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Genderspezifische Belange wurden bei der geplanten Maßnahme beachtet. Die geplante Gestaltung und ökologische Aufwertung der Wietze und ihrer Auenlandschaft bringt für Mädchen/Frauen gleichermaßen eine Verbesserung wie für Jungen/Männer.
Die Wietze wurde in den 1960er Jahren stark ausgebaut und begradigt. Die Stadtentwässerung plant auf der Grundlage der EU-Wasserrahmenrichtlinie zur Erreichung eines guten ökologischen Zustandes die naturnahe Umgestaltung der Wietze im Landschaftsraum „Fuhrbleek“ auf einem 625 m langen Abschnitt von den ehemaligen Kleingärten bis zur Brücke Schäfertrift. Nördlich der Wietze befinden sich stadteigene Ackerflächen, die mit dem Ziel Wald/Sukzession durch den Fachbereich Umwelt und Stadtgrün in das städtische Ökokonto eingestellt wurden (Drucks. Nr. 1449/2011). Damit sind die Voraussetzungen für eine naturnahe Umgestaltung und Verlegung der Wietze sowie die Entwicklung einer Auenlandschaft mit Wald gegeben.
Das Gemeinschaftsvorhaben der Stadtentwässerung und des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün wurde im gesetzlichen Überschwemmungsgebiet der Wietze auf einer Fläche von rund 9 Hektar konzipiert und geplant. Eine zur Aufwaldung vorgesehene und 2,3 Hektar große Ackerfläche im Norden des Landschaftsraums Fuhrbleek wurde ebenfalls in der Planung berücksichtigt (siehe Anlage 1).
Zur Vermeidung negativer Auswirkungen der Planung auf die Festsetzungen des gesetzlichen Überschwemmungsgebietes der Wietze wurden verschiedene Varianten in einem hydraulischen Modell gerechnet. Zur Abführung des zehnjährigen Hochwassers (HQ 10) der Wietze, zum Erhalt der Hochwassersicherheit und als hydraulischer Ausgleich für einen dichten Bewuchs der begleitenden Auenlandschaft müssen in einer Breite von rund 30 bis 50 m Abgrabungen mit einer Tiefe von 30 bis 60 cm vorgenommen werden. Insgesamt werden rund 13.000 m³ Bodenaushub aus dem Gebiet abgefahren. Zudem muss der in einer leichten Dammlage verlaufende Weg „Hapenwiese“ auf einer Länge von 60 m um 20 cm tiefer gelegt werden.
Beidseitig des neuen geschwungenen Wietzeverlaufs entsteht so im abgegrabenen Wasserwechselbereich auf einer Fläche von rund 2 Hektar eine breite Sekundäraue, in der eine natürliche Vegetationsentwicklung mit Röhrichten, Zwergbinsen und Gehölzen zugelassen werden kann. Auf den nördlich angrenzenden Ackerflächen entstehen rund 4 Hektar Eichen-Mischwald, ein 1.200 m² großes Stillgewässer und rund 2 Hektar Sukzessionsbereiche, auf denen sich Staudenfluren bis hin zu Waldstadien entwickeln dürfen (siehe Anlage 2).
Seitdem der parallel zur Wietze verlaufende Weg „Große Heide“ durch verstärkten Übungsbetrieb der Bundeswehr auf dem Standortübungsplatz Nord tagsüber fast durchgehend gesperrt ist, weichen Naherholungssuchende auf das Nordufer der Wietze aus. Auf diese Weise ist entlang der Wietze ein nahezu durchgehender Trampelpfad entstanden. Zur Behebung dieses Defizits und um eine möglichst ungestörte Entwicklung der entstehenden Auenbereiche an der Wietze zu erreichen, soll eine neue Wegeverbindung in Form eines 2,5 m breiten ortstypischen Grasweges angeboten werden.
Sie hat eine Gesamtlänge von rund 700 m und verläuft ab dem „Alten Postweg“ nördlich der aufgelassenen Kleingärten, schwenkt zunächst an den Nordrand des geplanten Waldes und durch die Waldpflanzung und schließt an die Wegkreuzung „Hapenwiese“/ „Schäfertrift“ an (siehe Anlage 3). Auf diese Weise entsteht auch eine neue Rundwandermöglichkeit.
Der Weg wird durch eine regelmäßige Mahd unterhalten und dient im Wald auch der forstlichen Erschließung. Ein Wegeanschluss östlich des „Alten Postweges“ nördlich der Wietze ist wünschenswert, derzeit jedoch aufgrund mangelnder Flächenverfügbarkeit nicht realisierbar.
Mit der Planung werden die folgenden Entwicklungsziele verfolgt:
· Gestaltung eines naturnahen Fließgewässers mit charakteristischen Sandbachstrukturen
· Schaffung eines struktur- und artenreichen, gewässerbegleitenden Biotopkomplexes aus naturnahem Laubmischwald, Sukzessionsflächen und einem sonnenexponierten Kleingewässer mit vielfältigen Übergangsbereichen
· Rückgewinnung der Aue als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sowie für artenreiche Auwälder und als Retentionsraum u.a. zur Verbesserung der Hochwassersicherheit
· Förderung eines Biotopverbundes von Gewässerbiotopen, Gehölzstrukturen und Rainen für die in der nahen Umgebung festgestellten Libellen-, Amphibien- und Vogelarten
· Auengerechte Bodennutzung ohne Einbringen von Dünger und Pestiziden
· Erhöhung des Waldanteils (Klimawald) im Stadtgebiet
· Schaffung einer Wegeverbindung zur Besucherlenkung
Bauzeit
Die Baudurchführung ist für Herbst/Winter 2020/21 vorgesehen, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Gremien.
Kostenzusammenstellung
Die Kostenschätzung für das Gesamtvorhaben beträgt 1.424.250 €. Die Kosten werden entsprechend der jeweils anfallenden Positionen auf der Grundlage eines Aufteilungsschlüssels zwischen OE 68 und OE 67 aufgeteilt. Der finanzielle Anteil des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün beträgt gerundet incl. Nebenkosten, Mehrwertsteuer und einer eingerechneten Preissteigerung 619.125 €. Seitens der Stadtentwässerung ist die Finanzierung bewilligt. Im Fachbereich Umwelt und Stadtgrün ist die Finanzierung aus Ersatzmaßnahmenmitteln gesichert (PSP I.55102.901).
Die Kosten setzen sich wie folgt zusammen:
Gesamt OE 67
Baustelleneinrichtung, Wege, 132.500,- € 80.000,- €
Erdarbeiten 773.400,- € 315.300,- €
Gewässerausbau 72.000,- € 0,- €
Neuanlage von Wald 65.500,- € 65.500,- €
Bodengutachterliche Begleitung 56.000,- € 20.000,- €
Bauaushubüberwachung (Kampfmittel) 40.000,- € 14.500,- €
25 % Preissteigerung 284.850,- € 123.825,- €
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Gesamtkosten 1.424.250,- € 619.125,- €