Antrag Nr. 0848/2024:
Antrag der SPD-Fraktion zu Maßnahmen zur Zukunft des öffentlichen Raums in der hannoverschen Innenstadt

Informationen:

verwandte Drucksachen:

0848/2024 (Originalvorlage)

Beratungsverlauf:

Antragsteller(in):

SPD-Fraktion

Inhalt der Drucksache:

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Antrag der SPD-Fraktion zu Maßnahmen zur Zukunft des öffentlichen Raums in der hannoverschen Innenstadt

Antrag

Die Verwaltung wird beauftragt, die nachfolgenden Vorschläge zur Gestaltung der benannten Bereiche der hannoverschen Innenstadt planerisch und grafisch aufzubereiten und sie im Anschluss in ein Beteiligungsverfahren zu geben, das mindestens Wirtschafts-, Sozial- und Kulturverbände sowie alle 13 Stadtbezirksräte und Anwohner*innen der Innenstadt einbezieht. Die Vorschläge sollen diskutiert, angepasst und / oder weiterentwickelt werden. Ausgenommen von diesem Umfang der Beteiligung wird die Prinzenstraße, um die bereits bewilligte Fördersumme nicht zu gefährden.

Vorschlag 1: Kulturquartier

Die akustische Weltreise

Im Zuge der Erneuerung der Prinzenstraße wird die von der Verwaltung als Ergebnis der Machbarkeitsstudie vorgestellte blaugrüne Infrastruktur inklusive Zisterne und smarter Be- und Entwässerungssysteme zur Umsetzung vorbereitet. Um den öffentlichen Raum ganzjährig attraktiv zu machen und Menschen für die Prinzenstraße zu begeistern, wird eine witterungsbeständige Klanginstallation an der Einmündung der Prinzenstraße in den Thielenplatz, an der Kreuzung der Prinzenstraße mit der Sophienstraße und ggf. weiteren Stellen eingerichtet, die in einem endlosen Loop die typische Klangkulisse anderer Orte auf der Erde abspielt und nach einigen Minuten wechselt. Damit diese Klangkulisse erlebbar werden kann, wird der motorisierte Verkehr aus der Straße herausgenommen. Vorgaben der Nachtruhe sind zu berücksichtigen.

Zusätzlich startet die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der Leitung des Schauspielhauses für den Eingangsbereich einen künstlerischen Wettbewerb, der eine Gestaltung im Sinne einer Agora vorsieht.

Die Lichtinszenierung

Für die Sophienstraße wird ein lichtkünstlerischer Wettbewerb mit dem Ziel einer Lichtinstallation für die Spätherbst- und Wintermonate durchgeführt. Während in den Frühlings- und Sommermonaten eine Mitnutzung des öffentlichen Raums durch das Künstlerhaus wahrscheinlich ist und begrüßt wird, soll die Installation in den dunkleren Monaten begeistern. Dabei soll auch der imposante Kronleuchter in der Mitte der Straße deutlicher in Szene gesetzt werden. Zur Erlebbarkeit der neuen Nutzungen wird der motorisierte Verkehr aus der Sophienstraße herausgenommen.

Die Twin-City-Mile

In der Georgstraße wird ab der Einmündung der Ständehausstraße in Richtung Aegidientorplatz eine Twin-City-Mile etabliert. Dabei werden Hannovers Partnerstädte über eine Auslobung aufgerufen, eigene witterungsbeständige Objekte zu liefern, durch die sie im Zentrum von Hannover präsentiert werden wollen. Diese Objekte werden durch die Landeshauptstadt platziert und sollen neben der gastronomischen Nutzung des öffentlichen Raums zusätzlich zum Flanieren einladen. Zu diesem Zweck wird der motorisierte Verkehr mit Ausnahme der Busverbindungen aus der Georgstraße herausgenommen.

Darüber hinaus wird auf dem Opernplatz eine kleine, bewegliche Bühne vorgesehen, um kurzfristige Aufführungen durch Akteur*innen aus dem Bereich Kunst und Kultur zu ermöglichen.

Vorschlag 2: Klimainseln

Flanieren vom Platz der Weltausstellung zur Markthalle

Der heute bereits stark frequentierte Bereich der Karmarschstraße zwischen Platz der Weltausstellung und der Einmündung der Schmiedestraße wird durch mindestens zwei Klimainseln, die mit wenig Aufwand landschaftsgärtnerisch gestaltet werden sollen, inmitten des heutigen Straßenraums unter Beachtung von Rettungs- und Fluchtwegen ergänzt. Diese Klimainseln können sowohl als Aufbauten, als auch durch Entsiegelung entstehen. Ziel dabei ist, durch eine Multifunktionalität der Klimainseln, die Sitzgelegenheit, Verschattung durch Begrünung und Regenwasserrückhaltung bzw. -nutzung miteinander verbindet, einen attraktiven Aufenthalt zu schaffen. Während der Vorweihnachtszeit sollen diese Inseln geschmückt werden und so zur Attraktivierung auch in den Spätherbst- / Frühwintermonaten beitragen. Im Vorfrühling sollen die Klimainseln mit Frühblühern einen ansprechenden farblichen Kontrast zeigen. Zu diesem Zweck wird der Bereich Osterstraße / Karmarschstraße zwischen der Einmündung der Windmühlenstraße und der Einmündung der Schmiedestraße für den motorisierten Verkehr nur noch in Form von Lieferverkehr zugänglich gemacht. Für den Bereich zwischen Platz der Weltausstellung und Einmündung Windmühlenstraße soll durch zusätzliche Begrünung und wo möglich Entsiegelung die Anpassung an Starkregenereignisse verbessert werden, die in diesem Bereich besonders notwendig ist.

Für den Kreuzungsbereich der Karmarschstraße-Schmiedestraße-Marktstraße soll eine Gestaltung vorgenommen werden, die die Dimension der Kreuzung den oben genannten Voraussetzungen anpasst. Insbesondere die im Mittelstreifen der Karmarschstraße zwischen Leinstraße und Schmiedestraße angelegten provisorischen Betonkübel sollen durch eine ansprechende Gestaltung ersetzt werden, zumal dieser im Falle der Herausnahme des motorisierten Verkehrs aus der Karmarschstraße von der Kreuzung bis zum Platz der Weltausstellung keine Funktion mehr hat.

Zusammenwachsen von Altstadt und innerer City

Im Zuge des zweiten Bauabschnittes der Schmiedestraße (zwischen Einmündung Seilwinderstraße und Kreuzungsbereich Karmarschstraße / Marktstraße) wird die Schmiedestraße mit dem umliegenden Bereich der Plätze um die Marktkirche auf eine Ebene gebracht, sodass keine städtebauliche Barriere mehr sichtbar ist. Die Gestaltung der Straße ist dabei deutlich schmaler zu veranlassen, um ein Zusammenwachsen der Altstadt mit der inneren City zu ermöglichen. Auf der gesamten Länge der Schmiedestraße sollen zwei bis drei Randbereiche, in denen keine Bäume stehen, identifiziert werden, um dort ebenfalls Klimainseln – wie oben beschrieben – einzurichten.

Weitere Positionierungen der Klimainseln

Im Zuge der landschaftsgärtnerischen Gestaltung der oben beschriebenen Klimainseln soll geprüft werden, wo in der bereits heute existierenden Fußgänger*innenzone weitere Klimainseln eingerichtet und wo zusätzliche öffentliche Versorgungspunkte mit Trinkwasser geschaffen werden können.

Vorschlag 3: Vom Alten Rathaus zum Neuen Rathaus – Meile der Demokratie

Meile der städtischen Demokratie

Gemäß dem beschlossenen Antrag zum Köbelinger Markt soll im Zuge des Umbaus eine attraktive Fußwegeverbindung zwischen Markthalle und Theodor-Lessing-Platz etabliert werden. Aufenthaltsmöglichkeiten in Form von Sitzgelegenheiten unter den Platanen sind dabei genauso vorzusehen, wie eine Umgestaltung des Theodor-Lessing-Platzes, der als kultureller Hotspot den Kubus und das Zeitzentrum Zivilcourage betonen soll und gleichzeitig der städtebauliche Ort ist, der den Weg zum Alten Rathaus mit dem Weg zum Neuen Rathaus miteinander verbindet. Auch dieser Fakt soll bei der Umgestaltung beider Bereiche (Köbelinger Markt und Theodor-Lessing-Platz) eine wichtige Rolle spielen. Hierzu wird die Verwaltung aufgefordert, eine Meile der städtischen Demokratie unter gestalterischer Einbindung zivilgesellschaftlicher Vereine und Verbände, die sich für die Demokratie einsetzen, einzurichten.

Die Verwaltung wird zudem beauftragt, eine Kostenermittlung für die in diesem Antrag vorgeschlagenen Maßnahmen durchzuführen und Wege aufzuzeigen, die eine Einwerbung von Drittmitteln ermöglichen und damit eine Finanzierbarkeit abseits des städtischen Haushalts sicherstellen können.

Begründung


Der öffentliche Raum in der hannoverschen Innenstadt ist als Teil einer integrierten Stadtentwicklung ein wichtiger Bezugspunkt für die Identifizierung der eigenen Bevölkerung mit ihrem Stadtkern, aber auch eine Einladung für Besucher*innen und Tourist*innen.

Gemäß dem Planer*innengrundsatz „Form follows function“ sollen die für die einzelnen Bereiche der Innenstadt benannten Vorschläge neue Nutzungen des öffentlichen Raums darstellen, die in der Konsequenz zu großen Teilen eine Erweiterung der Fußgänger*innenbereiche der City sein werden. Die benannten Vorschläge reichen dabei von kulturellen Highlights über Demokratie und Wirkungskreis der Landeshauptstadt Hannover bis hin zur Klimafolgenanpassung, die für eine zukunftsfähige Innenstadt ebenso wichtig ist. Die blau-grüne Transformation, die die Resilienz gegen den Klimawandel steigern wird, soll ein standortspezifisches Maßnahmenpaket beinhalten und so z.B. Starkregenereignisse und Hitzestress durch technische und gestalterische Elemente an dafür geeigneten Stellen städtebaulich berücksichtigt werden. Auf diese Weise werden Attraktivitätssteigerung durch niedrigschwellige Erlebnisse, demokratische Bildung und Abmilderung der Folgen des Klimawandels miteinander verbunden.

Die Vorschläge sollen in ein Beteiligungsverfahren gegeben und bei Zustimmung umgesetzt werden.