Informationsdrucksache Nr. 0645/2015:
Sachstand zur Umsetzung der Konzeption des Treffpunktes Allerweg

Inhalt der Drucksache:

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0645/2015
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Sachstand zur Umsetzung der Konzeption des Treffpunktes Allerweg

Der Treffpunkt Allerweg befindet sich seit 1977 im Besitz der Landeshauptstadt Hannover. Seit 1980 beherbergt er diverse kulturelle und jugendhilfespezifisch ausgerichtete Einrichtungen und Initiativen. Der Fachbereich Jugend und Familie hat die Zuständigkeit für den Treffpunkt Allerweg 1989 übernommen.

Im Vorderhaus Allerweg 6 - 7 befinden sich der Jugendtreff, Jugendräume des Jugendverbandes „Die Falken“, die Geschäftsstelle des Bundes der Katholischen Jugend (BdKJ) und gesellschaftliches Engagement von Migrantinnen, Migranten und Deutschen (geMiDe), Stadtteilkulturarbeit, Rucksackprojekt des Bereichs Kindertagesstätten der LHH, eine Hortgruppe der Kindertagesstätte, sowie selbstverwaltete Räume für die Griechische Gemeinde und den Club Juvenil. Außerdem gibt es einige multifunktionale Räumlichkeiten, in denen seit einigen Monaten auch ein Stadtteilcafé als Begegnungsmöglichkeit besteht. Im Hinterhaus befinden sich die Kindertagesstätte mit jeweils eine Kindergarten- und Hortgruppe und das Kinderzentrum (KiZe) der Caritas als Lückekinderangebot. Beide Häuser müssen bei einer Umstrukturierung des räumlichen Angebots erheblich saniert werden.

Der Stadtteil Linden-Süd zählt gemäß dem Sozialbericht 2013 (DS 1436/2013) in Hannover zu den Stadtteilen mit erhöhtem sozialem Handlungsbedarf. Die soziale Lage lässt an folgenden Parametern ablesen:

Bevölkerung mit Migrationshintergrund 42,5 % stadtweit 26,2 %


Empfänger/innen von Transferleistungen 30,6 % stadtweit 15,2 %
Arbeitslose 13,5 % stadtweit 8,1 %
Alleinerziehende 35,7 % stadtweit 27,2 %

Der Stadtteil Linden-Süd gehört zu den drei am höchsten von Einkommensarmut und damit auch von Kinderarmut (49,5%) belasteten Stadtteilen im Stadtgebiet.


Die Verwaltung hat in den vergangenen Jahren ein Nutzungs- und Raumkonzept für den Treffpunkt Allerweg entwickelt, in dem aktuelle fachliche Anforderungen für den Stadtteil Linden-Süd, insbesondere in Bezug auf die Kinder-und Jugendarbeit, angesichts veränderter Rahmenbedingungen koordiniert berücksichtigt werden können.

Entwicklung des Konzeptes
Der Fachbereich Jugend und Familie hat mit allen Nutzern Gespräche geführt und mit den pädagogisch arbeitenden Einrichtungen ein inhaltliches Konzept entwickelt, das den Schwerpunkt Kinder-, Jugend- und Familienarbeit hat. Eingebunden wurden freie Träger, Initiativen, Vereine und Bereiche des Fachbereichs Jugend und Familie. Außerdem wurde eine sozialräumliche Bedarfsermittlung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen für den Stadtteil Linden-Süd wie wichtig eine Neuausrichtung der Einrichtung im Stadtteil ist, um sich den Themen Bildung, Betreuung und Erziehung, Schaffung von Chancengleichheit, Verringerung von Ausgrenzung anzunehmen und der Bewältigung von (Kinder-) Armut entgegen zu wirken. Im Rahmen der stadtweiten Neuorganisation der Kinder-und Jugendarbeit ist nach der Bedarfsermittlung deutlich geworden, dass die Einrichtungen der Kinder-und Jugendarbeit in Linden-Süd im Treffpunkt Allerweg konzentriert werden sollten. Dies hätte auch einen veränderten Raumbedarf im Treffpunkt Allerweg zur Folge.

Im Rahmen eines Workshops mit allen Nutzergruppen und dem Bezirksrat wurde erarbeitet, welche Angebote und räumlichen Ressourcen dazu im Allerweg vorgehalten werden müssen, um den Bedürfnissen der Nutzer/-innen im Stadtteil zu entsprechen und der Situation in Linden-Süd gerecht zu werden. Bei Auswertung der Ergebnisse stellte sich heraus, dass ca. 500 qm für multifunktionale Räume benötigt werden. Zurzeit stehen dafür ca. 250 qm zur Verfügung.

Eckpunkte des Konzeptes
Die zukünftige Aufgabe des Treffpunktes Allerweges liegt darin, ein zentraler Ort der Begegnung und Kommunikation mit dem eindeutigen Schwerpunkt Kinder-, Jugend- und Familienarbeit zu sein. Eine Mischung von festen Einrichtungen und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung wird angestrebt, um den Bedarfen aus dem Stadtteil gerecht werden zu können. Die verschiedenen Angebote sollen sich gegenseitig ergänzen und die Nutzer/innen vernetzt zusammen arbeiten.

Das Ergebnis des Prozesses ist:
- Reduzierung der teilweise nur punktuell und exklusiv genutzten Räume zugunsten von allgemein nutzbaren Besprechungs-, Gruppen- und Funktionsräumen,

- Aufhebung der Raucherräume,

- der Veranstaltungsbereich wird innerhalb des Gebäudekomplexes verlegt,

- Wunsch nach personeller Unterstützung.


Kinder-, Jugend- und Familienarbeit
Zusätzlich zu den bisherigen Angeboten der Kinderbetreuung und der offenen Kinder- und Jugendarbeit, soll der Treffpunkt zur Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche allen Alters, vor allem aber auch von Eltern werden. Die Möglichkeit, im Zuge einer Neuorientierung das Jugendzentrum Posthornstraße in den Treffpunkt umziehen zu lassen, kann genutzt werden. Die bisherigen Erfahrungen mit der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Allerweg haben gezeigt, dass eine enge räumliche Zusammenarbeit der Träger von Einrichtungen für verschiedene Altersklassen allen zugutekommt, nicht zuletzt auch den Jugendlichen.

Vorhandene Projekte der Elternarbeit, wie die Sprachförderung, sollten mit ihren Angeboten im Treffpunkt anzutreffen sein und durch weitere familienfördernde Maßnahmen ergänzt werden. Weiterhin besteht die Chance zur Etablierung eines Familien- und Beratungszentrums. Ein möglichst hoher Anteil multifunktionaler Räume ist wünschenswert, der von allen (extern und intern) genutzt werden kann. Dieses erhöht die Auslastung und ermöglicht es Vereinen, Initiativen, Gruppen oder Nachbarn bei Bedarf den Treffpunkt als „Stadtteilzentrum“ zu nutzen. Der Bedarf geht von einfachen Sitzungs- und Gruppenräumen, über Bewegungsräume, zu speziell nutzbaren Räumen (Computer, Handarbeit), bis hin zu Veranstaltungsräumen aus. Darüber hinaus benötigt das Familienzentrum mehr Außenflächen. Bei dem anzutreffenden Altersspektrum von Kindern und Jugendlichen ist es vorteilig, die verschiedenen Altersklassen voneinander trennen zu können. Da der im Inneren des Häuserblocks gelegene Spielplatz am Mimi-Fuhlrott-Gang kaum durch Kinder aus dem Stadtteil genutzt wird, würde es sich anbieten, die Fläche dem Familienzentrum zuzuordnen.

Mehr Öffnung in den Stadtteil
Die zukünftig grundlegende Anforderung an die institutionellen Nutzer des Treffpunktes ist die Öffnung bzw. Verwurzelung in den Stadtteil hinein. Auf Grund des begrenzten Platzangebotes und der steigenden Anforderungen im Treffpunkt, müssen Aussagen über den Verbleib von Nutzern ohne Stadtteilbezug getroffen werden.

Durch die Schaffung multifunktionaler Räume, unter anderem zur Vermietung an Externe, gewinnt der Treffpunkt an Bedeutung für Linden-Süd und kann zum Impulsgeber des Stadtteils werden, dem bisher ein Zentrum des öffentlichen Lebens fehlt. Dazu gehört auch die Aufwertung der Gestaltung dieser Räumlichkeiten.

Nutzungskonflikte im Treffpunkt vermeiden
Gaststättenähnliche Clubräume mit Konsum von alkoholischen Getränken sollten sehr viel klarer räumlich von den Kinder- und Jugendeinrichtungen getrennt werden. Im Haus sollte auch nicht mehr geraucht werden. Besser wäre es, die bestehenden Clubs an anderer Stelle unterzubringen, um Nutzungskonflikte zukünftig zu vermeiden.

Mehrwert für den Stadtteil
Der Treffpunkt Allerweg qualifiziert sich durch die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten innerhalb des Hauses, verbunden mit den damit einhergehenden persönlichen Begegnungen der Menschen untereinander als Stadtteilzentrum für Linden-Süd, das integrative und inklusive Potentiale zur Bearbeitung offen legt. Der Stadtteil Linden-Süd gewinnt an Lebensqualität für Kinder und Jugendliche, Eltern, Nachbarn und alle anderen Nutzer/innen.

Im Gebäude werden vorhandene Stadtteilnutzungen ergänzt durch die Erweiterung der Kinder- und Jugendarbeit, aber auch durch neue Begegnungsmöglichkeiten für Eltern und andere erwachsene Bewohner/innen des Stadtteils. Darüber hinaus soll eine enge Zusammenarbeit mit benachbarten Angeboten stattfinden. Beispielsweise könnten Vorder- und Hinterhaus des Treffpunktes Allerweg konzeptionell mit der Beratung und anderen Angeboten des kürzlich eröffneten „Lichtpunktes“ bei fairKauf verknüpft werden. Aus dieser bereits in diesem Rahmen entwickelten Kooperation diverser Stadtteilinitiativen und -institutionen könnten sich weitere Initiativen von freiwilligem bürgerschaftlichen Engagement entwickeln, die im Treffpunkt Allerweg umgesetzt werden.





Personelle Unterstützung
Für die Verwaltung der Räumlichkeiten, die Moderation, bzw. Begleitung interner Kommunikations-Prozesse und zur Unterstützung nachbarschaftsfördernder Projekte, wie Stadtteilfeste, etc., besteht der Wunsch nach Etablierung einer festen Verwaltungsstelle im Treffpunkt. Diese sollte zum einen die Verwaltungskraft des Hauses nach Sanierung sichern, könnte aber ggf. auch koordinierende Hilfestellung in der Gemeinwesen-, bzw. Stadtteilkulturarbeit des Stadtteils übernehmen.

Raumplanung
Im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde 2014 eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die im Ergebnis drei Szenarien vorsieht (Sanierung im Bestand, Teilabriss/Teilneubau, Komplettabriss/Neubau).

In den jeweils dazugehörigen Raumkonzepten für das Vorderhaus wurden folgende Nutzungen berücksichtigt:.

Für die Kinder- und Jugendarbeit wurden Räumlichkeiten vorgesehen, in denen die OT-Arbeit durchgeführt werden kann sowie Räume, in denen Kreativ- und Gruppenangebote durchgeführt werden können. Weiterhin sind Räume zur Nutzung durch das Stadtteilcafé und die Stadtteilkulturarbeit vorgesehen. Dort können beispielweise private Zusammenkünfte, wie auch projektbezogen arbeitende Nutzer/innengruppen ihren Raumbedarf befriedigen. Weitere Räume sind für Sprachförderung und andere Kurse sowie entsprechende Büroraume für die einzelnen Bereiche und die Hausverwaltung ausgewiesen.

Für die Sanierung der Vorderhäuser ist jede grobe Schätzung (Fachbegriff: Kostenannahme) noch mit Unsicherheiten von plus/minus 40 % behaftet. Für sie haben sich Kostenschätzungen zwischen 3,2 und 3,35 Mio. Euro ergeben. Für die Ermittlung dieser Zahlen sind Aufwendungen im Gesamtwert von ca. 30.000 Euro notwendig gewesen.

Die Raumplanung der Vorderhäuser wurde dabei im Detail noch nicht abgeschlossen, da für den Umbau des Treffpunkts Allerweg aufgrund der aktuellen Haushaltsplanung sowie der vom Rat beschlossenen Mittelfristigen Finanzplanung lediglich Mittel für die Sanierung des Hinterhauses als Familienzentrum vorgesehen sind.

Im Ergebnis ist aktuell das geschilderte Konzept für den Treffpunkt Allerweg, im Hinblick auf die Nutzung der Vorderhäuser, aus finanziellen Gründen derzeit nicht umsetzbar. Dieses betrifft insbesondere die Umsetzung, der im Stadtteilkonzept für die Kinder- und Jugendarbeit im Stadtbezirk Linden-Limmer (DS 0071/2013) vorgesehene Zusammenlegung der Jugendeinrichtungen Posthornstraße und Allerweg in den Treffpunkt Allerweg. Bezüglich einer weiteren Zusammenlegung dieser beiden Einrichtungen müssen entsprechende Alternativen geprüft und ggf. umgesetzt werden.

Der Umbau des Hinterhauses im Allerweg wird in diesem Jahr geplant und soll im Jahr 2016 umgesetzt werden. Dort werden nach der Sanierung das Familienzentrum mit zwei Kindergartengruppen (28 Kinder) und zwei Hortgruppen (30 Kinder) arbeiten. Der Kindergarten wird im Erdgeschoss untergebracht, weil für diese Altersgruppe die Zugänglichkeit der Freiflächen aus den Gruppenräumen wesentlich ist. Die Gruppenräume des Hortes werden im Dachgeschoss vorgesehen. Hier besteht Zugang zu den großzügigen Dachterrassenflächen. Im ersten Obergeschoss sind die übergreifenden Nutzungen wie Küche, Personalraum, Mehrzweckbereich, sowie die Schularbeitsräume für den Hort vorgesehen.

Problematisch stellt sich zur Zeit noch die erforderliche Unterbringung der Einrichtungen und Dienste des Hinterhauses während der Umbauphase dar. Entsprechende Möglichkeiten werden von der Verwaltung zurzeit geprüft. Für die Unterbringung der Lückekindereinrichtung „Kinderzentrum“ des Caritas e. V., die sich derzeit im Hinterhaus befindet, wird eine dauerhafte Unterbringung im Vorderhaus angestrebt.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Bei der Erarbeitung der Konzeption und der Entwicklung der Raumplanung wurden die Interessen der Geschlechter berücksichtigt.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

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Hannover / 11.03.2015