschluss Nr. 2452/2008 wurde die Verwaltung beauftragt, unter Einbeziehung möglichst vieler Beteiligter sich Verständnis werbend des Themas Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Transgender (LSBT) im Alter anzunehmen.
Zur Jahresmitte 2011 berichtete die Verwaltung sowohl im Sozialausschuss des Rates als auch im Gleichstellungsausschuss des Rates über den bis dahin erreichten Stand (Ratsdrucksache 1345/2011).
Die vorliegende Informationsdrucksache schließt an den genannten Bericht an und beschreibt die seither im Sinne des Ratsauftrages weiteren Tätigkeiten der Verwaltung.
Der noch in Drucksache 1345/2011 benannte „Arbeitskreis gleichgeschlechtliche Beziehungen im Alter“ hat sich thematisch erweiternd als „Arbeitskreis ältere LSBT“ etabliert und tagt regelmäßig.
In mehreren Sitzungen des Arbeitskreises ältere LSBT wurde das im Jahr 2011 durchgeführte Welt-Café an Hand der Dokumentation diskutiert und im Einzelnen bewertet.
Folgende konkrete Maßnahmen und Aktivitäten gingen hieraus hervor:
- Im Internetberatungsführer des Fachbereichs Senioren
(www.seniorenberatung-hannover.de)
wurde auf der linken Seite (Menüleiste) der Wegweiser für Lesben und Schwule integriert.
- Zudem ist das Logo der LSBT-Community – die Regenbogenfahne – nunmehr auf der Startseite montiert als Signal für die Offenheit der Angebote des Bereiches Kommunaler Seniorenservice Hannover (KSH) für alle.
- Am 21. und 22.11.2011 fand eine Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KSH zum Thema „Sensibilisierung im Umgang mit älteren gleichgeschlechtlich Liebenden“ statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben in der Evaluation an, durch die Veranstaltung ein tieferes Verständnis für die Situation gleichgeschlechtlich orientierter Personen bekommen zu haben.
- Am 07.11.2012 gestaltete der KSH in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis ältere LSBT einen Fachtag mit dem Thema:
„Das macht doch keinen Unterschied, oder?“
53 Fach- und Führungskräften aus Altenhilfe und Pflege wurde ein differenziertes Bild über die Situation älterer gleichgeschlechtlich orientierter Personen vermittelt. Zudem erhielten sie Unterstützung im Umgang mit dem Thema in ihren jeweiligen Einrichtungsbezügen. Die Situation älterer LSBT wurde aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, u.a. die Betroffenensicht, die Sichtweise von Ausbildungsinstituten in Sachen Pflege, die rechtliche Perspektive sowie die Sicht von beispielhaften Wohnprojekten. Dieser Fachtag wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchweg positiv bewertet.
- Falleingangsbögen sowie Statistikbögen des KSH wurden überarbeitet. Sie enthalten beim Familienstand auch die Kategorisierung „Lebenspartnerschaft“.
- Der Arbeitskreis ältere LSBT verabschiedete am 12.04.2013 ein sog. Arbeitsbündnis, das sein Selbstverständnis klärt und die Arbeitsweise regelt.
- Seit 26.06.2013 ist der Fachbereich Senioren regelmäßig bei den Sitzungen des Runden Tisches „Emanzipation und Akzeptanz von Transidenten, Lesben und Schwulen der LHH“ vertreten.
- In die Planung und Durchführung des von diesem „Runden Tisch“ veranstalteten World-Cafés am 27.10.2013 brachte sich der Fachbereich Senioren ein. Ziel dieses World-Cafés war es, frische Impulse aus der Community für die weitere Arbeit des Runden Tisches zu gewinnen.
Sechs Themenfelder wurden dabei näher betrachtet: Beratung, Bildung, Familie, Freizeit, Politik und Wohnen.
Die Ergebnisse des Handlungsfeldes „Wohnen“ bearbeitet der KSH in einer eigenen Arbeitsgruppe weiter.
- Im Rahmen der „Zeitzeugen“-Reihe im Veranstaltungszentrum des KSH (im Ihmezentrum) waren am 10.03.2014 unter dem Titel „Allein unter Heteros“ Frau Anne Hagenberg und Pastor Hans-Jürgen Meyer als Zeitzeugen zu Gast.
Mehr als 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten ihre Berichte, in denen sie darüber sprachen, wie es sich anfühlte, in den 70er Jahren immer sicherer zu wissen, lesbisch oder schwul zu sein, immer sicherer zu wissen, nicht so „zu ticken“ wie (scheinbar) alle anderen…
Im weiteren Dialog ging es um ergänzende Fragen, z.B.:
Wie brachte frau/man es fertig, permanent zwischen der Welt der Heteros und einer Parallelwelt hin und her zu wechseln, in der frau/man sich geben konnte, wie man wirklich war?
Wie konnte die Herausbildung eigener Identität fernab von Vorbildern geschehen, die es erst heute in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit gibt und die offen zu ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung stehen und sie auch leben?
Welchen Gefahren setzte man sich aus, sich zu bekennen?
Was trug Lesben und Schwule in einer Zeit, in der so zu sein wie man war, als eine obszöne Standardabweichung betrachtet wurde?
Diese „unter die Haut gehende“ Veranstaltung wurde von der bekannten NDR-Fernsehjournalistin Hanna Legatis moderiert.
- Der KSH arbeitet derzeit mit dem Arbeitskreis ältere LSBT an einem Konzept für einen Maßnahmeplan für die nächsten drei Jahre.
- Unter anderem wird es dabei um Folgendes gehen:

- Ein Handout bzw. Flyer, der den Zweck hat, das Selbstverständnis und die Zielsetzungen des AK ältere LSBT zur Darstellung zu bringen (dazu hat sich aus dem Arbeitskreis eine Unter-Arbeitsgruppe gebildet, bestehend aus einer Mitarbeiterin aus OE 57.23, OE 18 LS und der Nds. Landesvereinigung Pro Familia);
- Um auch ehrenamtliche Besuchsdienste für die Themen älterer LSBT zu sensibilisieren, ist ein Input für das Austauschtreffen der Träger von Besuchsdiensten in Hannover am 09.10.2014 vorgesehen.
Ein zu diskutierendes Ziel könnte sein, bei Fortbildungen von Ehrenamtlichen auch ein Modul zu integrieren, welches sich mit der Situation älterer gleichgeschlechtlich orientierter Personen befasst.
- In der AG Wohnen des Runden Tischen Emanzipation und Akzeptanz von Transidenten, Lesben und Schwulen der LHH wird eine Veranstaltung geplant, die sich mit gemeinschaftlichen Wohnformen befassen soll. Eine Befragung zu Wohnwünschen anlässlich des CSD soll darüber Auskunft geben, ob eine solche Veranstaltung genügend Interesse finden würde.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Der Bericht befasst sich mit einer speziellen Genderthematik und spricht insoweit für sich.

Kostentabelle

Die Befassung mit dem Thema ältere LSBT gehört inzwischen zum allgemeinen Aufgabenkreis des Fachbereichs Senioren. Eine gesonderte Ausweisung von finanziellen Ressourcen für dieses Thema erfolgt daher nicht.

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Hannover / 23.06.2014