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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der CDU-Fraktion zu Perspektiven für das EXPO-Gelände und die Siedlung Kronsberg
in der Ratssitzung am 22.03.2012, TOP 3.2.
Nachdem die Stadtspitze lange Zeit, ohne ein wirksames Konzept, zugesehen hat, wie das EXPO-Gelände zu einer „Geisterstadt“ wurde, haben sich einige der Flächen –wenn auch mehr durch Zufall, als durch ernsthaftes Bemühen der Stadt- positiv entwickelt. Angesiedelt haben sich neben einer großen Möbelhauskette, auch Unternehmen mit Büro- und Gewerbeflächen sowie eine private Fachhochschule.
Auch die Siedlung Kronsberg erfreut sich vor allem bei jungen Familien mit Kindern großer Beliebtheit.
Nach den neu vorgelegten Plänen der Stadtspitze wird geprüft, auf dem EXPO-Parkplatz-Ost ein Logistikzentrum mit 110.000 m² anzusiedeln, das damit eines der Größten in Deutschland wäre und die Fläche des hannoverschen Schützenplatzes übersteigt. Viele Anwohnerinnen und Anwohner machen sich Sorgen um die Zukunft ihres Stadtteils.
Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:
1. Wie stellt sich die Verwaltung die künftige Entwicklung des EXPO-Geländes vor? Ist in diesem Zusammenhang eine weitere Ansiedlung von Logistikern, d.h. die Entwicklung eines sog. „Logistik-Cluster“ vorgesehen?
2. Welche Pläne gibt es für die Entwicklung von Kronsberg-Süd? Sieht die Verwaltung die Weiterentwicklung der Siedlung für Familien durch das geplante Ansiedlungsvorhaben gefährdet? Wenn ja, in welcher Weise und welche Maßnahmen sind geplant, um diesem Trend entgegenzusteuern, wenn nein, warum nicht?
3. Hat es Gespräche zwischen dem möglichen Investor und der Landeshauptstadt Hannover über den Erwerb alternativer Flächen in der Stadt oder im Umland gegeben? Wenn ja, welche? Welche Berücksichtigung fand dabei das Logistikflächenkonzept?
Jens Seidel
Vorsitzender
Text der Antwort
Frage 1: Wie stellt sich die Verwaltung die künftige Entwicklung des EXPO-Geländes vor? Ist in diesem Zusammenhang eine weitere Ansiedlung von Logistikern, d.h. die Entwicklung eines sog. "Logistik-Cluster" vorgesehen?
Für die Flächen des ehemaligen Geländes der Weltausstellung EXPO 2000 östlich des Messeschnellweges ("EXPO-Park Hannover") bestehen flächendeckend auf der Grundlage des seinerzeitigen Nachnutzungskonzepts und anschließend an geänderte Entwicklungen angepasste rechtsverbindliche Bebauungspläne für eine hochwertige gewerbliche Entwicklung.
Es wird auf die Informationsdrucksache Nr. 0231/2012, Leitlinien für die Gewerbeflächenentwicklung 2012 – 2020, verwiesen. In der Anlage 1 der Drucksache ist auf Seite 6 und 7 das zukünftige Konzept für die Entwicklung des EXPO-Parkes dargelegt. Die Entwicklung eines Logistik-Schwerpunkts ist dort nicht vorgesehen und die verfügbaren Grundstücksflächen sind von der Flächengröße her großflächige Logistikunternehmen nicht groß genug.
Frage 2: Welche Pläne gibt es für die Entwicklung von Kronsberg-Süd? Sieht die Verwaltung die Weiterentwicklung der Siedlung für Familien durch das geplante Ansiedlungsvorhaben gefährdet? Wenn ja, in welcher Weise und welche Maßnahmen sind geplant, um diesem Trend entgegenzusteuern, wenn nein, warum nicht?
Mit der 49. Änderung des Flächennutzungsplanes wurde die Voraussetzung für eine langfristige Wohngebietsentwicklung am westlichen Kronsberghang geschaffen. Von den dort dargelegten Zielsetzungen abweichende Pläne im Bereich Kronsberg-Süd bestehen derzeit nicht. Die Verwaltung ist nicht der Auffassung, dass durch das geplante Ansiedlungsvorhaben die weitere Siedlungsentwicklung grundsätzlich gefährdet ist. Sofern es zu einer Ansiedlung in dem angestrebten Sinne kommt, wird im Falle nachfolgender Bauleitplanung zur Umsetzung des im Flächennutzungsplan dargestellten Planungsziels zu prüfen sein, welche Maßnahmen zur Sicherstellung eines verträglichen Nebeneinanders von gewerblicher Nutzung und Wohnnutzung zu treffen sind.
Frage 3: Hat es Gespräche zwischen dem möglichen Investor und der Landeshauptstadt Hannover über den Erwerb alternativer Flächen in der Stadt oder im Umland gegeben? Wenn ja, welche? Welche Berücksichtigung fand dabei das Logistikflächenkonzept?
Als der Verwaltung Mitte des letzten Jahres erstmalig bekannt wurde, dass ein internationales Internet-Versandhandelsunternehmen einen Standort in Norddeutschland sucht, hat es den Kontakt zu diesem unternehmen gesucht und verschiedene Standortvorschläge unterbreitet, darunter insbesondere auch Ansiedlungsmöglichkeiten im Bereich des EXPO-Parks Hannover, in den Gewerbegebieten Andertens sowie auf dem Gelände der ehemaligen Freiherr-von-Fritsch-Kaserne. Aufgrund der vom potentiellen Betreiber formulierten Anforderungen an Flächengröße, Flächenzuschnitt und vorhandene Anbindung an das überörtliche Hauptverkehrsstraßennetz sowie die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, kamen die genannten Flächen für den Betreiber nicht in Betracht. Auch Ansiedlungsmöglichkeiten im näheren Umland sind aufgrund der Vorgaben des Betreibers ausgeschieden.
Das Logistikflächenkonzept der Region Hannover war bisher ausgerichtet auf das Identifizieren von Flächenpotentialen von Logistikstandorten im „klassischen“ Sinn. Flächen für die Ansiedlung großer gewerblicher Distributionszentren standen bisher nicht im Mittelpunkt der Untersuchungen der Region. Seitens der Stadt Hannover wurde die Fläche im Bereich des EXPO-Parks für „klassische“ Logistikunternehmen nicht benannt und die Fläche ist im gegenwärtigen Konzeptentwurf der Region auch nicht enthalten, weil sie sich nicht primär als „Logistikschwerpunkt“ eignet.