Drucksache Nr. 0403/2020 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der AfD-Fraktion zum vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz bei Elektrofahrzeugen in der Innenstadt der LHH
in der Ratssitzung am 26.03.2020, TOP 5.2.

Inhalt der Drucksache:

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0403/2020 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der AfD-Fraktion zum vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz bei Elektrofahrzeugen in der Innenstadt der LHH
in der Ratssitzung am 26.03.2020, TOP 5.2.

Die zunehmende Zahl an Elektroautos stellt die Feuerwehr vor neue Herausforderungen. Die Retter müssen beim Löschen von E-Fahrzeugen im Vergleich zu Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auf zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen achten, da sich die Energie der Elektrofahrzeuge in einem Akku im Unterbau befindet. Um nach einem Brand sicherzustellen, dass in keiner der Akkuzellen noch ein Brand schwelt, muss ein E-Fahrzeug zumeist zwei bis drei Tage lang ausbrennen.

Wir fragen die Verwaltung:

1. Gibt es bei der Feuerwehr Hannover ein Konzept zur Brandbekämpfung von E-Fahrzeugen in der Innenstadt?
2. Wie wurden/werden die Rettungskräfte über die Besonderheiten bei Elektrofahrzeugen informiert und sensibilisiert? Wird das Thema im Rahmen der Grundausbildung berücksichtigt?
3. Wie bewertet die Stadtverwaltung das erhöhte Brandrisiko durch die Lithiumentflammbarkeit von Hochvolt-Fahrzeugen und welche Erkenntnisse liegen dazu vor?

Text der Antwort

Die „Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren und des Deutschen Feuerwehrverbandes“ bzgl. „Risikoeinschätzung Lithium-Ionen Speichermedien“ (2018-01) sieht als wirksamstes Löschmittel Wasser vor. Hiermit wird vornehmlich die Lösch- und Kühlwirkung erzeugt, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen und die Akkumulatoren zu kühlen. Somit soll eine thermische Kettenreaktion („thermal runaway“) verhindert werden. Die Feuerwehr Hannover führt dazu auf den beiden Hilfeleistungs-Löschfahrzeugen (HLF) jedes Löschzugs jeweils 2.000 Liter Wasser mit. Zusätzlich sind auf das Stadtgebiet weitere Groß-Tanklöschfahrzeuge mit bis zu 10.000 Litern Wasser disloziert.

Diese Erläuterungen vorangestellt beantworten wir die Anfrage wie folgt:

Frage 1: Gibt es bei der Feuerwehr Hannover ein Konzept zur Brandbekämpfung von E-Fahrzeugen in der Innenstadt?

Die Feuerwehr Hannover hält sich an die Fachempfehlung der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren und des Deutschen Feuerwehrverbandes. Es erfolgt eine Brandbekämpfung bei brennenden Elektroautos mittels Wasser. Über den auf den Einsatzfahrzeugen befindlichen Wasservorrat hinaus steht im Innenstadtbereich über die Löschwasserversorgung mittels Hydranten an jedem Ort stets ausreichend Wasser für die Brandbekämpfung zur Verfügung.

Frage 2: Wie wurden/werden die Rettungskräfte über die Besonderheiten bei Elektrofahrzeugen informiert und sensibilisiert? Wird das Thema im Rahmen der Grundausbildung berücksichtigt?

Das Thema wurde in Führungskräftefortbildungen stadtintern und im Feuerwehrforum regionsweit durch Fachreferent*innen thematisiert. Weiterhin finden durch die Wachabteilungsleiter*innen wachbezogene Unterrichte und Ausbildungen zu diesem Thema statt.

Zudem wurde in Verbindung mit der Üstra jede Wachabteilung sowie die Einsatzleiter*innen auf die Besonderheiten bei Elektrobussen geschult.

In der Grundausbildung wird den Lehrgangsteilnehmer*innen das Thema „Alternative Antriebe“ im Rahmen des technischen Hilfeleistungs-Lehrgangs vermittelt; hierbei wird insbesondere behandelt, welche Antriebsarten es gibt und welche Besonderheiten damit verbunden sind. Durch die Vielzahl der verschiedenen Hersteller und Modelle ist ein weiterer Schwerpunkt in diesem Unterricht die Informationsbeschaffung im Einsatzfall.

Weil es sich bei den verbauten Akkumulatoren in aller Regel um Lithium-Ionen-Akkus handelt, welche auch bei in unseren Alltag integrierten Gerätschaften vorhanden sind, wie z. B. in Mobiltelefonen, wird im Rahmen der Grundausbildung auch auf die Eigenschaften der Akkus hingewiesen; beispielhaft sei hier der Themenblock Brand- und Löschlehre genannt.

Frage 3: Wie bewertet die Stadtverwaltung das erhöhte Brandrisiko durch die Lithiumentflammbarkeit von Hochvolt-Fahrzeugen und welche Erkenntnisse liegen dazu vor?

Die in der Elektromobilität verwendete Speichertechnologie basiert größtenteils auf Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Im bestimmungsgemäßen Gebrauch und bei sachgerechter Handhabung sind diese Speichermedien als ausreichend sicher einzustufen. Bei mechanischer Beschädigung, thermischer oder elektrischer Überlastung kann es zu einem Brand kommen, welcher durch die hohe Energiedichte in Verbindung mit gebundenem Sauerstoff innerhalb der Akkuzellen begünstigt wird. Eine thermische Kettenreaktion kann die Folge sein. Weiterhin kann eine Gefährdung durch Atemgifte und elektrischen Strom auftreten.

Ergänzend ist zu berichten, dass die Feuerwehr Hannover derzeit die Verwendung von sogenannten E-Löschlanzen versuchsweise erprobt. Hiermit wird eine Brandbekämpfung innerhalb der Akkuzellen ermöglicht und eine Flutung der Fahrzeuge bei Rückzündungen voraussichtlich nicht mehr nötig.