Anfrage Nr. 0409/2023:
Anfrage der Fraktion Die Partei & Volt: Anfrage zu Hexenprozessen in Hannover

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".

Anfrage der Fraktion Die Partei & Volt: Anfrage zu Hexenprozessen in Hannover

Anlässlich des 375 Jährigen Jubiläums zum Ende der Hexenprozesse in Hannover hat die Stadt Hannover einen Beitrag geteilt1, in dem sie das sozialpsychologische Phänomen des Hexenwahns in Hannover kontextualisiert. So kann man der Aufarbeitung unter anderem die Information entnehmen, dass ab 1514 bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mindestens 30 Personen bei Hexenprozessen angeklagt wurden. Nicht bei allen Opfern sind die Namen bekannt. Die Anklagen und Vorwürfe der Hexerei sind absurd und misogyn, die hingerichteten Frauen gelten historisch durch die meist nie widerrufenen Verurteilungen immer noch als Straftäterinnen.

Frauenfeindlichkeit ist auch in unserer modernen Gesellschaft noch ein Thema, Vorurteile und Misogynie erleben durch die Incel-Bewegung weltweit wieder Aufwind, Rückschritte bei der Gleichberechtigung von Frauen und der Entscheidungsgewalt über den eigenen Körper sind auch weltweit zu verzeichnen. Zur Zeit der Hexenverfolgung galten Frauen als schwache, minderwertige Wesen, die anfälliger für den Zauber des Teufels waren, was zu der hohen Zahl von Frauen führt, die der Hexerei beschuldigt wurden. Von denen, die in Hannover angeklagt (und mehrheitlich hingerichtet) wurden, waren fast alle Frauen, was zeigt, dass dies ein stark geschlechtsspezifisches Problem war.

Die Verurteilten sollten nicht länger als Kriminelle eingestuft werden, eine Begnadigung würde die Verurteilten „Hexen“ als Opfer eines Justizirrtums anerkennen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:

  1. Hat die Verwaltung angestrebt, die Personen nachträglich freizusprechen? Wenn nein, sieht sie die Möglichkeit dies zu tun?
  2. Können die Namen aller Verurteilten nachvollzogen werden und wenn nein, gibt es weitere Bestrebungen in Richtung einer Aufarbeitung?
  3. Die Verwaltung nennt auf der Website Hannover.de die folgenden Namen: Hille Möllers, die Blumesche, die Frickesche und die Stracksche, die Hertsche und die Wisselsche, Alheit Snur und Anna Maria. An welchen Orten in Hannover haben damalige Verurteilungen, Prozesse, Beerdigungen o. Ä. dieser oder anderer Opfer stattgefunden, besteht Kenntnis über Grabstätten o. Ä. und wenn ja: wo sind diese, wenn nein: können sie zur Errichtung von Gedenkorten ermittelt werden?


Joana Zahl
Fraktionsvorsitz

1) https://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Freizeit-Sport/Echt-hann%C3%B6versch/Zehn-Dinge/Zehn-Jubil%C3%A4en-2023-in-Hannover/375-Jahre-Ende-der-Hexenprozesse-in-Hannover