Drucksache Nr. 1424/2011:
Initiativen zur kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche 2011

Inhalt der Drucksache:

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1424/2011
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Initiativen zur kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche 2011

Antrag,

der Förderung der aufgeführten Projekte und Vorhaben zur kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche zuzustimmen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die Projekte und Vorhaben richten sich grundsätzlich an Menschen beider Geschlechter. Vor Ort werden Lern- und Bildungsformen unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse weitestgehend angepasst und ein geschlechtergerechter Einsatz der Ressourcen vorgenommen.

Kostentabelle

Die benötigten Haushaltsmittel in Höhe von 249.898 € stehen für den Fachbereich Bildung und Qualifizierung im Teilhaushalt 43 beim Produkt 27301 und für den Fachbereich Jugend und Familie im Teilhaushalt 51 beim Produkt 36201 zur Verfügung.

Begründung des Antrages


1. Vorbemerkung
Zwischen den beteiligten Fachbereichen Bildung und Qualifizierung, Bibliothek und Schule sowie Jugend und Familie hat sich seit der erstmals 2007 vorgelegten DS 2244/2007 zur Förderung von Vorhaben und Projekten der Kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen die gute Zusammenarbeit intensiviert. Gemeinsam werden innovative Projekte zur Stärkung der Schlüsselkompetenzen bei Kindern und Jugendlichen und zur Stärkung der elterlichen Mitverantwortung gefördert, begleitet und weiterentwickelt.

Die Mittel für „Initiativen zur kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen“ werden auch weiterhin vorrangig zur Erprobung neuer Ansätze und Ideen eingesetzt. Erkenntnisse hieraus werden mittelfristig in reguläre Angebote integriert bzw. weiterentwickelt. Im Bereich kultureller Bildung wird so Nachhaltigkeit des Neuen und Erneuerung bestehender Angebotsstruktur gleichzeitig als Ziel verfolgt.
Die Förderung von Initiativen, Vorhaben und Projekten zur kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen hat sehr beachtliche Teilergebnisse hervorgebracht, die in der DS 1277/2010 dargestellt wurden. Mit den hier geförderten Maßnahmen und Projekten wurden im Jahr 2010 über 5.000 TeilnehmerInnen erreicht.

Teilnehmerzahlen 2010
Vorhaben
regelmäßig und langfristig
kurzzeitig, spontan, performativ
Stärkung der Medienkompetenz
ca. 20 SchülerInnen

Tanzprojekt MOTS – Moderner Tanz in Schulen
ca. 100 SchülerInnen

Lesestart Hannover - eine Aktion zur frühkindlichen Leseförderung
Eltern-Kindgruppen in 6 Stadtteilbibliotheken (monatliche Treffen)
360 Kinder und Eltern

Lesestart Hannover - eine Aktion zur frühkindlichen Leseförderung
Besucher des 2. Bilderbuchsonntags im Pavillon:

ca. 1.500
Lesementoring – Jugendliche fördern die Lesekompetenz von Kindern
116 MentorInnen und 368 Mentees

Musikalische Früherziehung
Erstes Halbjahr 987 Kinder

Zweites Halbjahr 954 Kinder. Von diesen hatten einige bereits im 1 Halbjahr teilgenommen, viele sind neu hinzugekommen.

Projekt "Musik in…"
420 Kinder und Jugendliche, die größtenteils die Angebote über das Jahr wöchentlich wahrnehmen

Zusammenarbeit Schauspielhaus (Ballhof u. Oper)
70 engagierte Jugendliche.

Zirkusaktivitäten in Kirchheim und Otterndorf
104 aktive Kinder und Jugendliche in Workshops
360 bei Mitmach-
veranstaltungen
„Balu und Du“, schulbezogenes Mentorprogramm, Einzelfallhilfe (jährlicher Anstieg um etwa 15)
50 Paare

„Girls on stage“
70 Mädchen

Gesamt
ca. 3.619 Kinder und Jugendliche
ca. 1.860 Kinder und Jugendliche



2. Die Projekte / Vorhaben 2011

Projekt "Musik in…"
Das Projekt „Musik in...“ wird bis Ende 2011 im Stadtteil Hainholz mit Mitteln im Rahmen der „Initiativen Kulturelle Bildung“ durchgeführt. Über die letzten 5 Jahre konnte das Projekt so fest im Stadtteil etabliert werden, dass die Angebote für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene fester Bestandteil der Angebotsstruktur der Einrichtungen wurden. Die beteiligten Einrichtungen haben im Laufe des letzten Jahres auch verstärkt die Mittelakquise selbst übernommen, Know-how entwickelt und werden sich dabei auch gegenseitig unterstützen, sodass das Projekt auch über den Projektlaufzeitraum hinaus weitergeführt wird.
Schwerpunkt in diesem Jahr wird das Film- und Videoprojekt „Best of“ sein. Mit Kindern und Jugendlichen wird ein CD/DVD – Medienpaket erstellt, das drei „Bausteine“ enthält:
- eine CD mit Liedern verschiedener Hainhölzer Gruppen,
- einer Dokumentation über das Stadtteilprojekt
- ein Musik-Video-Clip, bei dessen Erstellung Band-, Tanz- und Technikgruppen eingebunden sind.
Die Präsentation wird Anfang November 2011 im Musikzentrum stattfinden. Das CD/DVD Medienpaket soll auch von den Einrichtungen im Stadtteil als Informationsmaterial genutzt werden, um neuen MitarbeiterInnen, Eltern u.a. das Projekt vorstellen zu können aber auch, um Förderer und Sponsoren für das Projekt zu gewinnen.

Parallel zu den Aktivitäten in Hainholz wurde mit den beteiligten Fachbereichen Jugend und Familie, Bildung und Qualifizierung und Soziales, der Bürgerstiftung und verschiedenen beteiligten Einrichtungen die Übertragung des Projekts auf den Stadtteil Stöcken vorbereitet und ein Konzept erarbeitet. Die Auftaktveranstaltung für Musik in Stöcken wird am 18.6.2011 stattfinden. Ziel ist es, im Rahmen von „Soziale Stadt Stöcken“ Impulse für mehr kulturelle Bildung im Stadtteil setzen.

Für die Fortführung und den Abschluss des Projektes im Stadtteil Hainholz sind im Jahr 2011 für Projektleitung (40.000 €), Sachkosten (5.000 €) und Kosten für die beschriebenen Aktivitäten (5.000 €) insgesamt 50.000 € erforderlich. Da die Arbeit inhaltlich und strukturell in Hainholz so erfolgreich war, können die Mittel ab 2012 in die Entwicklung und den Aufbau von „Musik in Stöcken“ übergeleitet werden.


Musikalische Früherziehung
Kinder im Vorschulalter an Musik, Rhythmus und Bewegung heranzuführen und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern und sie insbesondere auch beim Erlernen von Sprache zu unterstützen ist Ziel der Angebote. Häufig kommen Kinder im Vorschulalter vor allem passiv mit Musik in Berührung. In vielen Familien, aber auch in Kindertagestätten wird heute wenig oder gar nicht gesungen oder musiziert. Musik wird eher passiv konsumiert. Durch das Medium Musik ist jedoch eine ganzheitliche Förderung möglich, die Emotionalität, Kreativität, Motorik, kognitives und soziales Lernen unterstützt.

Neben der konkreten musikalischen Arbeit in den Gruppen sind in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Trägern Fortbildungsmaßnahmen für die ErzieherInnen realisiert worden. Unter fachlicher Anleitung der Musikschule werden die ErzieherInnen in die Lage versetzt, künftig musikalische Aktivitäten in den Tagesablauf der Kita einzubeziehen. Mit dieser systematischen Fortbildung wird erreicht, dass Musik Teil des pädagogischen Konzeptes der Einrichtungen wird.
Auch im Jahr 2011 wird sich die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung finanziell beteiligen. 2012 ist ein Übergang in ausschließlich öffentliche Finanzierung erforderlich.

Für das laufende Haushaltsjahr sind aus städtischen Mitteln insgesamt 50.000 € erforderlich.


Lesementoring – Jugendliche fördern die Lesekompetenz von Kindern
Seit 2003 wird Lesementoring im Rahmen einer projektorientierten Kooperation der Fachbereiche Bildung und Qualifizierung und Bibliothek und Schule durchgeführt. Jugendliche Mentorinnen und Mentoren, die von Fachkräften der Stadtteilkulturarbeit und der Stadtbibliothek betreut werden, arbeiten ein Schulhalbjahr lang wöchentlich mit Grundschulkindern, um die Lesekompetenz der Kinder zu stärken. Auf diese Weise wird Leseförderung für Kinder mit der Entwicklung und Förderung von Schlüsselkompetenzen Jugendlicher verbunden. Die Jugendlichen erhalten nach erfolgreicher Projektteilnahme den „Kompetenznachweis Kultur“ der Bundesakademie für Kulturelle Jugendbildung für ihr freiwilliges Engagement.

Im Jahr 2010 haben Schulen aus den Stadtteilen Roderbruch, Misburg, List, Mühlenberg, Stöcken und Linden am Projekt Lesementoring teilgenommen. Im zweiten Halbjahr des laufenden Schuljahres wurde zudem der Versuch unternommen, das Lesementoring in der Grundschule Lüneburger Damm im Rahmen des Ganztagsangebotes zu etablieren. Da die Resonanz sehr positiv war, soll das Angebot an diesem Standort auch im neuen Schuljahr fortgeführt werden. Eine Auswertung wird vor den Sommerferien erfolgen, um eine Übertragung auch auf andere Standorte zu prüfen.
Weil die Resonanz der Grundschulkinder und der beteiligten Schulen auf die Angebote der jugendlichen Lesementoren nach wie vor sehr positiv ist, soll die Arbeit auch im Jahr 2011 in den Stadtteilen Roderbruch, Misburg, Mühlenberg, Stöcken, Linden und in der List weitergeführt werden.

Aus dem Mittelansatz „Initiativen zur kulturellen Bildung“ sind hierfür 25.000 € erforderlich. Weitere 20.000 € stehen im Budget des Fachbereichs Bildung und Qualifizierung zur Verfügung.


Lesestart Hannover - eine Aktion zur frühkindlichen Leseförderung
Anknüpfend an die seit 2008 von der Stiftung Lesen betriebene bundesweiten Kampagne „Lesestart“ hat das Lesenetzwerk Hannover, das die Stadtbibliothek Hannover koordiniert und an dem sich neben dem Fachbereich Bibliothek und Schule die Fachbereiche Jugend und Familie sowie Bildung und Qualifizierung sowie zahlreiche andere in der Leseförderung Aktive beteiligen, auf lokaler Ebene zahlreiche Aktivitäten zur frühkindlichen Leseförderung entwickelt.

Mit der Aktion „Lesestart Hannover“ sollen Eltern unabhängig vom Bildungs- und Herkunftshintergrund und möglichst unmittelbar nach der Geburt der Kinder erreicht werden. Ziel ist die Vorlese- bzw. Leseförderung von Geburt an. Dazu bestehen seit 2008 Kooperationen mit Kinderärzten in Hannover. Im Rahmen der bundesweiten Lesestartkampagne, die 2010 auslief, haben 20 Kinderärzte in Hannover Lesestartsets im Rahmen der U6 (für Kinder im Alter von 10 – 12 Monaten) an die Eltern verteilt. Die Materialien des Lesestartsets unterstreichen die Bedeutung des frühen Umgangs mit Büchern und des Erzählens von Geschichten und Reimen für die frühkindliche Entwicklung. Das Land Niedersachsen hat im Sommer 2010 in der Nachfolge das Projekt „Lesestart Niedersachsen“ gestartet, an dem sich die Stadtbibliothek Hannover beteiligt und knapp 4000 Taschen mit zum Teil mehrsprachigem Informationsmaterial an 30 Kinderarztpraxen verteilt hat.

Nachdem der Auftakt des „Lesestarts Hannover“ am 01.02.2009 mit einem gut besuchten Bilderbuchsonntag im Raschplatzpavillon gefeiert wurde, fanden am 31.01.2010 der 2. und am 30.1.2011 der 3. Bilderbuchsonntag mit ebenso positiver Resonanz statt. Im Rahmen der frühkindlichen Leseförderung werden darüber hinaus monatliche Eltern-Kind-Gruppen unter dem Motto „Babys in die Bibliothek“ in den Stadtteilbibliotheken in Kooperation mit der AWO durchgeführt. In 2010 wurden die Eltern-Kind-Gruppen aufgrund der großen Nachfrage auf 6 Stadtbibliotheken ausgeweitet (Döhren, Badenstedt, Ricklingen, List, Kleefeld, Vahrenwald). 2011 erfolgt eine Ausweitung auf 8 Bibliotheksstandorte.

2009 hat sich der Verein „Lesestart Hannover e.V.“ begründet, der Unterstützung für die frühkindliche Leseförderung mobilisiert und ein wissenschaftlich durch die Universität Hannover begleitetes Projekt mit den hannoverschen Kinderarztpraxen durchführt. Die dafür entwickelte Broschüre „Gib mir ein A“ für Eltern und Erziehende wurde auf Deutsch, Türkisch und Russisch publiziert und gezielt verteilt.

Zur Fortführung der Aktivitäten sind 7.500 € erforderlich.


Stärkung der Medienkompetenz
Auf der Basis der bisher gesammelten Erfahrungen insbesondere mit dem Projekt “Ich dreh ab....” wurden im Jahr 2010 Qualifizierungsmaßnahmen im Handlungsfeld Medienkompetenzvermittlung für Schülerinnen und Schüler der Tages- und Abendrealschule der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule realisiert.

Die TeilnehmerInnen erhielten einen Einblick und einen Zugang zu einem ihnen bis dahin weitgehend verschlossenen Bereich und konnten diesen praktisch und theoretisch ausprobieren. Im Hinblick auf gewünschte und erforderliche Komponenten der beruflichen Orientierung ist es gelungen, in mehreren Modulen Ersterfahrungen in Bildführung, Kameratechnik, Dreharbeiten, Tontechnik und Schnittbearbeitung zu machen, aber auch Schlüsselkompetenzen, wie Zuverlässigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Teamfähigkeit zu fördern. Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine Teilnahmebescheinigung des Medienhauses, die ihnen bei Bewerbungen in diesem Ausbildungsfeld sehr weiterhilft.
Das Projekt war aus Sicht aller Projektbeteiligten sehr erfolgreich und soll im Jahr 2011 mit neuen TeilnehmerInnen fortgeführt werden.

Im Haushaltsjahr 2011 sind daher für vier Module einschließlich Vor- und Nachbereitung 20.800 € erforderlich.

Dieses Handlungsfeld der kulturellen Bildung ist als integraler Bestandteil im weiteren Entwicklungsprozess einer künftigen „Schule für Erwachsene“ angelegt.



Tanzprojekt MOTS – Moderner Tanz in Schulen
Das erste Projekt von MOTS - Moderner Tanz in Schulen -, das SchülerInnen in ihrer Bewegungsfähigkeit sowie in musikalischer und sozialer Kompetenz schult, ist nach dreijähriger Laufzeit mit je zwei kontinuierlich beteiligten Schulklassen der Anne-Frank-Schule und der Johannes-Kepler-Schule 2011 erfolgreich abgeschlossen worden.
Das Projekt war sowohl unter Gender- als auch unter sozialen und integrativen Aspekten erfolgreich. Beteiligt waren ein hoher Anteil von männlichen Jugendlichen sowie ein überwiegender Anteil von SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Zudem arbeiteten SchülerInnen unterschiedlicher sozialer Schichten und Schultypen zusammen.

Das für die Jahre 2011/2012 und 2012/2013 geplante Tanzprojekt "All together now!" der Compagnie Fredeweß soll die Erfahrungen aus dem 2011 beendeten Projekt „Hannover Hauptbahnhof“ bündeln, systematisieren und auf eine qualitativ abgesicherte, multiplizierbare Basis stellen.

Das Projekt gliedert sich in drei engverzahnte Projektphasen, die mit einer Vorbereitungs- und Strukturierungsphase beginnt (Akquise von teilnehmenden Schulen im Ausschreibungsverfahren, Vernetzung und Kooperation mit der Universität Hildesheim und der Fachhochschule Hannover für die Einbeziehung von Studierenden und die anschießende Evaluation). In einer 2. Phase werden Workshops für LehrerInnen angeboten und das künstlerische Projekt mit den Jugendlichen, dessen musikalischer Ausgangspunkt Franz Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ ist, durchgeführt. Die musikalische Bearbeitung und Begleitung geschieht in Kooperation mit der Musikschule Hannover.
In einer 3. Phase soll das Projekt evaluiert, dokumentiert und die Nachhaltigkeit durch eine Qualifizierungs- und Zertifizierungsstruktur gewährleistet werden.

In dem zweijährigen Projektverlauf können insgesamt ca. 300 SchülerInnen teilnehmen.

Vier Kulturstiftungen und das Land Niedersachsen haben ihre grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, wegen des künstlerischen Erfolges und der nachhaltigen Wirkung von MOTS –Moderner Tanz in Schulen - ein weiteres Projekt finanziell zu unterstützen.

Zur Absicherung der Gesamtfinanzierung des Tanzprojektes „All together now“ benötigt die Compagnie Fredeweß im Haushaltsjahr 2011 insgesamt 13.500 € sowie in den beiden Folgejahren 10.000 € bzw. 9.500 €.


Respekt! Sahlkamp
Als Reaktion auf die antisemitische Attacke im Sommer 2010 während eines Internationalen Festes auf dem Sahlkamp Markt wurde von der Stadt Hannover Ende letzten Jahres ein Prozess zu dem Thema „Respekt und Würde“ im Sahlkamp eingeleitet, der von den Fachbereichen Jugend und Familie, Bildung und Qualifizierung und Soziales gemeinsam gesteuert wird.

Ein friedvolles und gedeihliches Zusammenleben ist mehr denn je davon abhängig, dass sich die Menschen auf einen Grundkonsens verständigen. „Respekt“ ist ein vermeintlich „in Mode“ gekommener Begriff, der im Alltag als Begriff gerne genutzt, aber meist wenig in respektvolles Handeln umgesetzt wird. Die „Würde“ ist ein individueller Besitz, der nicht zur Disposition gestellt werden darf. Respekt hingegen ist auf Gegenseitigkeit ausgerichtet, dynamisch und spiegelt sich im Gegenüber.


Im Prozess, der auf einen Zeitraum von vier Jahren angelegt ist, sollen die Begriffe „Respekt und Würde“ Gegenstand öffentlicher Erörterung sein und Erarbeitung einer gemeinsamen Haltung sein, die sich eindeutig gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus stellt. Der Prozess richtet sich an alle institutionellen Akteure und an alle Bewohnerinnen und Bewohner im Stadtteil.

Auftakt war ein zweitägiger Stadtteilworkshop „Respekt & Würde“ am 18./19. März 2011. Der erarbeitete Themenkatalog wird von verschiedenen Arbeitsgruppen konkretisiert und in Handlungsschritte umgesetzt. Ein Schwerpunkt wird sein, Kinder, Jugendliche und Eltern zu erreichen und sowohl in den Institutionen und im öffentlichen Raum als auch in den Familien einen würde- und respektvolleren Umgang miteinander zu erreichen.

Kulturelle Bildung kann der Schlüssel dafür sein, eigene Potenziale zu entdecken, Standpunkte darzustellen, Sichtweisen und Perspektiven zu verändern und an kreativen Lösungen zu arbeiten. Daher soll im Prozess ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, das Thema mit Methoden der kulturellen Bildung erlebbar und sichtbar zu machen.

Bereits im letzten Jahr wurde begonnen, mit Kindern und Jugendlichen der Grundschule Hägewiesen und der Ada-Lessing-Schule „Respekt“ mit bildnerischen Mitteln anschaulich und öffentlich zu präsentieren.
Im Jahr 2011 sind weitere Projekte in Zusammenarbeit mit dem Jungen Schauspiel Hannover und KünstlerInnen in Arbeit, wie z.B.
- das „Menschen-Märchen-Projekt“, bei dem professionelle Märchenerzählerinnen freiwillige Erzählerinnen ausbilden, die einmal wöchentlich in Grundschulklassen mit Kindern Erzählstunden mit Märchen aus aller Welt gestalten. Grundschulkinder werden auch Märchen darstellen und beim Stadtteilmärchenfest im Sommer präsentieren.
- Zwei Theaterproduktionen mit Jungen und Mädchen zwischen 14 - 17 Jahren von September 2011 bis Juni 2012, die sich mit den Themen Identität und Selbstbestimmung, „Helden“ und „Prinzessinnen“ auseinandersetzen.

Weitere Aktivitäten werden bis zu den Sommerferien geplant und im 2. Halbjahr umgesetzt werden. Für die Finanzierung verschiedener Projekte im Rahmen des Prozesses sind 13.000 € erforderlich.


CircO
Das trägerübergreifende Netzwerk der Kinder- und Jugendzirkusgruppen in Hannover mit dem Zentrum „CircO Hannover“ an den Standorten IGS Linden und dem Freizeitheim Linden wurde 2006 zwischen der LAG Zirkus und der Landeshauptstadt Hannover mit dem Ziel initiiert, ganzheitliche Formen des kulturell-ästhetischen Lernens zu unterstützen und die
Zusammenarbeit und den Austausch von zurzeit über 20 Zirkusgruppen in Hannover zu fördern.
„CircO Hannover“ soll allen Kindern und Jugendlichen ermöglichen, ihre Talente in den Disziplinen Bewegungskünste, Musik, Tanz, Gesang und Schauspiel aber auch ihr handwerkliches Geschick beim Bau und Aufbau von Zirkusutensilien zu entwickeln und somit auf vielfältige Weise ihre Schlüsselkompetenzen zu stärken.

Qualifizierte ZirkuspädagogInnen sind die Voraussetzung, die Grundlagen der Kinder- und Jugendzirkusarbeit mit allen seinen Facetten sachkundig und methodisch fundiert zu unterrichten und zu begleiten. Sie halten die Kinder und Jugendlichen an, unter vielen Möglichkeiten frei und nach sorgfältiger Überlegung zu wählen. Sie machen ihnen Mut, sich zu der einmal getroffenen Wahl zu bekennen, an ihr festzuhalten, mit ihr zufrieden zu sein. Sie fordern und fördern die Kinder und Jugendlichen etwas mit dem Gewählten zu tun und unterstützen sie somit in ihrer persönlichen Entwicklung.

Ein wichtiger Schritt ist auch das frühzeitige Einbeziehen der Eltern, die in der Vielfalt der zirkuspädagogischen Arbeit nicht nur eine sinnvolle Freizeitgestaltung für ihre Kinder sehen, sondern auch mögliche Grundlagen für eine berufliche Ausrichtung erkennen können. Hierfür ist noch eine besondere Entwicklungsarbeit zu leisten.

Des Weiteren ist die zirkuspädagogische Breiten- und Talentförderung weiterzuentwickeln.
Durch eine kontinuierliche zirkuspädagogische Arbeit als ein innovatives Feld für schulische, außerschulische und berufsorientierende Qualifikationen werden Kinder und Jugendliche in ihren Schlüsselkompetenzen gestärkt.

Zur Finanzierung der Entwicklungsfelder benötigt der Kooperationspartner LAG Zirkus im Jahre 2011 Jahr Mittel in Höhe von 21.000 € sowie in den vier Folgejahren jeweils 27.000 €. Dies sind jeweils 75 % der jährlich benötigten Personalkosten. Die übrigen 25 % beabsichtigt „CircO Hannover“ durch Einnahmen zu erwirtschaften.


Theaterprojekt zu Antisemitismus mit „jungesschauspiel Hannover“
In der persönlichen Begegnung von insgesamt 37 TeilnehmerInnen und durch die gemeinsame theaterpädagogische Arbeit sollen Jugendliche im Alter von 19 bis 24 Jahren die Chance zu einem anderen, neuen Blick auf politische – und Glaubensgegensätze bekommen. Das ganz konkrete Leben aus der Alltagsperspektive der Jugendlichen ist Motor dieses Verstehensprozesses.

Im August/September 2011 werden die Jugendlichen in der Hauptspielstätte des „jungesschauspiel Hannover“ im Ballhof, aufeinandertreffen und für einen Monat gemeinsam leben und arbeiten. In dieser Wohn- und Probengemeinschaft wird Raum sein für verschiedene Arten der Auseinandersetzung, für Vorurteile, Streit, Versöhnung, für das Kennenlernen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten.

Es finden in der Zeit der Produktion tägliche Treffen und Proben statt. Der spielerische Umgang, das Nachspielen von Lebenswirklichkeit und persönlichen Zusammenhängen soll eine für die jungen Menschen neue Verständigungsgrundlage ermöglichen. Was sonst nur Geschichtsbücher und Medien vermitteln, wird im persönlichen Gespräch und im performativen Zugriff unter anderen und aus dem Prinzip der Begegnung und Verständigung heraus erörtert und ausgetauscht.
Am Ende dieses Monats ist ein Theaterabend entstanden, der sich dann collagenhaft sowohl aus dem hier gemeinsam Erlebten speist als auch aus den ganz persönlichen Geschichten, die jede/r Einzelne mitbringt.

Erweitert wird das Programm durch Begegnungen mit interessierten Menschen aus Hannover, die die Gruppe in ihren Arbeitsräumen im Ballhof besuchen können.

Zur Finanzierung des Projekts wird ein Betrag in Höhe von 7.068 € aus dem Ansatz Kulturelle Bildung bereitgestellt.



"Theater mobil"
"Theater mobil" ist ein Projekt der Theatergruppe "jungesschauspiel Hannover" in Kooperation mit dem Fachbereich Jugend und Familie. Mit dem "Theater mobil" betreibt "jungesschauspiel Hannover" eine Variante der theaterpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen, mit der es auf die Tatsache reagiert, dass bildungsferne Jugendliche nicht von sich aus den Weg ins Theater finden und schon gar nicht den Weg auf die Bühne. "Theater mobil" entspricht in seinem Ansatz dem immer größer werdenden Stellenwert der Theaterarbeit mit jungen Menschen im Kontext der Diskussion um die Bedeutung außerschulischer Bildung von Kindern und Jugendlichen.

Im "Theater mobil" verlässt ein Team von KünstlerInnen sowie TheaterpädagogInnen den angestammten Spielort und geht an die Schulen und andere jugendrelevante Institutionen der Stadt Hannover, um dort vor Ort mit den Jugendlichen zu ihren eigenen Themen und Geschichten zu arbeiten.

Ziele des Projekts sind die Förderung persönlicher Entwicklungen und sozialer Kompetenzen sowie die Ausbildung von Kreativität. Die Reflexion der Lebenswelt und deren Bezug auf die eigene Person erfolgt mittels darstellender Medien.

Das Projekt wendet sich an Jugendliche der Klassen 9 und 10 der Haupt-, Real- und Gesamtschulen.

Zur Durchführung und finanziellen Absicherung des Projekts wird ein Betrag in Höhe von 10.000 € zur Verfügung gestellt.


"Balu und Du"
Das Projekt „Balu und Du“ (in Anlehnung an den Klassiker der Filmproduktion "Das Dschungelbuch") kümmert sich um Kinder, die aus verschiedenen Gründen mehr Zuwendung bedürfen. Jedem „Mogli“, also dem betreffenden Kind, wird ein „Balu“, ein ehrenamtlicher junger Erwachsener, als Mentor zur Seite gestellt. Die beiden treffen sich ein Jahr lang einmal in der Woche für einige Stunden. Sie unternehmen gemeinsam Dinge, die schlummernde Begabungen des „Moglis“ wecken und das Kind fördern. „Balu“ und „Mogli“ meistern gemeinsam Schwierigkeiten und Tücken des Alltags. Sie erleben neue Dinge zu Hause, an der frischen Luft und haben Freude an gemeinsamen Aktivitäten. „Balu“ bietet dem Kind Anregungen über das schulische Umfeld hinaus. Das Kind baut auf diese Weise Selbstvertrauen auf, wodurch sich oft auch die schulischen Leistungen verbessern.

Mit diesem Programm werden Mädchen und Jungen im Grundschulalter angesprochen und individuell gefördert. Den erforderlichen Rahmen zur Unterstützung bilden ehrenamtliche MitarbeiterInnen im Alter von 18 bis 30 Jahren.

Der Caritasverband Hannover e.V. ist Träger dieses außerschulischen Bildungsprogramms. Bereits in 2009 kristallisierte sich ein Einstieg des Diakonischen Werkes, Stadtverband Hannover e.V. heraus, der 2010 in ein gemeinsames Projekt mit dem Caritasverband Hannover e.V. eingestiegen ist.

Als Mentoring Programm initiiert, hat sich zwischenzeitlich eine Praxis aus persönlichen Hilfen und Mobilisierung sozialkultureller Kompetenz bei den beteiligten Kindern mit dem Ziel der besseren Bewältigung lebensweltbezogener Aufgaben und Teilhabe am Schulleben entwickelt. Die Kinder machen neue Erfahrungen und erhalten außerschulische Lernanregungen.

Für dieses Programm werden 27.000 € zur Verfügung gestellt.


Internationales Kino für Kinder
Einmal pro Monat findet eine Kinderfilmvorführung zu Themen wie Rollenverteilung in der Familie, Kindergarten/Schule, Freizeitwahrnehmung oder auch Umgang mit Mobbing und Gewalt für Kinder und ihre Eltern statt. Die Kinder tauschen sich in ihren Gruppen über den Film aus, während die Eltern in einem moderierten Gespräch über die Film dargestellte Problematik sprechen. Anschließend tauschen sich die Eltern gemeinsam auch über die Unterschiede zwischen dem Herkunftsland und Deutschland aus und erhalten gegebenenfalls Empfehlungen und Arbeitshilfen zum Thema. Die Zielgruppe sind Kinder im Vorschul- und Grundschulalter und ihre Eltern aus Afrika, Polen, Russland und Südamerika. Die Teilnahme ist für alle Interessierten offen.

Zielsetzung ist die Stärkung der Rechte der Kinder im Gespräch mit ihren Eltern sowie die Besprechung von Lösungsansätzen zur Stärkung der Rechte wie sie im Film aufgezeigt werden.
Die Dauer des Projektes beträgt 14 Monate.

Mit diesem Projekt werden neben Vertretern der Aufnahmegesellschaft vier große Zuwanderergruppen erreicht, die sich in Gesprächen und interaktiver Arbeit über eigene Rollen, Ansichten, Werte- und Normenvorstellungen austauschen.
Das Projekt zeichnet sich durch das integrierte Angebot aus, an dem gleichzeitig Eltern und Kinder alters- und bedarfsorientierte Austauschmöglichkeiten zu einem gemeinsamen Thema bekommen.

Aus dem Budget kulturelle Bildung werden 1.000 € bereitgestellt.


MitmachZirkus Fährmannsfest
Ein spezielles Mitmachangebot für Kinder des hannöverschen Kinderzirkusnetzwerk stellt dieser Beitrag zum Fährmannsfest dar. Das erarbeitete Programm kommt bereits während des Festes zur Aufführung. Damit wird gleichzeitig eine Aufforderung verbunden, sich in einem der Kinderzirkusse in Hannover zu engagieren.

Hierfür werden 1.000 € aus dem Ansatz kulturelle Bildung bereitgestellt.


Biographiearbeit mit Jugendlichen
In diesem Projekt arbeiten Mädchen und Jungen aus verschiedenen Kulturkreisen, die in Einrichtungen der offenen Arbeit ihre Freizeit verbringen an der Darstellung ihrer Biografie unter dem besonderen Aspekt ihres kulturellen familiären Hintergrunds. Die Ergebnisse werden mittels kultureller Medien wie Tanz, Video, Theater, Malerei usw. umgeformt und dargestellt. Welche kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten gewählt werden, ergibt sich aus der Beteiligung in der Gruppe und Neigung.

Hierfür werden aus dem Ansatz kulturelle Bildung 1.000 € bereitgestellt.


Girls on Stage 2011 - ein Projekt kultureller Mädchenbildung.
Bei der Bühnenshow „Girls on Stage“, veranstaltet vom Mädchenarbeitskreis (MAK) Hannover der freien und städtischen Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie des Mädchenhauses Hannover, handelt es sich um ein Projekt kultureller Mädchenbildung. Mädchen im Alter von 8 – 18 Jahren erhalten Gelegenheit, ihre vielfältigen Talente vor Publikum zu zeigen. Dabei steht der Gedanke im Vordergrund, das, was zuvor in Workshops geübt, erprobt und erlernt wurde, unter professionellen Bedingungen den Eltern, Freundinnen und anderen auf der Bühne zu präsentieren. Die Mädchen haben die Möglichkeit, auf der Bühne ein reales "Showfeeling" zu erleben, beklatscht und gefeiert zu werden.
Jeder Workshop (Capoeira, Akrobatik, Gesang) wird von qualifizierten Trainerinnen betreut und bietet jeweils bis zu 20 Mädchen die Möglichkeit der Teilnahme. An dem Programm können sich bis zu 75 Mädchen beteiligen.

Zur Absicherung des Projekts kultureller Mädchenbildung werden 2.030 € zur Verfügung gestellt.













3. Zusammenfassung und Finanzierung
Projekttitel
Finanzierungsbedarf 2011
„Musik in….“
50.000 €
Musikalische Früherziehung
50.000 €
Lesementoring
25.000 €
Lesestart Hannover - eine Aktion zur frühkindlichen Leseförderung
7.500 €
Medienkompetenz
20.800 €
Tanzprojekt MOTS basic
13.500 €
Respekt! Sahlkamp
13.000 €
CircO
21.000 €
Theaterprojekt zu Antisemitismus
7.068 €
"Theater mobil"
10.000 €
"Balu und Du"
27.000 €
Internationales Kino
1.000 €
MitmachZirkus Fährmannsfest
1.000 €
Biographiearbeit mit Jugendlichen
1.000 €
„girls on stage“
2.030 €
Gesamt:
249.898 €
51.5 
Hannover / 23.06.2011