Anfrage Nr. 0507/2015:
Anfrage der Fraktion Die Hannoveraner zur Inobhutnahme von Jugendlichen

Inhalt der Drucksache:

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Anfrage der Fraktion Die Hannoveraner zur Inobhutnahme von Jugendlichen

Die Zahl der Inobhutnahmen in Deutschland ist seit 2005 um 64 Prozent gestiegen. Sozial gefährdete Kinder müssen untergebracht werden, und die Jugendämter sind personell und finanziell schlecht ausgestattet. Die Folge: Freie Träger übernehmen die Versorgung der Kinder und bekommen dafür monatlich viel Geld von den Jugendämtern.

Kontrollen finden offenbar nur unzureichend statt. Ob das Geld den Kindern und Jugendlichen zugute kommt, ist ungewiss. Zugleich sind die Kosten der Jugendhilfe stark gestiegen — auf nunmehr 4,4 Milliarden Euro im Jahr.

Der Staat ist verpflichtet, den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten, habe diese Aufgabe aber fast vollständig outgesourct, beklagt Falko Liecke, stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Jugend und Gesundheit in Berlin-Neukölln.

Im Interview mit Deutschlandradio Kultur sagte er:

"Wir sind nicht mehr in der Lage, diese Infrastruktur aufzubauen und zur Verfügung zu stellen. Wir sind gezwungen, über externe Träger fast zu jedem Preis, der aufgerufen wird, entsprechende Unterbringungen zu machen."

Und weiter:

"Ich habe momentan keine Möglichkeit, beispielsweise eine eigene Heimeinrichtung zu betreiben. (...) Es wurden eigene Heimeinrichtungen abgeschafft, es wurde eigenes Personal abgeschafft, in dem irrigen Glauben, dass das alles viel, viel preiswerter durch Dritte — durch Träger — zu erbringen ist. Und jetzt kriegen wir die Quittung, indem wir Tagessätze von teilweise bis zu 370 Euro am Tag haben."

Wir fragen daher die Verwaltung:


1. Sind ähnliche Fälle auch in Hannover bekannt?
2. Wie viel Geld bezahlt das Jugendamt für wie viele Jugendliche durchschnittlich pro Monat an die freien Träger, und wie viel bezahlen diese an die Pflegefamilien?
3. Wie erklärt sich die Differenz?

Gerhard Wruck
Ratsherr