Informationsdrucksache Nr. 0626/2018:
Kunst im öffentlichen Raum
Bericht 2017-2018

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
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0626/2018
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Kunst im öffentlichen Raum
Bericht 2017-2018

0. Vorbemerkung

Das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover (OE 41.1) betreut den Bestand der Kunst im öffentlichen Raum in enger Zusammenarbeit mit dem Gebäudemanagement OE 19.21 und ist hierzu darüber hinaus im regelmäßigen Austausch mit OE 41.0, die für Denkmäler, Brunnen und die Objekte im Bereich der Erinnerungskultur zuständig sind. Grundlage für die Arbeit des Kulturbüros ist das von der Landeshauptstadt Hannover in Auftrag gegebene Gutachten zur Kunst im öffentlichen Raum „Tradition und Innovation. Stand der Kunst im öffentlichen Raum im Innenstadtbereich Hannover – Perspektiven für deren Pflege und Entwicklung“ von 2008 (Informationsdrucksache 2168/2008).

Insgesamt befinden sich 183 Kunstwerke im öffentlichen Raum im Eigentum der Landeshauptstadt, die im Schwerpunkt aus den 1960er bis 1990er Jahren stammen. Hannover besitzt damit einen bedeutenden Bestand, wobei in den vergangenen 15-20 Jahren wenig neue Objekte hinzugekommen sind. In Bezug auf zeitgenössische Entwicklungen, Diskurse und künstlerische Positionen ist somit eine Art „Lücke“ entstanden. Um unter anderem diese Frage zu bearbeiten und Perspektiven für die Zukunft der Kunst im öffentlichen Raum zu entwickeln, wurde – wie im Gutachten von 2008 empfohlen – im Jahr 2017 ein beratendes Gremium zur Kunst im öffentlichen Raum einberufen (Drucksache 0873/2017).

Folgende Zusammensetzung des Fachgremiums wurde beschlossen:


A. Aus der Fachverwaltung:
1. Harald Härke (Kulturdezernent)
2. Anne Prenzler, Frithjof Peters (Kulturbüro)
3. Dr. Carina Plath (Sprengel Museum Hannover)
4. Thomas Göbel-Groß (Stadtplanung)
B. Externe Mitglieder:
1. Kathleen Rahn (Direktorin Kunstverein Hannover)
2. Dr. Christina Végh (Direktorin Kestnergesellschaft, Hannover)
3. Thomas Kaestle (Autor des Gutachtens 2008 „Tradition und Innovation“ zum Stand der Kunst im öffentlichen Raum in Hannover)
4. Olaf Nicolai (Künstler, Berlin)
5. Britta Peters (Kuratorin der Skulptur Projekte 2017, seit 2018 künstlerische Leiterin von „Urbane Künste Ruhr“)
6. Matthias Ulrich (Kunsthalle Schirn, Kurator der Reihe „Playing the City“)

1. Bericht zur ersten Sitzung des Gremiums Kunst im öffentlichen Raum

In seiner ersten Sitzung am 10.11.2017 hat sich das Gremium zunächst intensiv mit dem Status Quo beschäftigt und dazu grundlegende Überlegungen angestellt.

Nach Einschätzung des Gremiums sollte es in Hannover zunächst um eine ausführliche, auch öffentlich geführte Diskussion zur Kunst im öffentlichen Raum gehen, u.a. dazu, wie sich öffentliche Räume heute definieren, wie sie genutzt werden und welche Rolle die Kunst hier spielen kann. Gerade in Hinblick auf die Kulturhauptstadt-Bewerbung sei es wichtig, Perspektiven zu entwickeln, die nach Möglichkeit beispielgebend für andere Kommunen sind. Demnach stellt die erwähnte „Lücke“ nach Überzeugung des Gremiums eine Chance dar: die Chance, neue Konzepte im Umgang mit dem bestehenden Bestand zu finden und zugleich die Kunst im öffentlichen Raum und den öffentlichen Raum selbst neu zu denken – unter Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven.

Aus Sicht der Stadtplanung und der Stadtgestaltung geht es beispielsweise in der aktuellen Diskussion um die Schaffung multifunktionaler Räume, aber auch um Freiräume und Kommunikationsräume. Aus Sicht der Kulturverwaltung und der externen Experten*innen geht es darum, was die Kunst im öffentlichen Raum erreichen kann. Etwa zu Fragen der Partizipation und zu neuen Sichtweisen auf das Thema Öffentlichkeit. Welche Rolle spielt der digitale öffentliche Raum? Wie steht es mit der Identifikation, der Aneignung, dem Teilen, dem Diskutieren gesellschaftlich relevanter Fragen, aber auch mit der bewussten Irritation, dem anarchischen Potential der Kunst im Sinne ihrer Funktion als kritischer Seismograph für gesellschaftliche Fragen?

Für die kommende Sitzung des Gremiums sind daher eine öffentliche Podiumsdiskussion und ein Workshop unter der Beteiligung von Künstlern*innen, Experten*innen, Politik und Verwaltung geplant. Der Kulturausschuss wird hierzu zeitnah eine Einladung mit weiteren Informationen erhalten.

Neben diesen grundlegenden Überlegungen hat sich das Gremium mit ersten konkreten Ideen befasst, wie der Frage, was von den großen Ausstellungen in der Stadt an Sichtbarem im öffentlichen Raum bleibt, z.B. von „Made in Germany“. Sollte die Stadt einzelne Arbeiten ankaufen, wie es die Stadt Kassel nach der documenta tut? Ein anderes Thema war die Skulpturenmeile: Denkbar ist eine Erweiterung durch ein Einbeziehen anderer bestehender Objekte im unmittelbaren Umfeld wie z.B. die Arbeit von Joseph Kosuth am Historischen Museum. Dies wird auch im Gutachten von 2008 empfohlen. Ein anderer Gedanke ist die Entwicklung und Umsetzung neuer Arbeiten im Sinne künstlerischer Kommentare zu bestehenden Werken. Ein Beispiel für einen künstlerischen Kommentar – in diesem Fall zur Erinnerungskultur am Maschsee – stellt die Intervention der Künstlerin Katinka Bock dar, die zu „Made in Germany III“ 2017 einen kleinen Bronzekarpfen im Maschsee versenkt hat.

Derartige Fragen wurden in der ersten konstituierenden Sitzung des Gremiums allgemein erörtert. Wenn in den kommenden Sitzungen konkrete Empfehlungen zu Ankäufen, Wettbewerben und anderen Maßnahmen ausgesprochen werden, so werden diese von der Verwaltung ausgearbeitet und den politischen Gremien zur weiteren Beratung und Entscheidung vorgelegt.

2. Bericht über Maßnahmen in 2017 und Ausblick zu den Planungen 2018: Pflege, Restaurierungen, Wiederausstellungen

Seit 2009 berichtet das Kulturbüro regelmäßig über Maßnahmen zur Restaurierung und Pflege der Kunst im öffentlichen Raum und zur Umsetzung des Gutachtens von 2008 (Informationsdrucksachen 2186/2009, 2524/2010, 2297/2011, 1097/2014, 2121/2015, Beschlussdrucksache 0873/2017).

Ein Schwerpunkt der Arbeit des Kulturbüros liegt in der Erhaltung der Objekte im öffentlichen Raum durch eine sorgfältige Pflege, durch Reinigungen und rechtzeitige Restaurierungen in enger Zusammenarbeit mit dem Gebäudemanagement. Je höher und nachhaltiger der Pflegestandard, umso seltener werden kostspielige Restaurierungen oder sogar Abbauten. Je schneller ein Schaden entdeckt wird, umso geringer ist der finanzielle und logistische Aufwand, um diesen zu beheben. Wichtig sind daher regelmäßige Begehungen. Dann vermitteln die Kunstwerke einen gepflegten Eindruck und bilden damit ein überzeugendes Aushängeschild der Landeshauptstadt.

Neben turnusmäßigen Pflege- und Restaurierungsarbeiten wie beispielsweise die Erneuerung der Farbe für die Plastik „M11“ von Günther Tollmann an der Vahrenwalder Straße, die Restaurierung der Sockel der „Speerträgergruppe“ von Kurt Lehmann und der Arbeit „Mann mit Pferd“ von Hermann Scheuernstuhl, der Erneuerung der Windsäcke des „Aegidienwaldes“ oder regelmäßig notwendigen Reinigungen und Maßnahmen zum Graffitischutz an verschiedenen Objekten, wurden in 2017 einige größere Maßnahmen in Zusammenarbeit mit OE 19.21 in Angriff genommen:


· Umsetzung der Arbeit „Stehende Figur“ von Fritz Wotruba vom schwierigen Standort in der Nordmannpassage zurück zum ursprünglichen Standort an der Kreuzkirche. Der Wiederaufbau wird in der ersten Jahreshälfte 2018 erfolgen.

· Überprüfung der Befestigung und der Mechanik der Arbeit „Das große Leuchten“ von Stephan Huber in der Sophienstraße. Der Wiederaufbau ist für die erste Jahreshälfte 2018 geplant.


Für 2018 sind darüber hinaus folgende größere Maßnahmen in Zusammenarbeit mit OE 19.21 in der Planung

· Wiederaufbau bzw. Rekonstruktion der Arbeit „Diamant II“ von Sanford Wurmfeld an der Markthalle in direkter Zusammenarbeit mit dem Künstler.

· Für die Arbeit „Hellebardier“ von Alexander Calder am Maschsee wird unter Federführung von OE 19.21 in enger Zusammenarbeit mit dem Sprengel Museum ein Restaurierungskonzept erarbeitet.

· Außerdem wird ein Standort gesucht für den Wiederaufbau der Arbeit „Stahl 68“ von Erich Hauser in Bemerode auf Wunsch des dortigen Bezirksrates. Das Kunstwerk musste am ursprünglichen Standort auf dem Gelände von enercity in Linden im vergangenen Jahr neuen Stromleitungen weichen. Beteiligt werden der Stadtgestalter Thomas Göbel-Groß, Dr. Carina Plath vom Sprengel Museum sowie OE 67, Umwelt und Stadtgrün und OE 19.21, Gebäudemanagement, sowie der Bezirksrat Kirchrode-Bemerode-Wülferode.


Ein Schwerpunkt in der turnusmäßigen Pflege und Konservierung liegt für das Kulturbüro im Jahr 2018 auf verschiedenen Bronzearbeiten, wie der Skulptur „Tanzende“ von Herbert Volwahsen im Heinemanhof. Außerdem sind verschiedene Reinigungs- und Restaurierungsarbeiten u.a. im Bereich der Skulpturenmeile geplant, z.B. werden die Nanas von Niki de Saint Phalle gereinigt, gepflegt und zum Teil nachkoloriert.

Auch die Beschilderung der Kunstwerke wird schrittweise und kontinuierlich fortgesetzt. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 20 Kunstwerke neu beschildert, für das Jahr 2018 sind weitere 20 Kunstwerke für die Beschilderung vorgesehen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kunstvermittlung im öffentlichen Raum: Das Projekt „Kunst umgehen“ bietet seit 2013 ein vielfältiges und ambitioniertes Programm, das auch außerhalb von Hannover von einer interessierten Fachöffentlichkeit wahrgenommen wird. Um die Hannoversche Bevölkerung weiter für die Bedeutung der Kunst im öffentlichen Raum zu sensibilisieren, wurden die bereits vorhandenen Workshops in Schulen weiter ausgebaut. Die Zahl der Teilnehmer*innen konnte so insgesamt von 560 in 2016 auf 751 in 2017 gesteigert werden.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Gender-Aspekte werden nicht berührt.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

41.1 
Hannover / 07.03.2018