Drucksache Nr. 0556/2016 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der Fraktion Die Hannoveraner zum Angebot von Schweinefleisch in städtischen Einrichtungen und Kantinen
in der Ratssitzung am 17.03.2016, TOP 3.4.1.

Inhalt der Drucksache:

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0556/2016 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der Fraktion Die Hannoveraner zum Angebot von Schweinefleisch in städtischen Einrichtungen und Kantinen
in der Ratssitzung am 17.03.2016, TOP 3.4.1.

Immer mehr Kitas, Mensen und Kantinen in städtischen Gebäuden in Deutschland bieten in einer Art vorauseilendem Gehorsam kein Schweinefleisch mehr an.

Selbstverständlich sollte es Personen, die z.B. aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch essen dürfen, möglich sein, ein Gericht ohne dieses zu bestellen. Niemand darf zum Verzehr von Schweinefleisch gezwungen werden.

Dieses sollte aber im Umkehrschluss nicht dazu führen, dass all jene, die gern weiterhin Schwein essen möchten, darauf verzichten müssen, nur weil die jeweilige Einrichtung aus Rücksichtnahme vor einer Minderheit das Schweinefleisch komplett aus dem Programm genommen hat.

Der Verzehr von Schweinefleisch ist seit jeher ein Teil unserer deutschen bzw. westeuropäischen Esskultur und trägt zudem zu einer ausgewogenen Ernährung bei.

Dieses vorausgeschickt, fragen wir die Verwaltung:

1)
Wie viele städtischen Kitas, Schulküchen bzw. Schulmensen und Kantinen städtischer Behörden / Unternehmen bieten kein Schweinefleisch mehr an, und bei wie vielen steht dieses noch weiterhin auf dem Speiseplan?
2)
Wie wird die Verbannung von Schweinefleisch seitens der Anbieter begründet?
3)
Ist daran gedacht, auch aus dem Speiseangebot der Kantine des Rathauses Schweinefleisch zu verbannen, oder sieht die Verwaltung eine Möglichkeit, beiden Seiten (also jenen, die kein Schwein essen dürfen oder wollen und jenen, die auch weiterhin gern Schweinefleisch in der jeweiligen Einrichtung bestellen möchten) gerecht zu werden?

Jens Böning
Fraktionsvorsitzender

Text der Antwort


Frage 1: Wie viele städtische Kitas, Schulküchen bzw. Schulmensen und Kantinen städtischer Behörden / Unternehmen bieten kein Schweinefleisch mehr an und bei wie vielen steht dieses noch weiterhin auf dem Speiseplan?

Die Mehrheit der gemeinschaftsverpflegenden Einrichtungen bietet weiterhin Schweinefleisch an. Dieses ist darauf zurückzuführen, dass hier grundsätzlich ein umfangreiches Speisenangebot zur Auswahl steht, sodass individuelle Belange Berücksichtigung finden können. Hierzu gehören:

- Casino Neues Rathaus, Fachbereich Personal und Organisation (OE 18)
- Cafeteria Zulassungsbehörde, Fachbereich Öffentliche Ordnung (OE 32.4)
- Casino 25, Fachbereich Soziales (OE 50)
- Kantine Ihmeplatz, Fachbereich Jugend und Familie (OE 51)
- Küche Rohdenhof (beliefert Wohngruppen OE 51.6 sowie diverse Kindertagesstätten OE 51.44)
- (sechs) Küchen der städtischen Alten- und Pflegezentren (OE 57.3)
- Kantine, Stadtentwässerung (OE 68)

Ein Verzicht auf Schweinefleisch wird in keiner dieser Einrichtungen angestrebt.
Dort, wo kein breites Speisenangebot vorgehalten wird und keine bzw. eingeschränkte Wahlmöglichkeit besteht, stellt sich die Situation etwas anders dar: in Kindertagesstätten und Schulmensen.

Ø Kindertagesstätten
Bei der Betrachtung der 40 städtischen Kindertagesstätten sind zunächst die verschiedenen Küchenarten zu betrachten. So gibt es:

- 25 Selbstkocherküchen
- 10 Mischkostküchen, es wird Tiefkühlkost angeliefert und entsprechend
zu gekocht
- 5 Verteilerküchen, das Essen wird aus Großküchen angeliefert.

In den Kindertagesstäten wird grundsätzlich auf eine abwechslungsreiche und gesunde Kost wert gelegt. In den Kindertagesstätten, die von vielen Kindern muslimischen Glaubens besucht werden, wird in den Selbstkocher- und Mischkostküchen vorrangig Rind-, Geflügelfleisch und Fisch angeboten. Dies liegt zum einen daran, dass Muslime aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch essen. Zum anderen hat dies aber auch praktikable Gründe. Sofern zusätzlich auch Gerichte mit Schweinefleisch angeboten werden, müssen in den Küchen zwei Fleischgerichte zubereitet werden, was einen zusätzlichen personellen Aufwand bei der Zubereitung des Essens bedeutet.
In den Kitas, in denen nur wenige Kinder muslimischen Glaubens die Einrichtung besuchen, wird auch Schweinfleisch angeboten. Die Kinder muslimischen Glaubens erhalten hier ein Alternativgericht.

Ø Schulen
Ca. 70 Schulen bieten in ihrer Eigenschaft als Ganztagsschule Mittagessen an. Jede dieser Schulen kann ihre eigenen Qualitätskriterien auswählen, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler versorgt haben möchte. Viele der Schulen, die mehrere Tellergerichte anbieten, entschließen sich dazu neben einem Tellergericht mit Fleisch (unabhängig von der Art des Fleisches), entweder ein vegetarisches Gericht und / oder ein Gericht ohne Schweinefleisch anzubieten. Dadurch hat jede/r Schüler/in die Wahl, ob er (Schweine-)Fleisch oder vegetarisch essen möchte. Dieses entspricht auch den Vorgaben des Rates der Landeshauptstadt Hannover in seinem Konzept zum Mittagessen.

Frage 2: Wie wird die Verbannung Schweinefleisch seitens der Anbieter begründet?

Die Reduzierung des Schweinefleischangebots wird begründet mit einer teilweise hohen Nachfrage nach schweinefleischloser Kost (z.B. in Kitas mit vielen muslimischen Kindern) bzw. einem entstehenden Zusatzaufwand, wenn weiterhin Schweinefleisch angeboten wird, wegen der dann erforderlichen Zubereitung eines Alternativgerichts. Aber auch ein allgemein verändertes Nachfrageverhalten wird angeführt (vegetarische/vegane Kost, Rückgang der Nachfrage nach Schweinefleisch zugunsten der mediterranen Küche).

Frage 3: Ist daran gedacht, auch aus dem Speiseangebot der Kantine des Rathauses Schweinefleisch zu verbannen, oder sieht die Verwaltung eine Möglichkeit, beiden Seiten (also jenen, die kein Schwein essen dürfen oder wollen und jenen, die auch weiterhin gern Schweinefleisch in der jeweiligen Einrichtung bestellen möchten) gerecht zu werden?

Für das Speisenangebot der Rathauskantine ist keine Umstellung geplant. Dort werden weiterhin im Sinne einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung sowohl Schweinefleischgerichte, als auch hinreichende Alternativen vorgehalten.