Informationsdrucksache Nr. 0672/2009:
Sachstandsbericht "Energie- und Abfallsparen in Schulen und Kindertagesstätten"

Informationen:

Inhalt der Drucksache:

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0672/2009
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Sachstandsbericht "Energie- und Abfallsparen in Schulen und Kindertagesstätten"

Der Rat der Landeshauptstadt Hannover fördert mit folgenden Beschlüssen einen ressourcenschonenden Umgang mit Energie und Abfall in Bildungseinrichtungen.

  • Energiesparen: Beschlussdrucksache 104/2006, Beschlussdrucksache 0727/2006
  • Abfall: Beschlussdrucksache 3019/1997, Informationsdrucksache 2343/2002, Drucksache 2523/2004

Die Verwaltung berichtet hiermit über den Sachstand:

1. Zusammenfassung

A. Energie
In den 88 Schulen und 72 Kitas, die sich an dem Einsparprogramm beteiligen, werden jährlich ca. 500.000 € durch geringeren Energieverbrauch eingespart. Insgesamt wurden seit Start des Programms im Jahr 1994 5,3 Mio. € eingespart und durch die nicht verbrauchte Energie wurden mehr als 28.000 t CO2 vermieden.

B. Abfall
Zum Projektstart 1996 stand an allen Schulstandorten ein Restabfallbehältervolumen von
33.800 m³ zur Verfügung - heute sind es noch ca. 14.000 m³.
Bei den heutigen Kosten bedeutet dies eine jährliche Einsparung von 830.000 €.


Informationen im Einzelnen:

Energiesparen in Schulen und Kindertagesstätten durch umweltbewusstes Verbraucherverhalten (Berichtszeitraum 2006-2008)

Zuständig für die Umsetzung ist im Fachbereich Gebäudemanagement das Sachgebiet Energiemanagement.

Die LHH unterstützt Schulen und Kindertagesstätten (Kitas) mit den Projekten „GSE – Gruppe schulinternes Energiemanagement“ (seit 1994) und „KliK – Klimaschutz in Kindertagesstätten“(seit 1998) in zurzeit 88 Schulen und 72 Kitas dabei, durch umweltbewusstes Verbraucherverhalten Energie zu sparen. Ziel ist sowohl eine Kostenreduzierung als auch die Vermeidung von CO2-Emissionen.

Die Einsparungen werden nicht durch Investitionen sondern ausschließlich durch Verhaltensänderungen der NutzerInnen sowie organisatorische Maßnahmen und kleinere technische Maßnahmen (z.B. schaltbare Steckerleisten) erreicht.

Als Anreiz für die Teilnahme fließen 30 % der eingesparten Energiekosten als Prämie zur freien Verfügung in die Einrichtung zurück. Sie wird zum größten Teil für die weitere pädagogische Arbeit genutzt (z.B. Anschaffung von pädagogischen Materialien, Schulhofumgestaltung, Ausweitung der Solarenergienutzung, Unterstützung von Schülerfirmen). Außerdem stehen aus den Einsparungen jährlich 250.000 € für zusätzliche kleinere bis mittlere investive Energiesparmaßnahmen, die sonst aufgrund der Haushaltslage nicht umgesetzt worden wären, und die Projektbetreuung zur Verfügung. Im Berichtszeitraum wurden daraus unter anderem eine Beleuchtungssanierung in der Sophienschule und einige hydraulische Abgleiche von Heizungsanlagen vorgenommen.

Die Projektteilnahme ist freiwillig. Aufgrund des Anreizsystems können nur Einrichtungen teilnehmen, für die die LHH die Energie- und Wasserkosten trägt. Das betrifft alle 110 öffentlichen Schulen und rund 100 Kitas. Aktuell werden bereits 80 % der Schulen und rund 75 % der Kitas mit den Projekten erreicht. Zur pädagogischen Projektunterstützung für Kitas und Kinder in Grund- und Förderschulen wird in Kooperation mit dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün zurzeit eine Energiekiste mit Experimenten entwickelt, die auch Kitas im Stadtgebiet, die nicht am Projekt teilnehmen können, zur Verfügung gestellt wird.

Die Entwicklung der Teilnehmerzahlen verläuft in beiden Projekten unterschiedlich:
Die Anzahl der Kitas steigt kontinuierlich jedes Jahr um durchschnittlich 3 Teilnehmer, die nach dem bewährten Projektkonzept betreut werden. Im Jahr 2008 haben die Kitas Eichsfelder Str., Wagener Str. und Hudeplan mit dem Projekt begonnen. In 2009 beginnt die Betreuung der ersten Passivhauskita Große Pranke, die bereits im alten Gebäude teilgenommen hat.

Die Anzahl der Schulen hat sich bis 2008 dagegen hauptsächlich durch zahlreiche Schulreformen (z.B. Zusammenlegungen HRS) geändert. Im Jahr 2008 wurde das Betreuungskonzept für die Erstbetreuung der Schulen an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. Anstatt einer Gruppenbildung von Schulen, die in gemeinsamen Seminaren ihr eigenes pädagogisches Energiesparkonzept entwickeln und nach eigenem Zeitplan umsetzen, wurde eine intensive Vor-Ort Betreuung eingerichtet. Die Schulen werden jetzt individuell in ihrem Gebäude bei der Durchführung von Energierundgängen, der Maßnahmenfestsetzung und der pädagogischen Einbindung betreut. Dadurch erhöht sich der Zeitaufwand für die BetreuerInnen. Gleichzeitig wird die zeitnahe und zielgerichtete


Maßnahmenumsetzung in den Schulen erleichtert. Diese Änderung wird von den Schulen gut angenommen. Seit der Heizperiode 2008/9 nehmen 14 neue Schulen teil. Hinzu kommen vier Schulen, die zwar seit den 90er Jahren am Projekt teilnehmen, aber für die aufgrund von umfangreichen Sanierungen und strukturellen Änderungen ein Neustart sinnvoll war.

Die Betreuung der neuen Teilnehmer wird zu 80 % vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) im Rahmen der Klimaschutzinitiative gefördert. Insgesamt wurden Fördermittel für die Projektdurchführung in 20 Schulen bis 2010 in Höhe von 44.400 € bewilligt. Falls die Anzahl von 20 Schulen in 2009 überschritten wird, wird die Verwaltung eine Aufstockung beim BMU beantragen.

Im Berichtszeitraum wurden folgende Einsparungen erzielt:
2006: Kosten: CO2-Emissionen:
Schulen: 336.299 €, 1.558 t
Kitas: 76.122 €, 297 t
Summe: 412.421 €, 1.855 t

2007
Schulen: 420.618 €, 1.676 t
Kitas: 85.141 €, 288 t
Summe: 505.759 €, 1.964 t

Gesamtergebnis seit Projektbeginn

Schulen (seit 1994): 4.821.365 €, 26.272 t CO2
Kitas (seit 1999): 502.199 €, 1.835 t CO2
Summe: 5.323.564 €, 28.108 t CO2

Weiterentwicklung

Für das Jahr 2009 ist unter Einbeziehung der Betroffenen eine Modifizierung des Anreizsystems für alle nichtinvestiven Energiesparprojekte in Vorbereitung.

Darüber hinaus bietet sich aufgrund der Relevanz für den Klimaschutz an, die Angebote zum Ressourcenschutz zu verknüpfen (siehe unter Kap. 3. „Ausblick“).


ERFOLGREICH ABFALLARM – pädagogische Maßnahmen zur Umsetzung von Abfalltrennung und –vermeidung.

Zuständig für die Umsetzung ist im Fachbereich Umwelt und Stadtgrün das Sachgebiet Umweltkommunikation.

Das Programm „ERFOLGREICH ABFALLARM“ besteht aus folgenden Projektbausteinen:
  1. Abfallberatung zu Abfalltrennung und –vermeidung/Anreizsystem
  2. „Papierwende"
  3. „Die Natur kennt keine Abfälle“



2. Berichtszeitraum: 2006-2008

2.1. Beratung zu Abfalltrennung und –vermeidung/Anreizsystem.

Ziel ist es, durch organisatorische und pädagogische Maßnahmen die Restabfallmenge zu reduzieren. Hierfür wurden folgende Bausteine entwickelt, die zu Projektbeginn verpflichtend von allen Schulen durchgeführt wurden: Müllcheck zur Optimierung des Behältervolumens, Abfalltrenngefäße für die Klassenzimmer und Schulung von Hausmeister- und Reinigungspersonal. Ergänzt wurden die Maßnahmen durch Unterrichtsanregungen sowie einem Wettbewerb, der das finanzielle Anreizsystem ablöste.

Durchgeführte Maßnahmen im Berichtszeitraum:
  • Müllcheck:
Die Schulen konnten weiterhin auf Anfrage eine Beratung zur Abfalltrennung, inklusive der Bestellung von Sammelbehältern für die Klassenzimmer erhalten. Dies wurde nur noch vereinzelt wahrgenommen.
  • Wettbewerb 2006:
  • Seit 2004 führt die Stadt Wettbewerbe durch, der 2006 gemeinsam mit dem Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) für alle Schulen der Region ausgelobt wurde. 2006 wurden 28 Beiträge eingereicht. In der Stadt Hannover erhielten sechs Schulen Prämien in einer Höhe von insgesamt 4.500 Euro.
  • Abfallwerkstätten:
  • Im Berichtszeitraum nahmen an den Werkstätten in Kooperation mit der Werk-statt-Schule e.V. etwa 900 SchülerInnen teil.
    • Pilotprojekt „Mehr Sauberkeit in Vahrenwald“ – Projektwoche der Grundschule Alemannstraße:
    In Kooperation mit dem Figurentheater Theatrio und der Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) wurde eine Müllrevue entwickelt. Daran beteiligten sich ca. 60 Kinder aus drei Klassen der Grundschule Alemannstraße. Unterstützt wurde die Projektwoche vom Wirtschaftsforum Vahrenwald. Es ist geplant, dass das Projekt ab 2009 auch in anderen Stadtteilen mit sozialen Brennpunkten durchgeführt wird.


    2.2. „Papierwende“

    Der Wertstoff Papier hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ziel ist es, die Verwendung von Recyclingpapier in den Schulen zu fördern und so zum Ressourcenschutz beizutragen.

    Durchgeführte Maßnahmen:
    • Einschulungsaktion:
    Von 1999 bis 2006 erhielten die Erstklässler bei ihrer Einschulung eine Brotdose, um eine Alternative zu Einweg-Verpackungen aufzuzeigen. Diese Aktion wurde 2007 ersetzt durch die Bereitstellung von Schulheften aus Recyclingpapier mit dem Blauen Engel. Grund- und FörderschullehrerInnen können jeweils drei Exemplare für ihre SchülerInnen direkt beim Fachbereich Umwelt und Stadtgrün bestellen. Zum Schuljahresbeginn 2007/2008 sowie zum Schuljahrsbeginn 2008/2009 wurden die
    Startpakete mit Informationen rund um das Thema Recyclingpapier an über 60 Schulen bzw. an über 4.000 SchülerInnen überreicht.
    • Papier-Werkstätten:
    In Kooperation mit der Bürgerinitiative Umweltschutz e.V, der Werk-statt-Schule e.V. und aha erhielten im Berichtszeitraum ca. 6.000 Kinder und Jugendliche im Rahmen von erlebnisorientierten Projektvormittagen bzw. Umweltbildungsveranstaltungen Informationen über die globalen Auswirkungen unseres Papierverbrauchs sowie praktische Handlungsempfehlungen zur Verwendung von Recyclingpapier.
    • Veröffentlichungen:
      • Faltblatt „Papierwende – Schützt die Wälder unserer Erde – Angebote für Schulen“.
      • Handreichung Papier (in Arbeit).
      • Recyclingpapier – Schulhefte, Schreibblöcke, Hygienepapier - Einkaufsführer (in 2008 aktualisiert).
      • Stundenplan mit Elterninformationen.
      • Informationsmappe für Lehrkräfte.
    • Wanderausstellung Papier in Kooperation mit aha (in Vorbereitung).

    Zukünftiges Ziel wird es sein, die stadtverwaltungsweite Einsatzquote von Recyclingpapier von über 90 % auch im Verwaltungsbereich der Schule zu erreichen.


    2.3. „Die Natur kennt keine Abfälle“

    Ziel ist es, organische Abfälle als natürlichen Wertstoff zu begreifen und Anregungen zur Verwendung des Kompostes zu geben.

    Durchgeführte Maßnahmen:
    • Wettbewerb „Wer hat den dicksten Kürbis“ 2007:
    Teilnahme von 5.500 Kindern aus 104 Kindergärten und Kindertagesstätten der Region Hannover.
    • Kompostwerkstätten:
    Im Berichtszeitraum nahmen an den Werkstätten in Kooperation mit der Werk-statt-Schule e.V. etwa 1.175 SchülerInnen teil.
    • Veröffentlichungen:
      LehrerInnen-Handreichung „Die Natur kennt keine Abfälle“ für Kita, GS, FöS (zur Zeit Aktualisierung und Neuauflage).

    Zu Projektstart 1996 stand insgesamt an allen Schulstandorten ein Restabfallbehältervolumen von 33.776 m³ zur Verfügung, aktuell liegt das Restabfallvolumen bei 14.000 m³ im Jahr. Aufgrund von Zusammenlegungen von Schulen, der Abschaffung der Orientierungsstufe, der Einführung von Ganztagsschulen sowie der Einführung von Mittagsverpflegung hat sich das Abfallaufkommen in den letzten Jahren stark geändert, sodass eine geeignete Basis zur mengenmäßigen Bewertung des Projekterfolges schwierig zu bestimmen ist. Nach den vollzogenen Umstrukturierungen ist es daher geplant, die im Rahmen von ERFOLGREICH ABFALLARM erhobenen Abfallmengen bzw. Abfallreduzierungen erneut zu überprüfen. Das Anreizsystem soll zusammen mit dem Anreizsystem im Bereich Energie neu organisiert werden (siehe unten).


    3. Ausblick 2009

    Ziel ist eine Bündelung der Aktivitäten im Bereich Ressourcen- und Klimaschutz (Energiesparen, Abfalltrennung und –vermeidung, Nutzung von Recyclingpapier…) und damit einhergehend eine Zusammenfassung der Anreizsysteme.

    Die Verwaltung (OE 19.14, OE 67.04) wird dazu im Laufe des ersten Halbjahres 2009 ein Konzept „Klima-Allianz-Schule“ mit den KooperationspartnerInnen (Werk-statt-Schule e.V., Bürgerinitiative Umweltschutz e. V., Enercity, SchulvertreterInnnen etc.) erarbeiten. Der Begriff „Klima-Allianz-Schule“ lehnt sich ganz bewusst an das Klimaschutzaktionsprogramm „Klima-Allianz Hannover 2020“ an, dessen Maßnahmenbündel auch den Ressourcenschutz an Schulen sowie begleitende pädagogische Maßnahmen beinhaltet.

    Es soll eine „Dachmarke“ entstehen, für die sich die Schulen bewerben können. Wenn sie sich in den Bereichen Energieeinsparung und Abfallreduzierung / Erhöhung Recyclingpapierquote engagieren, können sie das Label „Klima-Allianz-Schule“ erhalten und mit der Auszeichnung werben. Das Label ist verbunden mit einem neuen Anreizsystem, das zurzeit entwickelt wird.

    Neben diesen Mindestanforderungen können in einem zweiten Schritt weitere klima- bzw. ressourcenrelevante Kriterien erarbeitet werden, die zur Anerkennung einer
    „Premiumstufe“ des Labels führen (z.B. Betrieb einer nachhaltigen Schülerfirma, Angebot von Biokost bzw. regionalen Produkten in der Mensa, Umsetzung von umweltfreundlichen Mobilitätskonzepten, Nutzung regenerativer Energien).

    Berücksichtigung von Gender-Aspekten


    Durch die Projekte zum Ressourcenschutz werden Gender-Aspekte nicht berührt. Die Projekte richten sich gleichermaßen an Mädchen und Jungen.

    Kostentabelle

    Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

    19 .14
    Hannover / 23.03.2009