Drucksache Nr. 0578/2018 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der Fraktion Die Hannoveraner zu „Hannoccino“ – wirklich ein Erfolgsmodell?
in der Ratssitzung am 26.04.2018, TOP 5.3.1.

Inhalt der Drucksache:

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0578/2018 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der Fraktion Die Hannoveraner zu „Hannoccino“ – wirklich ein Erfolgsmodell?
in der Ratssitzung am 26.04.2018, TOP 5.3.1.

Der hannoversche Pfandbecher Hannoccino wird in den höchsten Tönen gelobt.
(Auch DIE HANNOVERANER halten dieses System für sinnvoll).
Der Becher wurde sogar gerade für einen internationalen Umweltpreis nominiert und auch
Stadträtin Tegtmeyer-Dette spricht davon, dass Hannoccino Hannover "erobert" hat.

Es scheint also auf den ersten Blick eine echte Erfolgsgeschichte zu sein.

Sinn und Zweck des Hannoccino Bechers ist es, nicht nur stylisch chic auszusehen, sondern
vor allem die Bürgerinnen und Bürger (die Coffee-u.ä.-Getränke-to-go Konsumenten) durch die
Nutzung desselben zur Müllvermeidung bei den sog. "to go" Getränken zu bewegen.

Da man, obwohl bereits 50.000 Hannoccino Becher im Umlauf sind, in Hannover zumindest
unserer Meinung nach allerdings erstaunlich selten Personen mit Hannoccino Becher in der
Hand sieht, stellt sich uns die Frage, ob diese Becher wirklich so genutzt werden wie gedacht
oder ob sie nicht doch hauptsächlich in den Küchenschränken der Privathaushalte
verschwinden und dort als Trinkbecher genutzt werden...

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:
1. Angesichts der Tatsache, dass bereits ca 50.000 Hannoccino Becher in Hannover
ausgegeben wurden und somit "im Umlauf sind": Hat sich nun auch die Menge der
ausgegebenen Einweg-to-go Becher entsprechend verringert?

2. Lässt sich generell irgendwie messen oder nachprüfen, inwieweit die Hannoccino Becher
auch wirklich als Pfandbecher genutzt werden? Gibt es diesbezüglich entsprechende
Rückmeldungen von den Geschäften?

Jens Böning
stellv. Fraktionsvorsitzender

Text der Antwort


Anfrage der Ratsfraktion die Hannoveraner zu „Hannoccino“-wirklich ein Erfolgsmodell? (Drucksache Nr. 0578/2018)

Frage 1: Angesichts der Tatsache, dass bereits ca. 50.000 Hannoccino Becher in Hannover ausgegeben wurden und somit „im Umlauf sind“: Hat sich nun auch die Menge der ausgegebenen Einweg-to-go Becher entsprechend verringert?

Eine spezielle Datenerhebung über die Anzahl der ausgegebenen Einwegbecher für Hannover liegt nicht vor. Eine entsprechende Erhebung wäre auch schwierig und nur mit verhältnismäßig hohem Aufwand durchzuführen. Dabei wäre Aha auch auf die freiwillige Mitwirkung aller Anbieter hinsichtlich der Übermittlung von Umsatzdaten angewiesen und den Kooperationspartnern ist das Prinzip der freiwilligen Teilnahme ohne bürokratischen Aufwand sehr wichtig. Es gibt allerdings die Erfahrungswerte aus der Straßenreinigung und den Leerungen der öffentlichen Abfallbehälter. Hier stellen die Betriebsstätten von aha einen signifikanten Rückgang an to-go Einwegbechern auf der Straße und in den öffentlichen Abfallkörben fest.

Bei aha wird folgende Beispielrechnung verwendet: derzeit sind rund 50.000 Hannoccino Becher im Mehrwegbecher-Pfandsystem im Umlauf. Sollte jeder Becher nur 2-mal wöchentlich genutzt werden, entspräche dies einer Einsparung von 5,2 Millionen Einwegbechern pro Jahr. Bei bisher geschätzt 20 Millionen Einwegbechern jährlich entspräche dies einer Einsparung von ca. 1/4.

Derzeit arbeitet aha an der Einführung eines speziellen Mehrweg-Pfand-Deckels für den Hannoccino, der das System perfekt ergänzen wird. Wir gehen davon aus, dass mit dieser Erweiterung des Systems noch mehr Einwohnerinnen und Einwohner den Hannoccino nutzen werden.

Frage 2: Lässt sich generell irgendwie messen oder nachprüfen, inwieweit die Hannoccino Becher auch wirklich als Pfandbecher genutzt werden? Gibt es diesbezügliche entsprechende Rückmeldungen von den Geschäften?

Wie bereits oben ausgeführt, existieren derzeit keine speziell erfassten Daten oder Messungen zum Nutzungsgrad des Hannoccinos. Grundsätzlich wäre eine Datenerhebung natürlich möglich, z.B. durch eine Erfassung der ausgegebenen Becher durch die Kooperationspartner.

Dies würde aber einen nicht unerheblichen Mehraufwand für die Kooperationspartner bedeuten und wäre auch nur im Rahmen einer freiwilligen Leistung denkbar. Wir glauben nicht, dass die Kooperationspartner diesen bürokratischen Mehraufwand begrüßen würden. Es widerspräche auch dem Gedanken des Hannoccinos, das Mehrwegsystem für alle Nutzerinnen und Nutzer und unsere Kooperationspartner möglichst einfach und unkompliziert umzusetzen.

Die aha Stadtreinigung steht aber selbstverständlich in ständigem Kontakt mit den Kooperationspartnern. Wir haben bislang durchweg positive Rückmeldungen zum Hannoccino erhalten.

Es wird lediglich die Ergänzung des Systems mit einem Mehrwegdeckel gewünscht. Hieran arbeitet aha derzeit. Mit der Einführung eines solchen Mehrwegdeckels auf Pfandbasis wird der Hannoccino komplettiert und die Akzeptanz weiter steigen.

Obwohl der Hannoccino erst seit einem guten halben Jahr eingeführt ist, hat er sich in Hannover sehr gut etabliert. Der Erfolg lässt sich u.a. auch daraus ableiten, dass die Anzahl der Kooperationspartner und der Ausgabestellen seit Einführung des Hannoccinos deutlich gestiegen sind und das Interesse ungebrochen ist. Zur Einführung am 27.08.2017 waren 30 Kooperationspartner mit knapp 90 Ausgabestellen am System beteiligt, aktuell sind es über 60 Kooperationspartner mit über 140 Ausgabestellen. Auch bei vielen Veranstaltungen und einigen Messen wird der Hannoccino mittlerweile gezielt nachgefragt. Zudem gibt es auch medial (Presse, Rundfunk, Fernsehen) einen großen Zuspruch für unser kommunales System.

Auch der große Erfolg im Online-Voting zum Greentec-Award (Platz 1 in der Kategorie Lifestyle) hat den besonderen Zuspruch der Einwohnerinnen und Einwohner zum Hannoccino gezeigt. Im Mai 2018 werden auf der Messe IFAT in München die Sieger dieses internationalen Umweltpreises gekürt. Der Hannoccino hat auch hier gute Chancen, den Preis zu gewinnen.

Und nicht zuletzt gibt es bundesweit ein hohes Interesse diverser Städte (u.a. Hamburg und Stuttgart) am Hannoccino und an einer Einführung eines kommunalen Pfandsystems für Mehrwegbecher. Die Bürgerstiftung der Landeshauptstadt Potsdam arbeitet sehr konkret an der Einführung eines entsprechenden Systems auf Basis des Hannoccinos.

Wir können erkennen, dass die Leute bewusster mit dem Thema Einwegbecher und Müllvermeidung umgehen. Die Hannoccino Kampagne in Hannover hat das Thema öffentlichkeitswirksam gemacht und die Menschen in der Stadt Hannover sensibilisiert.

Immer mehr Menschen handeln umweltbewusst, denn sie wissen: Mehrweg statt mehr Müll hilft, die Umwelt zu schonen. Hiermit leisten aha, die Stadt Hannover sowie die Ressourcen und Partner des Hannoccino Mehrwegbecher-Pfandsystems einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Der Hannoccino ist deshalb nicht nur ein stylischer und hannoverspezifischer Pfandbecher, sondern auch ein starkes Symbol gegen die Wegwerfgesellschaft.