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Bei der Planung wurden Aspekte der sozialen Sicherheit und barrierefreien Gestaltung der Grünflächen berücksichtigt. Die Planung wurde mit dem Beauftragten für Menschen mit Behinderung der Landeshauptstadt Hannover abgestimmt. Von der geplanten Umgestaltung sind alle Geschlechter und gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen betroffen. Bei der Ausstattung wurden deren Bedarfe gleichermaßen berücksichtigt.
Das Mühlenberger Zentrum liegt im Sanierungsgebiet Mühlenberg, das vollständig in das Städtebauförderungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten“ (ehemals „Soziale Stadt“) aufgenommen wurde. Zu den beschlossenen Sanierungszielen für das Gebiet zählen die Aufwertung öffentlicher und privater Freiräume inklusive der Einbeziehung und Berücksichtigung der Belange von Menschen mit Behinderung im Sinne von Inklusion (siehe B-DS 2079/2015 N 1).
Von September 2016 bis zum Frühjahr 2018 wurde das Freiraumentwicklungskonzept Mühlenberg (FREK, siehe B-DS 1344/2018) als Rahmenplan bzw. Handlungsgrundlage für die Sanierung Mühlenbergs erarbeitet und Ende 2018 vom Rat der Stadt Hannover als Beschlussdrucksache beschlossen und dient als Grundlage für die weitere, vertiefende Planung im Sanierungsgebiet. Als die wichtigste Maßnahme im Bereich Städtebau ist im FREK die Umgestaltung des Mühlenberger Zentrums benannt worden.
In den nachfolgenden Abstimmungen wurde die Umgestaltung als dringliches und maßgebliches Sanierungsprojekt von Seiten der politischen Gremien, der Sanierungskommission und der Verwaltung eingestuft.
Das Zentrum ist Dreh- und Angelpunkt des Quartiers, befindet sich derzeit aber in einer Trading-Down-Phase mit Funktions- und Substanzschwäche.
Die Umgestaltung entspricht dem Sanierungsziel „Förderung und Stärkung der lokalen Ökonomie sowie der wohnungsnahen Versorgung…“ und soll den im Einzelhandelskonzept festgesetzten zentralen Versorgungsbereich (D-Zentrum) stärken.
Die Weiterentwicklung des Zentrums zu einem barrierefreien Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität hat große Bedeutung für die Identität der Bewohner*innen im Stadtteil und ist ein wichtiger Baustein für das Image des Stadtteils dient der Stärkung des Einzelhandelsstandortes, insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Entwicklung des unmittelbar angrenzenden eon-Grundstücks in der Tresckowstraße.
Der Stadtteil Mühlenberg besitzt ein klares städtebauliches Zentrum, welches entwicklungsbedingt am Rand des Stadtteils liegt.
Das Mühlenberger Zentrum wurde in drei Bauabschnitte aufgeteilt: der Marktplatz (I.BA), die Fußgängerzone Mühlenbergzentrum (II.BA) und der Park-and-Ride-Platz mit der Busumsteigeanlage und dem angrenzenden Stauffenbergplatz (III BA). Der III.BA wird separat zu einem späteren Zeitpunkt umgestaltet.
Beteiligung
Aufbauend auf den Beteiligungsergebnissen im Rahmen des FREK, wurden die Planung und Gestaltung in einem transparenten offenen Prozess gemeinsam mit den Gewerbetreibenden, den angrenzenden Institutionen, Politik, Akteur*innen im Stadtteil und den Nutzer*innen des Mühlenberger Zentrums erarbeitet. Dafür wurde 2023 ein umfangreicher mehrstufiger Beteiligungsprozess durch das Büro plan zwei aus Hannover durchgeführt.
So fanden mehrere öffentliche Abendveranstaltung im Stadtteilzentrum in Kombination mit zwei mehrwöchigen öffentlichen Ausstellungen statt. Eine Beteiligungs-Website wurde für das Projekt für Rückmeldungen von Informationen und Anregungen eingerichtet. Am 02.06.23 wurde direkt im Planungsgebiet ein eintägiger Freiraumtest im Rahmen des Europäischen Nachbarschaftstages durchgeführt, der sehr gut angenommen wurde. Am 14.11.23 und 22.08.24 erfolgten Abstimmungstermine vor Ort mit dem angrenzenden Kirchenzentrum zur Planung.
Im Mai 2023, Juni 2024 und Januar 2025 wurde die Planungsideen, der Vorentwurf und der Entwurf in der Kommission Sanierung Sozialer Zusammenhalt Mühlenberg vorgestellt und diskutiert.
Durch diese umfangreiche Beteiligung konnten viele Wünsche und Ideen in den Planungsprozess einfließen. Mit der Planung wurde das Landschaftsarchitekturbüro GrünPlan aus Hannover beauftragt.
Planung
Das Entwurfsgebiet umfasst ca. 8.000 m² und spannt sich zwischen dem Busbahnhof und Park-and-Ride-Platz (zukünftiger 3. BA) im Nordosten und der Leonore-Goldschmidt-Schule/Stadtteilzentrum im Südwesten auf.
Planung und Ideen wurden in einem kontinuierlichen Prozess mit Einwohner*innen,
Anlieger*innen, Marktamt und Gewerbetreibenden diskutiert.
In der Beteiligung wurden vielfach mehr Aufenthaltsqualität und einzelne Bewegungs- und Spielangebote für Kinder und Jugendliche gewünscht. Die Planung enthält daher – neben diversen Sitzgelegenheiten und zusätzlicher Begrünung – unterschiedlich ausgestattete, farblich abgegrenzte Bewegungs- und Spielinseln („Aktionsflächen“) an ausgewählten Standorten, die sowohl zu körperlicher Aktivität anregen als auch Räume für intersoziale und -kulturelle Begegnung offerieren.
Ziel ist es, die ersten beiden Bauabschnitte - Fußgängerzone und Markt - mit der Umsetzung eines überzeugenden Konzeptes, welches großzügige Entsiegelungen heute befestigter Flächen enthält, mehr Platz für Bäume und Grün sowie die Nutzung und Aufenthaltsqualität des Entwurfsgebietes in den Vordergrund stellt, zukunftsfähig zu machen.
Der Vorentwurf „Schwung“ (s. Anlage) ist eine landschaftsarchitektonische Sanierungsmaßnahme, welche behutsam mit dem Bestand umgeht, Material aufnimmt und z.B. das vorhandene Klinkerpflaster wiederverwendet. Im Bereich der beiden neuen Bewegungsinseln und dem Marktplatz wird ein neuer barrierefreier Asphaltbelag eingebaut.
Durch Sitzauflagen auf den Hochbeeteinfassungen, Holzbänke Modell „Eifel“, Bühnenpodest und Sitzhocker wird es im Zentrum verschiedene Arten von Sitzmöglichkeiten für alle Bevölkerungsgruppen geben.
Die öffentliche Bühne kann für Events (z. B. Konzerte) oder für winterliche Märkte genutzt werden. Ein Stromanschluss für die Bühne wird eingeplant. Die Bühne wird durch das angrenzende Stadtteilzentrum „Weiße Rose“ betreut und verwaltet. Ergänzend wird im Bereich der Bühne eine Baumhülse eingebaut, die zum Aufstellen eines Weihnachtsbaumes genutzt werden kann.
Bei den Spielangeboten handelt es sich um einen Teqballtisch (Aktionsfläche 1), Hüpfsteine zum Balancieren (Aktionsfläche 2), zwei Brettspielflächen (Aktionsfläche 3) sowie ein Bodentrampolin und eine Slackline (Aktionsfläche 4). Das Spielangebot wird durch das Grünflächen-Pflegemanagement betreut.
Um den Platz sauber zu halten, sollen zahlreiche Müllbehälter aufgestellt werden.
Generell musste bei der Planung auf den vorhandenen Stadtbahntunnel und den vorhandenen Leitungsbestand geachtet werden. Mindestabstände zu vorhandenen Leitungen mussten genauso wie die Forderungen der Üstra bzgl. Mindestüberdeckung und Abdichtungen zum Bauwerk und Verkehrslasten berücksichtigt werden.
Die im Bereich des Mühlenberger Zentrums befindlichen Baumstandorte wurden in den 1980 er Jahren hergestellt. Diese entsprechen hinsichtlich ihrer zu kleinen, offenen, unversiegelten Baumscheiben sowie des fehlenden Spezialsubstrats nicht dem aktuellen Regeln der Technik. Ein weiterer Aspekt, der die Situation erschwert, ist die Tatsache, dass sich der Großteil der Bäume auf dem Tunnelbauwerk der Stadtbahn befindet, sodass ein Anschluss zum gewachsenen Boden und somit eine entsprechende Grundwasseranbindung fehlt.
Diese Faktoren haben in der Vergangenheit bereits dazu geführt, dass ein Großteil der Bäume eine nur eingeschränkte Vitalität aufweist und Einzelbäume bereits gefällt und nachgepflanzt werden mussten.
Aus den genannten Gründen wurde sich daher fachlich im Zuge der Sanierung des Mühlenberger Zentrums für eine großflächige Überarbeitung der Baumstandorte nach den aktuellen Regeln der Technik ausgesprochen. Dies bedeutet, dass großflächige Entsiegelungen und Wurzelraumvergrößerungen umgesetzt sowie ein spezielles Baumsubstrat eingebaut werden soll. Durch die Entsiegelungen kommt es insgesamt zu einer deutlichen Aufwertung und der Grünflächenanteil kann im Vergleich zum Bestand um +14 % auf insgesamt 17 % erhöht werden.
Da ein Teil des Sanierungskonzepts vorsieht, das Wurzelvolumen durch Hochbeete zu erhöhen, ist es zur Umsetzung erforderlich, insgesamt 29 der vorhandenen Bäume im Bereich des Zentrums zu fällen. Dem entgegen steht die geplante Nachpflanzung von insgesamt 21 Bäumen und 14 kleinkronigen mehrstämmigen Gehölzen. Dabei sind die Hochbeete so angeordnet, dass weiterhin ein gutes Erreichen der Ladeneingänge möglich ist.
Insgesamt können durch die Maßnahmen der Sanierung der Baumstandorte langfristig das Grünvolumen sowie die Artenvielfalt nachhaltig verbessert werden, weshalb hier fachlich keinerlei Bedenken gegen die Entnahme der Bäume bestehen.
Zur Verbesserung der Barrierefreiheit wird die Fußgängerzone mit taktilen Elementen (Rippen- und Noppenplatten) ausgestattet.
Die zukünftig barrierefreie Marktplatzfläche erhält komplett einen aufgehellten Asphaltbelag. Die hellere Oberfläche kann stärker eine hitze- und strahlungsreflektierende Wirkung erzielen als herkömmliche Asphaltbeläge. Das vorhandene Gefälle bleibt erhalten, Anschlussflächen werden höhentechnisch angepasst. Entwässerungsabläufe werden reguliert.
Der vorhandene Anna-Blume-Brunnen soll wieder beleuchtet werden und mit neuen Sitzhockern zum Aufenthalt am Wasser einladen.
Ein öffentlicher Trinkwasserbrunnen in der Nähe des Kirchenzentrums trägt durch die verbesserte Versorgung mit Trinkwasser zur Erhöhung der Verweildauer auf dem Platz bei. Die Installation des Trinkwasserbrunnes trägt zusätzlich im Zusammenhang mit dem Ausbau des Trinkwasserbrunnennetzes dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
Um zukünftig illegale Überfahrten auf den Marktplatz zu unterbinden wird eine elektrische Schrankenanlage auf der Seite zum Kardinal-Galen-Hof angeordnet, so dass nur für Berechtigte wie für Marktfahrzeuge eine Platzzufahrt ermöglicht wird.
Die Bereiche Markt und Zentrum werden durch die geplante Maßnahme förmlich stärker miteinander verbunden, die Umgestaltung mit den geplanten Hochbeeten in der Fußgängerzone Mühlenbergzentrum gewährleistet aber ausreichend Platz und Sichtbarkeit und lässt dadurch weiterhin die gleichzeitige Nutzung von Fußgänger*innen und Radfahrenden zu.
Zahlreiche neue Fahrradbügel werden ergänzend bedarfsgerecht an geeigneten Stellen in der Fußgängerzone und auf dem Marktplatz aufgestellt.
Beleuchtungskonzept für den Mühlenberger Marktplatz:
Modernisierung der Marktplatzbeleuchtung – Bestand, Konzept und Zielsetzung
Der Marktplatz wurde in den 1980 er Jahren gestaltet und verfügt über eine inzwischen veraltete Beleuchtung, die sowohl energetisch ineffizient als auch funktional eingeschränkt ist. Eine ungleichmäßige Ausleuchtung sorgt insbesondere in den Randbereichen für dunkle Zonen, die das Sicherheitsempfinden der Nutzer*innen beeinträchtigen. Hinzu kommen ein hoher Energieverbrauch durch veraltete Leuchtmittel und Steuerungstechnik sowie eine unattraktive Erscheinung, die nicht mehr zur geplanten zukünftigen urbanen Gestaltung passt.
Ziel der geplanten Maßnahme ist es, die Beleuchtungssituation auf dem Marktplatz umfassend zu modernisieren, um Sicherheit, Funktionalität und gestalterische Qualität deutlich zu erhöhen. Durch den gezielten Einsatz moderner Technik sollen insbesondere sogenannte Angsträume vermieden und die Aufenthaltsqualität gesteigert werden. Die Umsetzung erfolgt unter Verwendung von Leuchten aus dem städtischen Beleuchtungsportfolio der Marken Selux und Signify.
Das neue Beleuchtungskonzept basiert auf einer gleichmäßigen, blendarmen Ausleuchtung des gesamten Platzes. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Gehwegen und angrenzenden Aufenthaltsbereichen, die künftig heller und damit sicherer gestaltet werden. Eingesetzt wird energieeffiziente LED-Technologie, die zugleich eine deutlich geringere Umweltbelastung verursacht und langfristig Betriebskosten spart. Für die offenen Flächen und den Bereich rund um den Brunnen kommen Selux Olivio LED-Mastleuchten zum Einsatz, die mit bis zu 120 Lumen pro Watt besonders effizient arbeiten. Sie verfügen über einen modularen Aufbau für unterschiedliche Lichtverteilungen und werden in den Nachtstunden zwischen 22:00 Uhr und 5:00 Uhr auf 50 % der Lichtleistung gedimmt.
Für Gehwege, Verkehrsflächen in Richtung Stadtbahn und den Passagenbereich werden Signify CityCharm Cordoba LED-Leuchten eingesetzt. Diese kombinieren ein elegantes Design mit warmweißem Licht (3000 K, bis zu 96 lm/W) und verfügen ebenfalls über eine automatische Nachtabsenkung.
Darüber hinaus wird in die neuen Sitzbänke eine indirekte Beleuchtung mit LED-Lichtbändern integriert, die eine dekorative und einladende Atmosphäre schafft. Für die Weihnachtszeit sind Gobo-Strahler vorgesehen, die grafische Motive auf den Boden projizieren und an den Masten in niedriger Höhe installiert werden. Die laufenden Betriebskosten für die Gobo-Strahler sollen – wie bereits in der Vergangenheit – über private Verträge zwischen den örtlichen Geschäftsleuten bzw. der Interessengemeinschaft und enercity gedeckt werden.
Durch die neue Beleuchtung wird die Aufenthaltsqualität deutlich erhöht – durch eine angenehme Lichtatmosphäre, die zum Verweilen einlädt, die Orientierung erleichtert und den Platz insgesamt lebendiger und einladender wirken lässt.
Bauzeiten/Bauablauf
Die Baumaßnahmen beginnen voraussichtlich im Sommer 2026. Die Umsetzung soll in Bauabschnitten erfolgen.