Informationsdrucksache Nr. 0821/2013:
Pimp your Town: Aufstellung von dreiteiligen Mülleimern in der Stadt
Stellungnahme zu Beschluss 2853/2012, Pimp your Town 2012

Inhalt der Drucksache:

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0821/2013
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Pimp your Town: Aufstellung von dreiteiligen Mülleimern in der Stadt
Stellungnahme zu Beschluss 2853/2012, Pimp your Town 2012

Die Verwaltung wurde mit der Prüfung beauftragt, ob eine höhere Zahl 3-teiliger Mülleimer (getrennte Sammlung von Plastik, Restmüll und Papier) geeignet ist, Verschmutzungen im Umfeld von Abfallkörben und an stärker frequentierten Plätzen zu vermeiden.


Nach eingehender Prüfung kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, keinen Einsatz weiterer 3-teiliger Mülleimer in der Stadt vorzunehmen.


Für die Straßenreinigung im Stadtgebiet Hannover ist der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) zuständig. Aufgrund des Ratsauftrags hat aha seine eigenen Erfahrungen ausgewertet und zudem mit diversen Anbietern von Abfallbehältersystemen, anderen Großstädten und der Deutschen Bahn AG über den potentiellen Einsatz von 3-teiligen Abfallbehältern gesprochen.

Die Deutsche Bahn AG hat im Hauptbahnhof Hannover derzeit grundsätzlich mehrteilige Abfallbehälter aufgestellt. Diese wurden zur Expo 2000 angeschafft und aufgestellt, sodass die DB AG mittlerweile ca. 13 Jahre Erfahrungen mit dieser Mülltrennung hat. Die Nutzer/innen trennen den Müll so unzureichend, dass eine sehr aufwändige Nachsortierung erforderlich ist. Diese steht in keinem Verhältnis zum angestrebten Nutzen. Die DB AG hat deshalb aus ihrer langjährigen Erfahrung das Fazit gezogen, dass die Mülltrennung von den Nutzer/innen nicht angenommen wird und wird deshalb zukünftig alle abgängigen, getrennten Müllgefäße durch normale, einteilige Müllbehälter ersetzen.

Aha hat zudem Kontakt zum aktuellen Lieferanten der Abfallbehälter, die im Stadtgebiet aufgestellt bzw. aufgehängt sind, aufgenommen um u.a. die zusätzlichen Anschaffungskosten zu ermitteln. Auf die Anfrage wurde mitgeteilt (Auszug):

[…] Mülltrennung im öffentlichen und halböffentlichen Bereichen erfolgreich zu bewerkstelligen, stellt sich oft als sehr schwer realisierbar heraus. Es wird oft nicht der erforderliche Reinheitsgrad der jeweiligen Müllfraktion erreicht, um diesen dann auch der jeweiligen Müllsorte zuzuführen. Dadurch ist es oft gängige Praxis, dass die Müllsacke oder Müllbehältnisse nach den Behälterentleerungen nur aufwendig getrennt werden müssen oder aus Kostengründen für die spätere Sortierung wieder als Restmüll gelten. Dieser Effekt ist trotz farblicher Kennzeichnung und Beschriftung der Einwurf-Öffnungen noch gegeben.

Es gibt nicht viele Städte, die in den öffentlichen Bereichen den Müll der Straßenpapierkörbe in getrennten Systemen erfassen oder erfasst hatten. Aber eigentlich sind die Erfahrungen überall dieselben. Zum Beispiel sind die Grünflächenbetriebe Berlin von der Mülltrennung in Papierkörben abgekommen und verwenden nur noch "Solo-Behältnisse". […]

Diese Erkenntnisse hat man auch in anderen Großstädten (Köln, Hamburg) sammeln können. Von den dort zuständigen Fachleuten wird berichtet, dass der Verschmutzungsgrad nicht abhängig vom aufgestellten Behälter, sondern von der generellen Nutzung der bereitgestellten Müllbehälter ist. Dies deckt sich auch mit den Erfahrungen von aha.


Neben diesen Erfahrungen wurden die aktuellen Anschaffungspreise für die derzeit eingesetzten Behälter und den potentiellen, dreiteiligen Standbehältern mitgeteilt.

Abfallbehälter
Zurzeit bei aha eingesetzter Standbehälter
Zurzeit bei aha eingesetzter Hängebehälter
3-teiliger Standbehälter
(Alternative 1)
3-teiliger Standbehälter (Alternative 2)
Volumen
90 l
40 l
3 x 60 l
3 x 54 l
Anschaffungs-kosten
360,00 €
140,00 €
1.350,00 €
1.250,00 €


Hierbei sind noch nicht die zusätzlichen Personalaufwendungen für die Einsammlung der getrennten Fraktionen berücksichtigt, die deutlich aufwändiger als die Leerung eines einzelnen Müllbehälters sind. Aha rechnet bei der Behälterleerung mit einem zusätzlichen Arbeitsaufwand des entsprechenden Straßenreinigers von mindestens 50% gegenüber der Einzelbehälterleerung.

Hierzu kämen dann noch der Aufwand bzw. die Kosten für die Sortierung der „Fehlwürfe“ bei Abladung auf der Deponie.

Aufgrund der Erfahrungen bei bereits durchgeführten Versuche, den Inhalt der Abfallbehälter der Innenstadt nach ihrer Entleerung zu sortieren, hat aha die Sortierung aus vorgenannten Gründen wieder eingestellt, so dass die Abfälle komplett dem Restmüll zugeführt werden.

Im Ergebnis rät sowohl aha als auch die Verwaltung derzeit davon ab, neue, dreiteilige Müllbehälter im Stadtgebiet aufzustellen, weil der Kosten-/Nutzenaufwand in einem erkennbaren Missverhältnis steht. Aufgrund der hohen Behälter- und Logistikkosten, sowie der zu erwartenden hohen Anzahl von Fehlbefüllungen, ist der Einsatz von 3-teiligen Abfallbehältern nicht zu empfehlen. Verschmutzungen im Umfeld von Abfallkörben sind insbesondere auf das Verhalten der Einwohnerinnen und Einwohner zurückzuführen; leider wird das Angebot an Abfallbehältern, unabhängig davon, ob es sich um dreiteilige oder um "normale" Behälter handelt, nicht immer angenommen.

Nach Prüfung der Verwaltung sind die Anzahl der aufgestellten Abfallbehälter und der Leerungsrhythmus grundsätzlich auch ausreichend. Allein aha stellt derzeit mehr als 5.000 Behälter bereit, die, in Abhängigkeit des Standorts, bis zu mehrmals täglich geleert werden. Hinzu kommen Behälter an größeren Plätzen, die zusätzlich vom Fachbereich Tiefbau aufgestellt und geleert werden, Behälter auf öffentlichen Grünflächen und auf Spielplätzen, für die der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün zuständig ist sowie Behälter der ÜSTRA in Bereichen der U- und Stadtbahnhaltestellen.

Sollte es dennoch Bereiche geben, an denen erhöhter Einzelbedarf festgestellt wird, ist die Verwaltung jederzeit bereit, dies auf einen entsprechenden Hinweis zu prüfen und wie in der Vergangenheit bereits geschehen, weitere Behälter aufzustellen. Ggfs. besteht auch die Möglichkeit, einzelne Behältnisse mit höherem Volumen aufzustellen oder den Leerungsrhythmus zu verändern.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Genderspezifische Aspekte sind nicht betroffen.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

Dez. V  / aha
Hannover / 12.04.2013