Informationsdrucksache Nr. 1217/2023:
Verkauf des Grundstücks "Pascalstraße"

Informationen:

verwandte Drucksachen:

1217/2023 (Originalvorlage)

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

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1217/2023
1
 

Verkauf des Grundstücks "Pascalstraße"

Es ist beabsichtigt, das in der Anlage 1 gekennzeichnete Grundstück zu veräußern.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Es handelt sich um einen Grundstücksverkauf zum Zwecke der Errichtung einer universitären Forschungs- und Bildungseinrichtung. Das geplante universitäre Bauprojekt kommt Forschenden und Studierenden aller Geschlechter gleichermaßen zugute.

Kostentabelle

Die finanziellen Auswirkungen und weitere Einzelheiten werden in der vertraulichen Beschluss-Drucksache erläutert.

Projekt „Opticum“:

Die Wissenschaftler*innen des Exzellenzclusters "PhoenixD: Photonics, Optics, and Engineering - Innovation across Disciplines" an der Leibniz Universität Hannover (LUH) forschen an der Weiterentwicklung von optischen Technologien. Die Optikforscher*innen untersuchen u.a. zusammen mit Projektpartner*innen der TU Braunschweig und des Laser Zentrums Hannover e. V. (LZH), wie komplexe Optiksysteme durch moderne Fertigungsverfahren - beispielsweise den 3D-Druck - für einen Bruchteil des heutigen Preises in einer kurzen Entwicklungszeit realisiert werden können.

In dem geplanten „Opticum“ sollen künftig etwa 120 Forschende aus den Fachgebieten Physik, Maschinenbau, Elektrotechnik, Mathematik, Informatik und Chemie gemeinsam unter einem Dach an der Digitalisierung der Optikforschung und Optikproduktion arbeiten. Optische Technologien kommen in vielfältigen Anwendungen wie Smartphone-Kameras, Online-Streaming per optischer Glasfaser, Laserschweißen von Autokarosserien und 3D-Abbildungen in der Medizin zum Einsatz und machen damit einen digitalen Alltag erst möglich.

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat die Förderempfehlung des Wissenschaftsrates zum Bau des Forschungsgebäudes "OPTICUM - Optics University Center and Campus" mit 54,2 Millionen Euro bestätigt. Die Finanzierung erfolgt jeweils zur Hälfte vom Bund und dem Land Niedersachsen. Die Leitung des „Opticums“ wird die im Frühjahr 2020 gegründete Leibniz-Forschungsschule für Optik & Photonik (LSO) übernehmen. Diese ist in ihrer Struktur einer Fakultät gleichgestellt.

Der neue Gebäudekomplex ist in vier Bausteine untergliedert. Der erste Baustein beherbergt den Kern des Opticum, während der zweite als Erweiterung des Forschungsbaus mit Seminarräumen und Hörsaal fungiert. In den Bausteinen 3 und 4 befindet sich ein Technologiezentrum für Ausgründungen mit einer Tiefgarage. Der zentrale Bau des „Opticum“ sieht einen Eingangsbereich mit Atrium vor, der als zentraler Anlaufpunkt alle Gemeinschaftsflächen vereint: den zentralen Pförtnerbereich mit Sicherheitsleitstelle, ein Café, Konferenzräume, Ausstellungsflächen, eine Bibliothek und eine Kinderbetreuung. Die hochsensiblen optischen Labore befinden sich im Untergeschoss und sind damit aus Sicherheits- und Vertraulichkeitsgründen weitestgehend abgeschirmt.

Das Bebauungskonzept ist mit dem Fachbereich Planen und Stadtentwicklung abgestimmt.

Der neue Forschungsbau soll auf dem Grundstück an der Pascalstraße, in unmittelbarer Nachbarschaft zum LZH in der Science Area 30 X errichtet werden.

Die Erschließung der Fläche durch die im Bebauungsplan ausgewiesene Erschließungsstraße wird derzeit durch den Fachbereich Tiefbau und die Stadtentwässerung hergestellt. Mitte September 2023 soll mit den Hochbaumaßnahmen begonnen werden.

Grundstück:

Das Grundstück liegt im rechtsverbindlichen Bebauungsplan Nr. 1449 und ist als Sondergebiet für Wissenschaft und Forschung ausgewiesen.

Aktuell werden umfangreiche Baumaßnahmen für die erforderliche Infrastruktur (Versorgung, Anbindung) zur Erschließung durchgeführt.

Auf dem Gebiet der Science Area 30 X befindet sich das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Hannover - Stöcken (Akkumulatorenfabrik), welches im Zweiten Weltkrieg eines der Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme war. An das Schicksal der ehemaligen Häftlinge des KZ Stöcken erinnert seit 1987 ein Mahnmal an der Kreuzung Hollerithallee/ Auf der Horst. Nähere Informationen zur geplanten Erschließung des ehemaligen KZ-Geländes finden sich in der Beschluss-DS 0095/2023. Dieses befindet sich östlich des Grundstückes. Nach Luftbildern von 1943 und 1945 befand sich aber auch auf dem jetzigen, weiter westlich gelegenen Gelände ein weiterer Lagerkomplex von 12 oder 13 Baracken, über dessen Entstehung und Nutzung nur spärliche Informationen vorliegen. Für die Kriegszeit ist eine Nutzung als Zwangsarbeits- und vielleicht auch als Kriegsgefangenenlager anzunehmen. Nachdem die historischen Quellen keine ausreichende Überlieferung über das Lager westlich des KZ-Außenlagers geben, ist das potenziell im Erdreich erhaltene archäologische Bodenarchiv die einzige Quelle, um Aussagen über dessen Entstehung, Nutzung/en und seine Funktion und Ausdehnung zu sichern. Auch getrennte oder etwa gemeinsam genutzte Infrastruktur beider Lager lassen sich nur archäologisch fassen. Die Arbeiten zur Anlage der Straße sowie die spätere Baufeldfreimachung für das Opticum werden daher archäologisch begleitet und dokumentiert. Sämtliche Tätigkeiten finden in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege statt.

Fazit:

Die Verwaltung hat weiterhin an einer konsequenten Ausrichtung auf innovative Unternehmen, respektive Institutionen mit Forschung und Entwicklung in der Science Area 30 X (ehemals Wissenschaftspark WTH) festgehalten und nach der Fertigstellung des hochwertigen Landschaftskerns ein spezifisches Marketing für das Gebiet eingesetzt.

Eine Ansiedlung der LUH an diesem Standort entspricht nicht nur den aktuellen Zielen zur Stärkung der Science Area 30 X als Wissenschaftsstandort in Hannover, sondern greift insbesondere auch die mit der Übernahme des Areals verbundene Zielrichtung für die Gebietsentwicklung, der Verortung der LUH mit seinen Fakultäten und Ausgründungen an diesem Standort, auf.

23.3 
Hannover / 31.05.2023