Informationsdrucksache Nr. 0487/2024:
Sicherung und Verbesserung der Wasserqualität des Altwarmbüchener Sees

Inhalt der Drucksache:

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0487/2024
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Sicherung und Verbesserung der Wasserqualität des Altwarmbüchener Sees

Der Altwarmbüchener See ist für den Wassersport und als Badegewässer von regionaler Bedeutung. Circa ein Drittel des Sees liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Isernhagen.

In der Vergangenheit wurde schon häufiger berichtet, dass am Altwarmbüchener See Blaualgen auftreten, die zu einer Beeinträchtigung der Nutzbarkeit als Badegewässer führen. Dies ist z.B. für den November 2021, allerdings außerhalb der Badesaison, dokumentiert. Der Grenzwert für das Phytoplankton laut Badegewässerverordnung wurde innerhalb der Badesaison einmalig im August 2022 überschritten. Aus diesem Grund empfiehlt die Untere Wasserbehörde die Ursachen der Überschreitung dieses Grenzwertes zu untersuchen, um ggf. Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Für den Altwarmbüchener See wurde durch die Gemeinde Isernhagen beim Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH 2023 die Studie zum „Verbesserung des Nutzungspotenzials für den Altwarmbüchener See durch Sicherung und Verbesserung der Wasserqualität“ beauftragt, an der sich die Landeshauptstadt Hannover finanziell beteiligt hat. Diese Studie wertet bisherige Untersuchungen im Hinblick auf die Wasserqualität aus, prüft die Datenlage und benennt weiteren Untersuchungsbedarf, um langfristig die Eignung des Altwarmbüchener Sees als Badegewässer und für den Wassersport sicher zu stellen.

Datenquellen sind insbesondere das Limnologische Monitoring des Büro Nowak von 2020 und die Badegewässerproben, die in der Badesaison monatlich durch den Fachbereich Gesundheit der Region Hannover durchgeführt werden.

Alle Nutzungsanforderungen der wichtigsten Freizeitnutzungen Baden und Wassersport werden derzeit formal gut erfüllt. Es besteht eine leicht erhöhte Gefahr für das Auftreten von Blaualgen.




Die oben genannte Studie von 2023 kommt zu folgenden Einschätzungen:

Im Altwarmbüchener See besteht ab Mai bis in den September eine thermische Schichtung. Diese hat zur Folge, dass unterhalb einer Wassertiefe von 5,5 m Sauerstoff fehlt. In der Folge steigt die Nährstoffkonzentration im Tiefenwasser stark an. Im Herbst werden die im Tiefenwasser vorhandenen Nährstoffe in den gesamten Wasserkörper eingemischt und stehen wieder für die Produktion planktischer Mikroalgen (Phytoplankton) zur Verfügung.

Die Nährstoffbedingungen im See werden durch den Trophiegrad dargestellt. Für den Altwarmbüchener See wurde der Trophiegrad mesotroph 2 (mittlerer Nährstoffgehalt) ermittelt. Damit erreichte der Altwarmbüchener See vermutlich schon im Untersuchungsjahr 2020 nahezu seinen potenziellen natürlichen Trophiezustand.



Die Erhöhung des pH-Wertes des noch jungen Sees deutet indirekt auf eine steigende Produktivität im Gewässer hin. Das erhöhte Nährstoffangebot kann die Algenbildung unterstützen.

Der See ist arm an Röhrichten und Unterwasserpflanzen, was offenbar vor allem durch die Steilheit und Beschattung des seeseitigen Gewässerufers begründet ist. Da Wasserpflanzen Sauerstoff bilden, wirkt sich deren Fehlen negativ auf das Sauerstoffangebot im Gewässer aus.

Der lebensfeindliche sauerstofffreie Tiefenwasserkörper ist im Sommer für die Besiedlung mit Fischen oder Organismen des Makrozoobenthos nicht mehr geeignet.

Durch den Klimawandel und die höheren Temperaturen verlängert sich die Periode der thermischen Schichtung, sie setzt tendenziell eher im Frühjahr ein und dauert länger bis in den Herbst an. Damit verlängert sich potenziell der Zeitraum der Sauerstofffreiheit im Tiefenwasser und auch der Zeitraum, in dem Nährstoffe (Phosphor) aus dem Sediment in das Freiwasser abgegeben werden können. Dies kann zu höheren Nährstoffkonzentrationen im Tiefenwasser führen. Damit würde sich die Situation von Jahr zu Jahr verschlechtern und das Risiko einer Blaualgenentwicklung steigen.

Im günstigsten Szenario kann laut Studie der See diese Belastungen kompensieren. Die extern eingetragenen Nährstoffe können im Sediment dauerhaft gebunden werden, die Verlängerung der Schichtungsperiode bleibt ohne Auswirkungen auf den generellen Nährstoffhaushalt. Damit würde sich die Wasserqualität auch in den kommenden Jahren nicht grundlegend verändern.

Im ungünstigsten Szenario kommt es schon jetzt zu einer langsamen Verschlechterung der Wasserqualität von Jahr zu Jahr, weil die o.g. Prozesse stattfinden und der Altwarmbüchener See diese Belastungen nicht kompensieren kann. Da die Prozesse möglicherweise langsam ablaufen und zunächst vor allem das Tiefenwasser betreffen, wurde eine Verschlechterung bislang nicht bemerkt.

Um dies zu klären, ist die Ermittlung der Nährstoffspeisung und Nährstoffbilanz des Sees unerlässlich.

Die derzeitige Datenlage ist unzureichend. Die Kenntnisse zur Ausbildung des Seebeckens und Wasserkörpers sind unzulänglich. Sie beschränken sich auf schematische Profile aus der Entstehungszeit. Aktuell gibt es keine Pegel, mit denen Änderungen des Wasserstandes erfasst werden können. Hingegen besteht ein umfangreiches Messnetz an Grundwasserpegeln im Umfeld des Sees, außer im Nordosten.

Aussagen zur Badewasserqualität lassen sich aus den Badegewässerproben ableiten.

Umfangreiche Limnologische Untersuchungen erfolgten mit der Untersuchungsreihe in den Jahren 1981 bis 1983 und im Monitoring Jahr 2020.

Folgender Untersuchungsbedarf wurde definiert:

2024

- Hydrographie/ Bathymetrie mit 3-D Modell zur Ermittlung des Volumens der Wasserkörper

in verschiedenen Schichten

- Errichtung eines Grundwasserpegels zur Ergänzung des Messnetzes

- Wasserqualität Grundwasser - Wasserqualitätsmonitoring

- Wasserqualität See – limnochemisches und hydrobiologisches Untersuchungsprogramm

- Sedimente – Untersuchung der Mobilisierbarkeit von Phosphor

2025

- Wasserhaushalt provisorische Wasserbilanz

- Wiederrichtung 2 Lattenpegel

- Aufstellung einer Nährstoffbilanz

Die Beauftragung der Untersuchung erfolgt, sobald die Zustimmung der Gemeinde Isernhagen vorliegt. Eine zusammenfassende Darstellung und die Untersuchungsergebnisse werden nach Abschluss im Jahr 2025 den politischen Gremien vorgestellt.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Für die Drucksache nicht relevant

Kostentabelle

Die Kosten werden anteilig von der Landeshauptstadt Hannover und der Gemeinde Isernhagen getragen. Die Finanzierung im Fachbereich Umwelt und Stadtgrün Hannover erfolgt aus dem laufenden Haushalt.

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Hannover / Feb 16, 2024