Antrag Nr. 1388/2022:
Dringlichkeitsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der SPD-Fraktion zu Maßnahmen gegen unkontrollierten Crack-Konsum einleiten

Informationen:

verwandte Drucksachen:

1388/2022 (Originalvorlage)
1828/2022 (Änderungsantrag)

Beratungsverlauf:

Antragsteller(in):

Gemeinsamer Antrag von Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und SPD-Fraktion

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".

Dringlichkeitsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der SPD-Fraktion zu Maßnahmen gegen unkontrollierten Crack-Konsum einleiten

Antrag

1. Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob und wo es im Umfeld des Nordausgangs des Hauptbahnhofs einen geeigneten Ort gibt, der einen Raum für den geschützten, sicheren und sauberen Konsum der Droge Crack (im Folgenden Crack-Konsumraum genannt) bieten kann. Des Weiteren ist ein Kostenplan für einen ebensolchen Crack-Konsumraum zu erstellen und dem Rat der Landeshauptstadt Hannover rechtzeitig vor dem Beratungszeitraum des Haushalts 2022 vorzulegen. Es wird angeregt, eine gemeinsame Finanzierung des Modellprojektes mit der Region Hannover abzustimmen.

2. Des Weiteren wird die Verwaltung beauftragt zu prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen die Möglichkeit besteht, dass die Stadt Hannover alleine oder in Kooperation mit den Städten Frankfurt/Main bzw. Hamburg ein Modellprojekt mit dem Bund initiiert. Dieses Projekt hat zum Ziel, ein geeignetes Substitut für die Droge Crack zu finden und seine medizinische Wirksamkeit zu beweisen. Gleichzeitig sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Ermöglichung eines Gruppenkonsums zu eruieren. Eine wissenschaftliche Begleitung eines solchen Modellprojekts ist anzustreben.

Begründung


Zu 1. Seit einigen Jahren ist Crack die vorherrschende Droge in der „offenen Szene“ nicht nur in Hannover, sondern in vielen deutschen Großstädten. Gründe dafür sind die hohe Verfügbarkeit auf dem Markt und der relativ einfache Konsum über sogenannte Crack-Pfeifen. Das hohe Suchtpotenzial und die enthemmende, teilweise schizophrenieähnliche Wirkung ist nicht nur eine Gefahr für die Konsumierenden, sondern führt immer wieder zu aggressivem Verhalten und Gewalt unter den Konsumierenden. Ein geschützter Konsum in begleiteter Umgebung, ähnlich dem Diamorphin-Konsumraum im „Stellwerk“ (Augustenstraße), kann die negativen Begleiterscheinungen des Konsums mindern, Konsumierende schützen und für die nötige Distanz zu Unbeteiligten im öffentlichen Raum führen.

Zu 2. Aus den langjährigen Erfahrungen mit der Diamorphin-Substitution liegen positive Erkenntnisse über diese Form der Bekämpfung von schwerem Drogenmissbrauch bei hohem Abhängigkeitspotenzial vor. Menschen konnten aus der Verelendung gerettet und zum Teil in einen geregelten Tagesablauf integriert werden – bis hin zur Wiederaufnahme einer regelmäßigen Tätigkeit. Diese Ziele sollte ein Pilotprojekt zur Crack-Substitution ebenfalls verfolgen. Da momentan noch kein wirksames und mithin geeignetes Substitut vorliegt, soll Hannover in Abstimmung mit dem Bund und nach Möglichkeit in Kooperation mit anderen Städten mit ähnlichen Problemlagen ein solches Projekt initiieren. Die wissenschaftliche Begleitung sorgt für Sicherheit aller Teilnehmenden, Transparenz im Vorgehen und eine Dokumentation der Ergebnisse.


Dr. Elisabeth Clausen-Muradian/
Dr. Daniel Gardemin Lars Kelich
Fraktionsvorsitz Fraktionsvorsitzender