Informationsdrucksache Nr. 1041/2017:
Alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung
- Bericht nach dreijähriger Erprobungsphase

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Sozialausschuss
An die Stadtbezirksräte 01 - 13 (zur Kenntnis)
 
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1041/2017
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Alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung
- Bericht nach dreijähriger Erprobungsphase

Vorbemerkung
Hintergrund, Inhalt und Zweck der Vorlage
Mit Informationsdrucksache Nr. 0025/2014 hat der Fachbereich Senioren die Ratsgremien über Ziele, Vorgehensweise und Schwerpunkte des Konzeptes der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung informiert. Das Konzept sah eine modellhafte Erprobung an drei Standorten / Quartieren – Döhren, Kirchrode, Südstadt - vor.

Nach der auf ca. drei Jahre angelegten Erprobungsphase wird mit der vorliegenden Drucksache über die gewonnenen Erkenntnisse informiert, welche Fortsetzung und welche mögliche Ausweitung auf weitere Quartiere in näherer Zukunft denkbar sind.

Daneben hat sich gezeigt, dass Planungsrunden zur alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung mindestens eine hohe Beteiligungsschnittmenge zu den bestehenden Netzwerken für Seniorenarbeit (stadtweites Netzwerk und jeweils stadtbezirkliche Netzwerke) haben – so dass eine Neuausrichtung der Netzwerke für Seniorenarbeit sinnvoll erscheint, damit Doppelungen vermieden werden.

Diese Informationsdrucksache liefert einen groben Überblick zur Verfahrensweise und den Erkenntnissen, Details – auch zu den verschiedenen einzelnen Quartieren – finden sich in Anlage 1, die dortigen Informationen bilden die Grundlagen zu einem vorgesehenen ergänzenden mündlichen Vortrag.

Anlage 2 skizziert die Vielfältigkeit verschiedener Handlungsebenen auf Quartiersebene, die mit vielfach unterschiedlichem Fokus sowohl nebeneinander, als auch miteinander verzahnt zu betrachten sind.

1. Zusammenfassung der dreijährigen Modellphase:
Umfeld und Rahmenbedingungen
Gestartet wurde mit der Modellphase im Oktober 2013. Der Zeitraum Oktober 2013 bis heute war geprägt von Veränderungsprozessen, die sich auch auf die Startphase des Modellprogramms „alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ auswirkten.

Zu nennen sind dabei u. a. die Bemühungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, kleinräumige Infrastrukturentwicklungen durchzuführen. Beispiele: Für das Programm „Soziale Stadt“ wurden neue Fördergelder bereit gestellt, zu Wohnungsbauförderung und Sozialraumentwicklung wurden Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene verabschiedet, die bundesgesetzlichen Neuregelungen in der Pflege (Pflegereform), das Bundesteilhabegesetz, das Hospiz- und Palliativgesetz sowie die landesgesetzliche Novellierung des Heimgesetzes zu einem „Niedersächsischen Gesetz für neue Wohnformen“ zielen mindestens in Teilen auch darauf ab, die Sozialraumgestaltung und Quartiersentwicklung in den Kommunen zu unterstützen.

Auch der große Zustrom geflüchteter Menschen forderte und fordert von den Kommunen erhebliche Anstrengungen (Unterbringungs- und Integrationsmaßnahmen). Das war und ist auch verbunden mit großem freiwilligem Engagement vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer; insofern stand und steht für die eher als Daueraufgabe zu verstehende alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung das Potenzial dieser Helferkreise nicht unmittelbar und zusätzlich auch noch zur Verfügung. Gleichwohl haben sich über die Flüchtlingshilfe im ganzen Stadtgebiet viele Helferkreise neu gebildet, welches ebenfalls für eine Quartiersentwicklung nicht ohne Auswirkung ist (generationsübergreifende Handlungsgemeinschaften im Nahraum). Obwohl die Integration von Migrantinnen und Migranten schon länger als Aufgabenfeld sozialer Entwicklung gesehen wurde, kann man die Flüchtlingshilfe – je länger sie gebraucht wird - fast schon als neuen und zusätzlichen Fokus einer Quartiersentwicklung begreifen.

a) Startphase
Ideenwerkstatt als wichtiger Kick-off
In den drei Quartieren wurde zu Beginn jeweils eine Ideenwerkstatt durchgeführt, zu der Akteure aus dem Quartier eingeladen wurden; unabhängig von Alter, Ethnie, Geschlecht, Beruf und Ausbildung. Darüber wurde zum einen die Öffentlichkeit informiert und zum anderen die Mitwirkung und Partizipation von Akteuren in den Quartieren angeregt. Es beteiligten sich ca. 30 -100 Personen je Quartier an den Ideenwerkstätten. Darunter befanden sich z. B. Anbieter stationärer und ambulanter Pflegeleistungen, Wohnungsunternehmen, Kirchengemeinden, politisch Engagierte sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Quartier. Nachfolgende Veranstaltungen und Prozesse rekrutierten immer wieder Mitwirkende aus dem Teilnehmerkreis der Ideenwerkstätten, so dass die Ideenwerkstätten für Inhalte und Partizipation prägend waren.

Bereits in dieser Startphase zeigte sich, wie wichtig für die Planung und Umsetzung der unterschiedlichen, in den Ideenwerkstätten benannten Maßnahmen eine Organisationsstruktur ist, die eine Kommunikation von der Arbeit an der Basis im Quartier bis auf die jeweilige Entscheidungsebene sichert.

Geäußerte Bedarfe und Ideen orientieren sich dabei oftmals nicht an den Zuständigkeitsfeldern der anwesenden Vertreterinnen und Vertreter von Kommune oder anderen Trägern, insoweit muss eine Weiterleitung zu den damit angesprochenen Fachgebieten gesichert und eine weitere Kommunikation mindestens punktuell herbeigeführt werden.

Für Transparenz bei der Umsetzung von Maßnahmen und Planung weiterer Schritte in der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung zu sorgen, ist ebenso als notwendiges Ziel der Organisationsstruktur identifiziert worden.

In der Informationsdrucksache 0025/2014 wurde eine diesen Anforderungen entsprechende Organisationsstruktur näher dargestellt.

Für Veränderungsprozesse typische schwierige Findungsphase
Die Startphase und das in Gang setzen von Aktivitäten und Projekten für die damit befassten Quartierskoordinatorinnen* war sehr zeitintensiv. Die Kommunikation zwischen potenziellen Kooperationspartnern verlief mitunter schwierig und mit wenig Verständnis für ein gemeinsames Miteinander. Zu Beginn war es immer wieder Aufgabe der Quartierskoordinatorinnen, Planungen und Aktivitäten darzulegen, zu erklären und auch zu rechtfertigen. Dies trotz gut besuchter Ideenwerkstätten, Pressearbeit und des grundsätzlichen Ratsauftrages.

Mit der Zeit verbesserte sich dies jedoch deutlich. Dies dürfte in hohem Maße dem besonderen Einsatz, der fachlichen Kompetenz und dem Einfühlungsvermögen der mit dieser Aufgabe betrauten Quartierskoordinatorinnen zu verdanken sein.

So war es in den drei Modellquartieren zunächst erforderlich, schriftliche Verabredungen zu treffen und Kooperationen zu bestimmten Themenstellungen zwischen den Koordinatorinnen und Akteuren vor Ort formal zu vereinbaren. Immer wieder gestellte Fragen waren z. B. die nach Räumen für Begegnungen und Aktivitäten und im Gegenzug nach Kostenerstattungen. Kooperation wurde häufig nicht im Sinne von kostenfreiem Unterstützungsangebot der eigenen Seite, sondern eher als Möglichkeit betrachtet, mit der anderen Seite einen Vertrag über (Mit)Nutzung gegen Entgelt / Miete zu schließen.

Erst die kontinuierliche Arbeit in den Vor-Ort-Netzwerken und Arbeitsgruppen sowie in den wiederholenden Treffen/ Sitzungen zu bestimmten Themen erzeugte ein Gefühl des Miteinanders und des gegenseitigen Unterstützens i. S. guter Nachbarschaft. So erfolgte eine Identifizierung mit der Quartiersarbeit. Einige Institutionen konnten sich z.B. erst nach einer Anlaufphase von etwa 1,5 bis 2 Jahren darauf einlassen, ihre Räume für Gruppenangebote und Aktivitäten im Quartier kostenfrei zur Verfügung zu stellen und den Gewinn für sich im Miteinander und der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung sehen. So bildeten sich auch Aktivitäten der Institutionen im Rahmen alter(n)sgerechter Quartiersentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe ab und es fand eine Abkehr von dem eher einseitig eigenen Interessen geleiteten hin zu einer vom gemeinsamen Handeln getragenen Haltung statt.
*Da derzeit die Quartierskoordinatoren ausschließlich weiblichen Geschlechts sind, wird insoweit auf eine geschlechtsneutrale Darstellung verzichtet.

Quartiersentwicklung auch innerstädtisch multipel verortet
Quartiersentwicklung ist vom Grundsatz nicht neu, sie betraf schon immer verschiedene Fachdisziplinen, die städtischen Dezernate sind fast alle stark oder zumindest am Rande involviert. Für die wichtigen Bereiche Wohnen, Nahversorgung und Mobilität kann die Stadt zwar Rahmenbedingungen definieren, andere Entscheidungsträger (z. B. Wohnungsunternehmen) treten aber hinzu, manche davon mit eigenen Konzepten.

Die seit vielen Jahren etablierte Gemeinwesenarbeit in fünf Quartieren, die Beratung und Unterstützung der stadtweit 20 Nachbarschaftsinitiativen (Fachbereich Soziales) und die Koordinierung des Programms „Soziale Stadt“, das derzeit an vier Standorten stattfindet und ein integriertes Handlungskonzept mit festem Budget umfasst (beteiligt mehrere Fachbereiche), das stadtweite Programm „Mein Quartier 2030“ auf Stadtbezirksebene mit einem festen Budget zur Durchführung des Prozesses unter Beteiligung verschiedener erforderlicher Fachbereiche, das zum Stadtentwicklungskonzept „Mein Hannover 2030“ zugehörige Arbeitsprogramm mit dem Arbeitstitel „Soziales und inklusives Quartier“ (Koordinationsstelle Sozialplanung im Dezernat Soziales und Sport in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachbereichen), das interdisziplinär zu entwickelnde Modellquartier „Kronsberg Süd“ sei hier ebenfalls genannt.

Zu den städtischen Aktivitäten zählt auch die hier dargestellte „alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“– federführend dafür ist an drei Standorten mit städtischen Quartierskoordinatorinnen der Fachbereich Senioren mit der OE 57.2 (KSH) – sowie an weiteren Standorten, die durch einzelne Träger initiierte und an der Organisationsstruktur der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung orientierte Entwicklung, wie z. B. jene des Diakonischen Werks Hannover mit dem Dietrich-Kuhlmann Haus (stationäre Pflegeeinrichtung in Badenstedt), des DRK Pflegezentrums am Listholze und des Stadtteilhauses des Ev. Johannesstifts in Bothfeld (Klein-Buchholz), welche vom KSH wenigstens im Rahmen der Möglichkeiten begleitet werden. Hinzu kommen weitere Aktivitäten von Quartiersentwicklung in Stadtteilrunden, im Bereich der Kreativwirtschaft, der Wohnungsunternehmen, privat gewerblicher Akteure und auch die Träger der Projekte, die aus dem Wettbewerb „alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ eine Förderung erhalten haben und sich konzeptionell ebenfalls einbringen.

Diese Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will lediglich auf die Vielzahl von Ansätzen der Quartiersentwicklung auch in der Stadt Hannover mit meist eigenen Netzwerken hinweisen.

Informationsaustausch und Vernetzung sind unerlässlich
Innerhalb und zwischen diesen und den externen Aktivitäten und Netzwerken sind Absprachen und die Vernetzung der Netzwerke notwendig, um eine strukturierte Steuerung und Planung zu erreichen. Es gibt stadtweit – und das gilt nicht nur für Hannover, sondern für viele Kommunen, die sich mit Quartiersentwicklung befassen – neben den professionellen Akteuren auch eine Vielzahl von Initiativen zur Ausgestaltung des Sozialraums, die im Wesentlichen unvernetzt, d. h., auch ohne systematische Kommunikation untereinander arbeiten. Auch diese gilt es im Zusammenhang mit Quartiersentwicklung in den übrigen Netzwerken aufzunehmen und in einen gesamtstädtischen Zusammenhang zur Quartiersentwicklung zu stellen.

Intern wurde in der Startphase im KSH eine kollegiale Austauschrunde eingeführt, um den Koordinatorinnen die Möglichkeit zu geben, sich über ihre Rolle und etwaige Probleme untereinander und mit der Sachgebiets- und Bereichsleitung auszutauschen. Diese Runde tagt alle zwei Monate und hat sich als sehr gutes und wichtiges Instrument erwiesen, um etwaige Konflikte im Quartier zu besprechen, bestimmte Maßnahmen und Vorgehensweisen auszutauschen und ggf. zu übertragen und den Koordinatorinnen Unterstützung in ihrer Arbeit vor Ort zu bieten.

b) Etablierungsphase
Zunehmende Bedeutung der Quartierskoordination
Die Phase der Etablierung der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung begann nach etwa zwei Jahren und war geprägt von der Vergrößerung der Akteurs- und Angebotslandschaft, der Anzahl der Nachfragen und des Interesses der Öffentlichkeit sowie vom Austausch zwischen den unterschiedlichen Aktivitäten auf dem Gebiet der Quartiersentwicklung. Die Quartierskoordinatorinnen hatten mit einer halben Stelle Mühe, alle Aktivitäten und Projekte zu begleiten und gleichzeitig auch der Koordinierung und Steuerungsaufgabe im Quartier nachzukommen. Sie sind mittlerweile als Ansprechpartnerinnen im Quartier etabliert und werden zu allen quartiersrelevanten Themen angefragt; d.h. ihr Themenspektrum geht weit über reine Seniorenarbeit hinaus und betrifft auch Themen wie z. B. ÖPNV, Stadtentwicklung, Stadtgrün, Barrierefreiheit sowie andere Altersgruppen. Hier ist neben einem hohen Maß an Flexibilität und Wissen, inwieweit andere Fachbereiche oder Institutionen einzubeziehen sind, auch die Vernetzung mit vorhandenen und neu entstandenen Strukturen erforderlich.

Die Unterstützung durch die Seniorennetzwerke ist wichtig
Als hilfreich haben sich hierbei die Seniorennetzwerke – das stadtweite und die stadtbezirklichen Netzwerke für SeniorInnen – erwiesen. In diesen Netzwerken arbeiten bereits viele Bereiche, auch außerhalb des Kernbereichs der Seniorenarbeit, seit vielen Jahren mit.

Im stadtweiten Netzwerk sind die Vertreterinnen und Vertreter der offenen Seniorenarbeit und des Netzwerks der Migrantenselbstorganisationen (MISO) sowie des Seniorenbeirats der Landeshauptstadt Hannover (SBR) vertreten. An den Sitzungen der stadtbezirklichen Netzwerke für Seniorenarbeit nehmen Akteure aus unterschiedlichen Bereichen der stadtbezirklichen Arbeit teil. Hier spiegelt sich die Vielfalt der Gesellschaft vor Ort wider und es wird schwerpunktmäßig für die Generationen 60+ Jahre gearbeitet; häufig auch in Kombination mit anderen Fragestellungen, z. B. aus den Bereichen des ÖPNV, der Bewegungsangebote, der Integration und der Inklusion. Insofern sind die stadtbezirklichen Netzwerke von ihrer räumlichen Zuständigkeit, ihren Inhalten als auch von ihrer Organisationsstruktur her gut geeignet, die Quartiersentwicklung in die Stadtbezirke zu kommunizieren und dort das gesamtstädtische Ziel „Eine Stadt für Alle“ in den einzelnen Stadtbezirken zu verfolgen. Von dort können Maßnahmen sowohl an die Basis als auch an die Entscheidungsebene kommuniziert werden.

c) Gewonnene Erkenntnisse
Die dargestellten Hemmnisse zu Beginn sowie die erfolgreiche Etablierung im Verlauf des Modellprogramms „alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ einschließlich der unterschiedlichen Aktivitäten und Zuständigkeiten im Bereich Quartiersentwicklung innerhalb der Stadt Hannover führten dazu, am Ende der Modellphase und mit Blick auf eine Fortsetzung und eine mögliche Ausweitung auf andere Quartiersstandorte – Interessenbekundungen gibt es aus mehreren Stadtbezirksräten - die Organisationsstruktur der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung und der Seniorennetzwerke aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten:

2. Auswertung

a) Trägerperspektive: Leitzielrelevanz
Die Träger von Einrichtungen und Institutionen im Quartier merkten häufiger an, dass nicht erkennbar sei, welchen Stellenwert einzelne Aktivitäten im Bereich alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung für das Leitziel „Eine Stadt für Alle“ haben und wer für die innerstädtische Gesamtkoordinierung zuständig sei.

In der Stadt gibt es eine Vielzahl von Aktivitäten zum Thema Quartiersentwicklung, die sowohl von der Stadtverwaltung selbst ausgehen und dort auch verortet sind als auch Projekte und Vorhaben, die von außen an die Stadtverwaltung herangetragen und von externen Trägern auch verantwortet werden.

Bei der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung geht es im Wesentlichen darum, ein möglichst selbstständiges Leben bis ins hohe Alter bei guter Lebensqualität in der eigenen Wohnung zu gewährleisten. Alle Altersgruppen, Ethnien, Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen sind in das Programm inkludiert, so dass die alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung des Leitziels „Eine Stadt für Alle“ leistet.

b) Weitere Akteure: Klare Zuständigkeiten – pragmatische Lösung
Weiteren Akteuren in der Quartiersentwicklung – andere Fachbereiche, Wohnungsunternehmen, Kreativwirtschaft, Einzelhandel – waren die Abgrenzungen zwischen den Aktivitäten und Zuständigkeiten der anderen zum eigenen Handeln nicht genügend erkennbar. Wer macht was und wo - und wann müssen andere Fachbereiche einbezogen werden bzw. was gehört in andere Zuständigkeiten?

Eine klare Abgrenzung gab und gibt es häufig nicht, so dass es mittlerweile zu Vernetzungen der unterschiedlichen Akteure gekommen ist und Sitzungseinladungen gegenseitig ausgesprochen werden. Die horizontale und z. T. auch vertikale Kommunikationsstruktur wurde verbessert und Befürchtungen, die Zuständigkeit anderer nicht beachtet zu haben, konnten abgeschwächt werden.

c) Stadtweites Netzwerk für SeniorInnen
Die Vertreter und Vertreterinnen des Stadtweiten Netzwerks für SeniorInnen stellten fest, dass sie zunehmend in Personalunion für das stadtweite Netzwerk (Sitzungen 4x jährlich), für Sitzungen in stadtbezirklichen Netzwerken – dort überwiegend im Stadtbezirk Mitte, da dort die meisten freien Träger mit ihrer Geschäftsstelle angesiedelt sind, obgleich sie stadtweit arbeiten (Sitzungen 4x jährlich), für die Sitzungen in der Planungsrunde Quartier (6x jährlich) und in weiteren Sitzungen von Arbeitsgruppen, Arbeitskreisen und Stadtteilrunden (Sitzungsturnus unterschiedlich) für die Themen der Seniorenarbeit und alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung zu Sitzungen eingeladen werden. In der Untersuchung des Nexus-Instituts wurde - dies bestätigend - festgestellt, dass Vertreter und Vertreterinnen des stadtweiten Netzwerks für SeniorInnen mehrfach mit identischen Themen im Bereich alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung konfrontiert werden, da sie sowohl im stadtweiten Netzwerk als auch in der Planungsrunde Quartier, in den stadtbezirklichen Netzwerken und den Koordinierungskreisen in den Quartieren mitarbeiten.

Die Sitzungen an Kollegen und Kolleginnen zu delegieren, scheitert oftmals daran, dass die Stellen meist nur mit einer Person besetzt sind.

d) Seniorenbeirat und Netzwerk der Migrantenselbstorganisationen (SBR und MISO)
Eine ähnliche Wahrnehmung wurde dem Fachbereich Senioren vom SBR und MISO mitgeteilt. Beide Organisationen sind Mitglied im stadtweites Netzwerk für SeniorInnen und entsenden zu den unterschiedlichen Sitzungen der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung zwar unterschiedliche Vertreter und Vertreterinnen, erleben aber Übermittlungsfehler in der Kommunikation, die bei Teilnahme unterschiedlicher Personen an Sitzungen zu gleichen Themenstellungen sehr schnell auftreten können.

e) Stadtbezirkliche Netzwerke für SeniorInnen
Die stadtbezirklichen Netzwerke arbeiteten während der dreijährigen Modellphase der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung in ihrer Struktur weiter und in den Stadtbezirken 6, 7, 8 – Modellquartiere - wurde im Rahmen der Sitzungen von der Quartierskoordinatorinnen berichtet. Die übrigen stadtbezirklichen Netzwerke wurden über die Aktivitäten der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung nicht regelmäßig informiert, was auch an den o. g. Schwierigkeiten gelegen haben mag.

3. Ausblick

Bündelung auf gesamtstädtischer und stadtbezirklicher Ebene
Aus der Betrachtung der einzelnen Modellphasen alter(n)sgerechter Quartiersentwicklung und der vielfältigen Aktivitäten und Ansätze von Quartiersentwicklung auf gesamtstädtischer Ebene (s. o.) zeigt sich schnell die Notwendigkeit, klare Organisationsstrukturen zu entwickeln, Kommunikationsstrukturen zu klären und die vorhandenen Seniorennetzwerke umzustrukturieren, um Mehrfachteilnahme an Sitzungen abzubauen bzw. einen Informationstransfer zu erleichtern und den Nutzen für die alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung zu verbessern.

Der Fachbereich Senioren hat sich deshalb gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern des stadtweiten Netzwerks in einem ersten Schritt entschlossen, sein bisheriges stadtweites Netzwerk in die Planungsrunde Quartier, in der sowohl Vertreterinnen und Vertreter stadtinterner als auch externer – z. B. Wohnungsunternehmen und freie Träger – sich über Quartiersprozesse regelmäßig austauschen, aufzunehmen und diese zukünftig als „Planungsrunde für Seniorenarbeit und alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ zu definieren. Damit soll beiden Arbeitsfeldern – Seniorenarbeit und alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung - in gleichem Maße Rechnung getragen werden.

Des Weiteren hat sich der Fachbereich Senioren entschlossen, die stadtbezirklichen Netzwerke für Seniorinnen und Senioren stärker in das Thema „alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ einzubeziehen und sie für die Planung und Steuerung sowie zur Initiierung von Aktivitäten im Bereich der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung zu nutzen. Auch dies soll namentlich zum Ausdruck kommen, indem die bisherigen stadtbezirklichen Netzwerke jetzt unter dem Namen „Stadtbezirkliche Netzwerke für Seniorenarbeit und alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ firmieren sollen. Wegfallen sollen als Organisationsstruktur die Koordinierungskreise in den Quartieren, da die Vertreterinnen und Vertreter in den meisten Fällen in den stadtbezirklichen Netzwerken mitwirken oder ggf. zu Sitzungen eingeladen werden können.

Im Projekt „Synergien vor Ort“ der Bertelsmann Stiftung besteht die Möglichkeit, die Umstrukturierung der stadtbezirklichen Netzwerke für SeniorInnen als Prozess extern begleiten zu lassen. Dieses Angebot prüft der Fachbereich Senioren z. Zt. und ist mit der Bertelsmann Stiftung im Gespräch zur Auswahl einer externen Begleitung.

Seitens der stadtbezirklichen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Fachbereichs Senioren / KSH wurde zudem angeregt, dass es eine „Austausch- und Informationsrunde alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ auf der Ebene stadtbezirklicher Regionen – vier Regionen sind der Zusammenschluss von drei bis vier Stadtbezirken im KSH – einzurichten. Diese Austausch- und Informationsrunde könnte als Kommunikationsebene zwischen den Stadtbezirken und der „Planungsrunde Seniorenarbeit und alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ dienen und gleichzeitig die weiteren Planungen stadtweit einschließlich der Kommunikation guter Praxisbeispiele auf die Entscheidungsebene kommunizieren.

Neues, aber bewährtes Instrument: Eine stadtweite Quartierskonferenz
Hilfreich für eine gesamtstädtische Planung der unterschiedlichen und im gesamten Stadtgebiet vorhandenen Quartiersentwicklungsansätze wäre zudem die Einführung einer stadtweiten Quartierskonferenz – ähnlich den Gesundheitskonferenzen in den Gesundheitsregionen in Niedersachsen -, in der die unterschiedlichen Stränge von Quartiersentwicklung regelmäßig zusammengefasst und neue Planungsschritte verabredet werden. Hierzu sind die Überlegungen aber noch nicht abgeschlossen. Hier könnte anhand eines strukturierten Maßnahmenplans kontinuierlich das Ziel „Eine Stadt für Alle“ gemeinsam verfolgt und an die Basis im Quartier vermittelt werden.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung kommt beiden Geschlechtern zu Gute.

Kostentabelle

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Hannover / 27.04.2017