Drucksache Nr. 0405/2006:
"JugendSportZentrum"

Informationen:

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

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0405/2006
 

"JugendSportZentrum"

Antrag

1.) Der Rat wird gebeten, die unten stehende Konzeption für ein "JugendSportZentrum" zu billigen.
2.) Der Rat wird gebeten, die Verwaltung zu beauftragen, bis zum 2. Halbjahr 2006 durch Gespräche mit geeigneten Kooperationspartnern die Umsetzung der genannten Konzeption zu realisieren.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit stehen grundsätzlich allen Mädchen und Jungen zur Verfügung. Genderspezifische Belange sind im Konzept besonders aufgeführt.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

Begründung

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der "Wirkungsanalyse Offene Kinder- und Jugendarbeit", den Entscheidungen zur Haushaltskonsolidierung und den sich daraus ergebenen Auswirkungen für die städtische Offene Kinder- und Jugendarbeit gab es konzeptionellen Handlungs- und Veränderungsbedarf in den Einrichtungen. Im Zuge dieses Prozesses wurde das Konzept, ein "JugendSportZentrum" zu erproben, das von der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und dem organisierten Sport gemeinsam getragen wird, neu belebt.





Konzept für ein Sport-Jugendzentrum

Offene Kinder- und Jugendarbeit ist grundsätzlich auf geeignete Medien zur Vermittlung pädagogischer Inhalte und zum Erreichen pädagogischer und sozialer Ziele angewiesen.
Neben der altersgerechten Kultur-, Musik- und Bildungsarbeit (elektronische Medien) kommt hierbei dem Medium "Sport" aufgrund seines hohen Attraktivitätspotentials, seiner Fähigkeit auf einfache Weise Regeln zu erlernen und zu respektieren, seiner Sozialbezogenheit sowie seiner internationalen Akzeptanz hohe Bedeutung zu. Dabei kann eine thematische Festlegung stets nur im Sinne einer intensivierten Schwerpunktsetzung, nicht aber im Sinne eines Ausschlusses anderer pädagogischer Methoden und Inhalte verstanden werden.

In Hannover wird die Idee, Jugendeinrichtungen mit sportspezifischen Arbeitsschwerpunkten einzurichten, seit dem Jahr 2000 auf verschiedenen Ebenen diskutiert. Aus dieser Diskussion entstand in Zusammenarbeit mit dem LandesSportBund ein Grundkonzept, bei dem Erfahrungen aus anderen Städten (z. B. Berlin mit 13 „SportJugendClubs“) berücksichtigt wurden. Auch die „2. Stadtsportkonferenz Kinder- und Jugendarbeit in Hannover" im Jahre 2003 , in der sich interessierte Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen, die mit Kinder- und Jugendarbeit und Sport befasst sind, perspektivisch und konzeptionell austauschen, empfahl die Einrichtung und Erprobung eines "JugendSportZentrums" in Hannover.

Zu Grunde gelegt wurden weiterhin fachliche Erkenntnisse und eine detaillierte wissenschaftliche Analyse des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Hannover (Prof. Dr. G. A. Pilz), die zeigt, dass für viele Kinder und Jugendliche Bewegung, Spiel und Sport zu den wenigen Aktivitäten gehören, die ihnen Spaß machen und Erfolgserlebnisse ermöglichen.
Für die Offene Kinder- und Jugendarbeit sind Bewegung und Sport somit wichtige Medien, die es ermöglichen, Kontakt zu diesen Jugendlichen zu bekommen.

Erfahrungen zeigen einerseits, dass es trotz verstärkter Zusammenarbeit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mit einigen Sportvereinen und Schulen immer schwieriger wird, für Jugendliche geeignete Sportstätten zu finden und Bewegungsmöglichkeiten anzubieten. Andererseits haben viele Sportvereine Schwierigkeiten, Kinder und Jugendliche dauerhaft in den Verein zu integrieren. Diese Tatsachen wurden einbezogen und ausgewertet.

Das inhaltliche Konzept eines "JugendSportZentrums" soll sich daran ausrichten, Kinder und Jugendliche durch spezifisch sportliche Inhalte, bedürfnisorientierte Angebote und Methoden zu erreichen und zu integrieren. Niedrigschwellige, zeitlich und inhaltlich offene Angebote, die sportfachlich angeleitet und sozialpädagogisch begleitet werden, stehen im Fokus des Konzeptes. Diese Angebote sollen eine wichtige Ergänzung zu den vorhandenen Angeboten der Sportvereine darstellen, gleichzeitig verbunden mit dem Ziel, die Jugendlichen mittelfristig in das Vereinsleben integrieren zu können.

Dabei sollen vorrangig Kinder und Jugendliche erreicht werden, die bisher eher keinen Zugang zu traditionellen Vereinssportangeboten gefunden haben oder dem Sport verloren gegangen sind. Dafür sollen Ressourcen der Jugendarbeit und der Sportvereine gemeinsam genutzt werden. Weiterhin soll der Mitternachtssport in Hannover zentral über das "JugendSportZentrum" abgewickelt werden.

Die von der kommunalen Jugendarbeit und dem organisierten Sport gemeinsam getragene Einrichtung soll den Arbeitsschwerpunkt „Soziale Arbeit im Sport“ erhalten. Sportfachliche Kompetenzen aus dem organisierten Sport und die (sozial)pädagogischen aus der Jugendarbeit sollen gebündelt und aufeinander abgestimmt werden.

Zielgruppe sind vorrangig Jugendliche im Alter von 10-18 Jahren sowohl aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet als auch stadtweit. Die Jugendlichen sollen auch über entsprechende Einrichtungen der Jugendarbeit und des Sports dem "JugendSportZentrum" (auch Jugendgerichtshilfe/Sportgerichte) zugeführt werden. Es soll eine Bandbreite allgemeiner sportlicher Aktivitäten und Angebote geben wie z.B.
· bewegungsbezogene geschlechtsspezifische Arbeit
· Mitternachtssport
· Kampfkunst
· Fitness und Gesundheit
· Skateboard-, Inline- und BMX-Fahren
· Showdance, Breakdance und Musik
· erlebnispädagogische Gruppenangebote wie z.B. Seilgarten, Kanutouren, Segeln
· spezielle adressatenorientierte Arbeit (Übergewichtige, Hyperaktive)
· regelmäßige Turniere in traditionellen Sportarten wie Fußball, Basketball, Beachvolleyball, Badminton.

Darüber hinaus sollen auch besondere Maßnahmen in geschützten Räumen und zu speziellen Zeiten durchgeführt werden wie z. B. Angebote für
· Mädchen und junge Frauen und
· übergewichtige Kinder und Jugendliche.
Dafür sind hohe sportfachliche wie auch sozialpädagogische Kompetenzen beim Personal Voraussetzung.

Die Angebote sollen weitestgehend einen offenen Charakter haben und sowohl sportfachlich als auch sozialpädagogisch betreut werden. Viele Angebote sollen in den Abendstunden, in den Ferien und an Wochenenden, teilweise mit Übernachtung, organisiert werden. Die Betreuung soll darauf hinwirken, dass die Jugendlichen langsam in Bezüge geführt werden; im Idealfall sollen sie in den Sportverein integriert werden.

Für das "JugendSportZentrum" ist es erforderlich, insbesondere eine Kooperation mit einem Sportverein einzugehen, der ein geeignetes Gelände zur Verfügung hat. Hier sollen die Sportaktivitäten der Kooperationspartner "Sport" und "Soziale Arbeit" sowie regionale und überregionale Jugendbegegnungen mit sportlichem Inhalt organisiert und durchgeführt werden. Auch Fortbildungs- und Schulungsvorhaben sollen hier stattfinden. Im Gegenzug kann der Sportverein die Räumlichkeiten des "JugendSportZentrums" nutzen.

Die unmittelbar beteiligten Institutionen schließen einen Kooperationsvertrag, in dem das Konzept sowie die Rechte und Pflichten der Partner detailliert beschrieben sind.

Die originären Aufgaben der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bleiben im "JugendSportZentrum" bestehen; das "JugendSportZentrum" wird kein "alternativer Sportverein".
Aufgaben der Offenen Kinder- und Jugendarbeit wie zum Beispiel
  • aktive Beteiligung ermöglichen und Eigenverantwortung entwickeln und fördern
  • die unterschiedlichen Interessen und Lebenslagen von Mädchen und Jungen berücksichtigen und thematisieren
  • demokratisches Handeln unterstützen
  • durch außerschulische Bildung soziale und kulturelle Schlüsselqualifikationen erwerben
sollen, falls möglich, über das Medium Sport bewußt bearbeitet werden. Hier ergeben sich Synergieeffekte zwischen sportfachlicher und sozialpädagogischer Arbeit.
Daneben bleiben Offene-Tür-Angebote, Angebote zur beruflichen Bildung und Beratung, Einzelfallhilfe, Bewerbungstraining u.a. bedarfsgerecht bestehen.

Das "JugendSportZentrum" soll von Personen aus der professionellen Jugendsozialarbeit mit engem Bezug zum Sport betreut werden, von denen mindestens eine Person weiblich sein sollte. Wünschenswert wäre auch eine sportwissenschaftliche und/oder sportpädagogische Ausbildung möglichst mit praktischen Erfahrungen in der Sozialarbeit. Ziel der praktischen Arbeit ist, in diesem Modellprojekt die sportliche und die sozialpädagogische Perspektive in Teamarbeit zu bündeln. Auf Grund des Umfangs der Arbeit soll das Projekt neben den zwei MitarbeiterInnen des Jugendzentrums personell aus dem Personalpool unterstützt werden.
Die Kooperationspartner sollen zusätzliche Ressourcen für die sportpraktische Arbeit zur Verfügung stellen.

Das Projekt ist für einen Erprobungszeitraum von 5 Jahren geplant. Vorgesehen ist, die Arbeit zu evaluieren. Dazu wurde das Institut für Sportwissenschaft der Universität Hannover bezüglich einer Wissenschaftlichen Begleitung angefragt, und eine Zusage im Falle der Umsetzung ist von dem Institut erfolgt.




Weiteres Verfahren

Für eine Umsetzung werden die städtischen Einrichtungen auf ihre Bedingungen hin geprüft. Weiterhin werden mit möglichen Kooperationspartnern Gespräche geführt. An einem geeigneten Standort werden dann mit allen Betroffenen konzeptionelle Gespräche geführt; dabei wird insbesondere Wert auf die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen gelegt. Ein entsprechender Kooperationsvertrag wird abgeschlossen.
51.5 
Hannover / 15.02.2006