Drucksache Nr. 0555/2013 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der Fraktion DIE HANNOVERANER zum Niedersachsen-Stadion (AWD-Arena)
in der Ratssitzung am 14.03.2013, TOP 5.5.

Inhalt der Drucksache:

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0555/2013 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der Fraktion DIE HANNOVERANER zum Niedersachsen-Stadion (AWD-Arena)
in der Ratssitzung am 14.03.2013, TOP 5.5.

Der Verein Hannover 96 verliert gemäß Pressemeldungen demnächst seinen Sponsor AWD, nach dem derzeit das nahe dem Maschsee gelegene große Stadion benannt worden ist, das dem Verein als Spielstätte dient.

Gemäß Presse sind Verhandlungen zwischen dem Vorstand von Hannover 96 und dem Rechtsnachfolger von AWD, dem Versicherungskonzern Swiss Life, an den Geldforderungen des Vereins gescheitert. Demzufolge besteht Unklarheit über die zukünftige Benennung des Stadions. Nur eines ist sicher: Der bisherige Name AWD-Arena kann nicht beibehalten werden. Und das ist wegen der Beschädigung dieses Namens durch die zweifelhaften Geschäftspraktiken der Firma AWD auch gut so.

Zwischen der Stadt Hannover und dem Verein Hannover 96 gibt es einen Konzessionsvertrag, der bis 2030 läuft, wonach der Verein als Konzessionär das Stadion in eigener Verantwortung und auf eigenes wirtschaftliches Risiko betreiben kann.

Der Verein selbst hat sich seinerzeit an den Kosten des Um- und Neubaus des Stadions (2003 – 2004) von insgesamt 65 Mio. Euro mit lediglich knapp 2,5 Mio. Euro finanziell beteiligt. Potentere Geldgeber waren das Land Niedersachsen mit ca. 10,7 Mio. und die Region Hannover mit ca. 5,1 Mio. Euro. Die Stadt Hannover selbst hat über 5,6 Mio. Euro aufgewandt sowie eine Ausfallbürgschaft von 21,5 Mio. übernommen und darüber hinaus einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 850.000 Euro für mehrere Jahre gewährt.

Jetzt verhandelt der Verein „96“ mit einer oder mehreren Firmen über einen neuen Namen des Stadions – offenbar ohne Beteiligung der Stadt Hannover oder des Landes Niedersachsen.

Gemäß Meinungsumfragen wünschen sich 60 Prozent der Hannoveraner den Namen „Niedersachsenstadion“ zurück.

Zu dem gesamten Vorgang fragen wir die Verwaltung:

1. Wie sind eigentlich die Eigentumsverhältnisse am größten Stadion Hannovers und Niedersachsens geregelt, da Hannover 96 als Konzessionär und auf Grund seines geringen Finanzierungsanteils ja nicht zugleich der Eigentümer sein kann?

2. Wieso war die Stadt überhaupt bereit, für 1,5 Mio. Euro jährlich, die noch nicht einmal ihr selbst zugute kommen, auf den traditionsreichen Namen „Niedersachsenstadion“ zu verzichten, und wie ist es möglich, dass die Stadt Hannover bei einer weiteren Namensänderung dieses bedeutenden und im Wesentlichen mit öffentlichen Geldern erbauten Stadions kein Mitspracherecht hat und die Benennung mithin dem Resultat der Verhandlungen zwischen zwei kommerziellen Partnern (ein solcher ist auch der Profi-Verein „96“) überlässt?

3. Ist die Stadtverwaltung bereit, dem Willen der Mehrheit der hannoverschen Bürger Rechnung zu tragen, indem sie sich bei Hannover 96 oder dem zukünftigen Sponsor für die Wiederherstellung des alten Namens „Niedersachsenstadion“ einsetzt, der der niedersächsischen Hauptstadt gut zu Gesicht steht?

Gerhard Wruck
Vorsitzender

Text der Antwort

Frage 1: Wie sind eigentlich die Eigentumsverhältnisse am größten Stadion Hannovers und Niedersachsens geregelt, da Hannover 96 als Konzessionär und auf Grund seines geringen Finanzierungsanteils ja nicht zugleich der Eigentümer sein kann?

Eigentümerin des Stadions ist die Landeshauptstadt Hannover. Insofern ist das auch bei uns in der Eröffnungsbilanz drin. Während der Laufzeit des Konzessionsvertrages verfügt aber die Konzessionärin über alle aus dem Eigentum resultierenden Rechte und Pflichten. Das ist ein ungewöhnliches Modell dieses Konzessionsvertrags, aber hat dann tatsächlich zum großen Erfolg dieses relativ günstigen Umbaus geführt. Wir bezahlen übrigens auch keine Betriebskostenzuschüsse mehr. Dies wäre erst wieder der Fall, wenn Hannover 96 in die zweite Bundesliga absteigt.


Frage 2: Wieso war die Stadt überhaupt bereit, für 1,5 Mio. Euro jährlich, die noch nicht einmal ihr selbst zugutekommen, auf den traditionsreichen Namen „Niedersachsenstadion“ zu verzichten, und wie ist es möglich, dass die Stadt Hannover bei einer weiteren Namensänderung dieses bedeutenden und im Wesentlichen mit öffentlichen Geldern erbauten Stadions kein Mitspracherecht hat und die Benennung mithin dem Resultat der Verhandlungen zwischen zwei kommerziellen Partnern (ein solcher ist auch der Profi-Verein „96“) überlässt?

Die Vergabe von Namensrechten ist heute ein selbstverständlicher Bestandteil der Finanzierung von Sportstätten sowohl in Errichtung wie auch im Betrieb. Besonders hervorzuheben ist in unserem Fall, dass der Namensrechtsgeber bereits vor Fertigstellung des Stadions – und zwar obwohl während der WM der neue Name nicht genannt werden durfte – zu einer jährlichen Zahlung bereit war. Die im Profifußball erforderlichen Investitionen sind nur unter Einsatz marktwirtschaftlicher Instrumente überhaupt möglich und die Einnahmen aus der Vergabe des Namensrechtes hat die Finanzierung des Projektes in der Anfangszeit sehr erleichtert.

Bei der Betrachtung der Finanzierung zum Umbau des Stadions ist auch zu berücksichtigen, dass sich die Landeshauptstadt Hannover als Austragungsort für die WM beworben hatte und das WM-gerechte Stadion eine Vielzahl von Investitionen benötigte, die für den Spielbetrieb in der Bundesliga nicht erforderlich gewesen wäre. Ohne die Übernahme und das Engagement von Hannover 96 wiederum wäre die Umsetzung nicht möglich und eine Bewerbung aussichtslos gewesen. Stadt und Konzessionsgesellschaft haben sich daher im Rahmen ihrer Interessen an der Finanzierung beteiligt.


Frage 3: Ist die Stadtverwaltung bereit, dem Willen der Mehrheit der hannoverschen Bürger Rechnung zu tragen, indem sie sich bei Hannover 96 oder dem zukünftigen Sponsor für die Wiederherstellung des alten Namens „Niedersachsenstadion“ einsetzt, der der niedersächsischen Hauptstadt gut zu Gesicht steht?

Es ist richtig, dass bundesweit die nicht firmen– oder markenbezogenen Bezeichnungen für Sportstätten von den Bürgern mehr geschätzt werden. Dies ist auch mit Hannover 96 erörtert worden. Bisher wurde aber kein Namenssponsor gefunden, der den Namen Niedersachsenstadion so mit seiner Marke verknüpfen konnte, dass sich daraus ein geldwerter Vorteil entwickeln ließe. Das Land dürfte angesichts seiner Haushaltsschwierigkeiten nicht bereit sein, als Sponsor aufzutreten.