Drucksache Nr. 0937/2015:
Entscheidung über die Annahme von Zuwendungen gemäß § 111 Abs. 7 NKomVG

Inhalt der Drucksache:

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0937/2015
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Entscheidung über die Annahme von Zuwendungen gemäß § 111 Abs. 7 NKomVG

Antrag,

der Annahme folgender zweckgebundener Geldspende zuzustimmen.


1. Name des Zuwendungsgebers
Volkswagen Aktiengesellschaft
2. Art der Zuwendung (Geld oder Sachzuwendung)
zweckgebundene Geldzuwendung
3. Wert der Zuwendung

70.000,--€
4. Zweck der Zuwendung

Die Zuwendung der Volkswagen AG erfolgt zweckgebunden für den Ankauf der Installation "Expedition-Bus and Shaman-Travel, 2002" des Künstlers Christoph Keller (geb. 1967). Die Installation besteht aus einem VW-Campingbus, welcher mit hochspiegelndem Blattaluminium belegt, über zwei Projektoren verfügt über die das Video "Shaman-Travel" abgespielt wird. Der Ankauf erfolgt – mit Einverständnis seiner Galerie Esther Schipper – direkt über den Künstler. Der reguläre Marktpreis der Arbeit liegt laut Angebot der Galerie vom Juli 2013 bei € 85.000 zuzügl. Mwst . Der Künstler gewährt dem Museum jedoch einen Rabatt, sodass sich ein Kaufpreis inkl. Mwst. von € 70.000.ergibt.

Die Arbeit wurde im Rahmen des Ausstellungsprojektes „ Science Fiction: Zwischen Nanowelt und globaler Kultur“ 2003 im Sprengel Museum gezeigt und wanderte von dort aus zu sieben weiteren Museums- und Ausstellungsstationen nach Bonn, Stockholm, Dresden, Tokyo, München und Eindhoven. Die Arbeit wurde des weiteren in anderen Ausstellungskontexten bei der abc Berlin, im ZKM Karlsruhe, in der Schirn Kunsthalle Frankfurt, im Lentos-Museum Linz, in Toulouse und am Neuen Museum Weserburg gezeigt.

Bei der Ausstellung ging es seinerzeit um die Verbindung von Wissenschaft und Kunst in einem neuen Zeitalter von Globalisierung und neuesten wissenschaftlichen Techniken und Methoden. Im Kern ging es dabei um die Wahrnehmung und den Umgang mit Fremdem und Eigenem – Künstler wurden auf diese Themen nach Hirnforschung, Nanotechnologie, Wissenschaft und Öffentlichkeit befragt. Die Ausstellung ging aus dem Themenpool der EXPO Hannover hervor.

Die Arbeit von Christoph Keller erforscht eine Parallele zwischen der schamanischen und ethnographischen Reise. Ein VW-Bus in chromverspiegelter Ausführung bildet die zentrale Metapher für das reisen, die spiegelnde Oberfläche reflektiert den Betrachter und bringt ihn so stets mit ins Bild, bewirkt gleichzeitig auch eine Blickumkehr: Nicht der Reisende betrachtet die Welt, sondern wird umgekehrt reflektiert und bringt so auch den Blick des anderen mit ins Spiel. Auf die Frontscheibe des Busses werden wissenschaftlich-ethnographische Filme der 1950er und 1960er Jahre projiziert, die Schamanen bei verschiedenen Ritualen und Zeremonien zeigen.

Im Kern geht es bei der Arbeit um die Parallelen der Welterforschung und Welterklärung von Wissenschaft und Schamanismus – scheinbar vollkommen konträre Zugänge zur Welt, die aber doch auf denselben Kern zielen.

Christoph Kellers Arbeit formuliert ein hochaktuelles Thema, das zwischen den Entwicklungen von Globalisierung und Hochtechnologie einerseits und mythologisch-irrationalen Sinnstiftungsmodellen andererseits vermittelt. Die Arbeit ist in Thematik und künstlerisch-formaler Präsenz ein außerordentlich prägnantes Werk, das in dieser Qualität augenscheinlich auch von vielen anderen Fachkollegen wahrgenommen, wie die hochkarätigen Ausstellungsbeteiligungen zeigen. Dass mit dem Erwerb dieser Arbeit das Sprengel Museum auch seine eigene Ausstellungsgeschichte, darüber hinaus auch die EXPO-Historie dokumentieren kann, sind weitere gewichtige Argumente, die einen Erwerb dieser Arbeit als Glücksfall erscheinen lassen.

Der Zustand der Installation ist zudem nahezu hervorragend und kann somit im Sprengel Museum Hannover ohne weiteren nennenswerten Aufwand untergebracht und restauratorisch betreut werden.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Gender-Aspekte werden nicht berührt.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

Begründung des Antrages

Gemäß § 111 Abs. 7 NKomVG, § 25a Abs. 2 GemHKVO hat der Rat über die Annahme der im Antrag bezeichneten Zuwendung zu entscheiden.
42.93 Sprengel Museum Hannover
Hannover / 27.04.2015