Informationsdrucksache Nr. 0309/2018:
Das Kommunale Kino Hannover – Rückblick 2017

Inhalt der Drucksache:

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0309/2018
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Das Kommunale Kino Hannover – Rückblick 2017


1. Einleitung: Aufgaben und Ziele

2014 feierte das Kommunale Kino Hannover (Koki) sein 40-jähriges Bestehen. Seit der Gründung 1974 hat sich die Medienlandschaft insgesamt, und damit natürlich auch die Kinolandschaft, erheblich verändert. Angesichts der mittlerweile zahlreichen Möglichkeiten, audiovisuelle Angebote zu konsumieren und zu rezipieren, haben Kinos heute einen sich verändernden Stellenwert. Die kommerziellen Häuser setzen aktuell vor allem auf eine technische Auf- und Hochrüstung von Projektion und Ton, auf eine „Eventisierung“ des Kinobesuchs. Das Koki, das ein anderes Segment der Filmkultur widerspiegelt, geht hier ganz andere Wege. Grundlegendes Ziel ist und bleibt es, „Filmisches Erzählen“ als Kunstform bewusst zu machen und das Kino als kulturellen Ort, der sich zivilgesellschaftlichen Diskursen öffnet, kenntlich zu machen. Durch die Verortung des Kommunalen Kino im Künstlerhaus in der Sophienstraße eröffnen sich für die programmatische Arbeit des Kokis, auf Grund der Nähe zum Literaturhaus und Kunstverein sowie zum Schauspielhaus, zusätzliche Potentiale.

Das Koki sieht seine Aufgabe darin, die gesamte Bandbreite des deutschen und internationalen filmkünstlerischen Schaffens abzubilden. Die programmatische Arbeit des Koki ist dabei ganz gezielt jenseits des kommerziellen Mainstreams angesiedelt.
In den letzten Jahren hat das Koki kontinuierlich an der Schärfung seines Profils gearbeitet. Das „Andere Kino - Mitten in der Stadt“ (so ein werblicher Slogan unserer Öffentlichkeitsarbeit) hat sich als städtischer Kulturort immer deutlicher als Veranstaltungsort für internationale Filmkunst, für einen gesellschaftlich und kulturell relevanten Film, als Ort der Vermittlung von Filmästhetik und vor allem auch Filmgeschichte präsentiert.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Kommunale Kino der Landeshauptstadt Hannover der zentrale kulturelle Ort ist und bleibt, der Film gleichzeitig von seiner historischen, künstlerisch-ästhetischen sowie gesellschaftlichen Seite beleuchtet und zur Geltung bringt. Die hier geleistete kulturelle Filmarbeit ist ganz wesentlich Vermittlungsarbeit. Sowohl durch die gezielten Angebote für Kinder, Jugendliche und Schüler, als auch durch die Art der Programmierung und Kuratierung, die dazu führt, dass einzelne Filme in spezifischen Kontexten (vgl. Anlage 1 zum Profil des Kokis) präsentiert werden.



2. Rückblick 2017


2.1. Neue Veranstaltungsformate
Mit Blick auf die Notwendigkeit, immer auch neue Besucher- und Zielgruppen anzusprechen, entwickelt das Koki neue Veranstaltungsformate oder versucht, in entsprechenden Kooperationen mit anderen Kultureinrichtungen und Institutionen Synergieeffekte zwischen Kino und anderen „Kulturen“ zu erzeugen.
- Night Movies - mit dem neuen Format wurden „abgründigen Seiten“ von Filmgeschichte und aktueller Filmproduktion auf die Leinwand gebracht. Grenzgänger wurden präsentiert, Tabus und radikale künstlerische Positionen ausgelotet. Dazu wird auch bewusst Anarchisches, Dunkles, Schräges, „wahnsinnig“ gewordener oder filmerzählerisch ungewöhnlicher Mainstream präsentiert. Das Format findet vier Mal im Monat, jeweils ab 22:30 Uhr statt.

- Filmstadt Hannover – ist eine ebenfalls neu ins Leben gerufene Reihe, die mit Gästen und Experten die Kino- und Filmgeschichte Hannovers beleuchtet und das aktuelles Medienschaffen sowie Film- und Medienkünstler in der Landeshauptstadt präsentiert. Dazu wurde erstmalig eine mehrstündige Bustour durch die Filmstadt Hannover angeboten. Das Angebot wurde in Kooperation mit der Gesellschaft für Filmstudien e.V., mit dem Filminstitut Hannover – einer gemeinsamen Einrichtung der Hochschule Hannover und der Hochschule für Musik, Theater und Medien und der Leibniz-Universität entwickelt. In zwei Veranstaltungen, die sich der aktuellen Medienproduktion in Hannover widmeten, kamen mit Matthias Max Herrmann und Volker Schreiner Künstler aus den Reihen des Schauspielhauses zum Tragen.

- Als neues Programmformat konnte zudem tanz talk film entwickelt werden. Hierbei handelt es sich um eine ungewöhnliche Film- und Gesprächsreihe mit (tanz-) prominenten Gästen. tanz talk film wurde in Kooperation mit der Ballettgesellschaft Hannover, der Staatsoper Hannover und der Agentur kultur.schaffen Hannover durchgeführt. Gesprächsgäste waren u.a. Christiane Winter (TANZtheater INTERNATIONAL), Jörg Mannes (Ballettdirektor der Staatsoper Hannover), Michael Klügl (Intendant der Staatsoper), Martine Dennewald (Künstlerische Leiterin der Theaterformen) und Felix Landerer (freier Choreograf und Tänzer).

- Gemeinsam mit dem Arbeitsfeld Kunst und Kultur im Haus kirchlicher Dienste präsentierte das Koki anlässlich des 60. Geburtstages des großen Künstlers die Filmreihe Nick Cave und das Kino. Auch hier wurden Brückenschläge praktiziert zwischen Literatur, Drehbuch, Musik, Filmgestaltung, Filmmusik und Schauspiel und dabei gesellschaftliche und theologische Fragestellungen erörtert.


2.2. Internationales Kino

Zahlreiche europäische Erstaufführungen wurden im Jahr 2017 im Koki Hannover präsentiert. So wurden Filme u.a. aus Belgien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Island, Österreich, Portugal, Rumänien, Spanien, Tschechien gezeigt. Darüber hinaus war filmisches Schaffen zu sehen u.a. aus Ägypten, Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, Georgien, Indien, Indonesien, Irak, Iran, Israel, Kasachstan, Katar, Kirgistan, Kongo, Palästina, Philippinen, Saudi-Arabien, Südkorea, Taiwan, Türkei und Uganda. Einen besonderen Stellenwert hatte im Jahr 2017 darüber hinaus das US-amerikanische Independent-Kino.

In Form von Filmreihen und besonderen Kooperationen präsentierte das Koki folgende herausragende internationale Programmformate:
- Arabisches Kino - in Zusammenarbeit mit dem Arabischen Theatertreffen im Kulturzentrum Pavillon
- Farben Indiens - ein Kino-Fest mit Filmen, Live-Musik, Informationen und Kulinarischem in Zusammenarbeit mit dem Indischen Verein Hannover e.V., dem Tagore Center der Indische Botschaft in Deutschland, der Hochschule für Musik, Theater und Medien und dem Center for World Music
- Bulgarisches Kino dies eingebettet in die Bulgarischen Kulturwochen Hannover – eine Kooperation mit Bulgar(i)en in Hannover e.V.
- Deutsch-Türkischen Kulturtage 2017 – hier wurde eine Filmreihe mit deutsch-türkischen Sujets präsentiert.
- Cary Grant Weekend – zum 70. Jubiläum der Partnerschaft mit Bristol – in Kooperation mit der University of the West of England, dem Cary Grant Festival Bristol, der Hannover-Bristol-Gesellschaft – und dem Sachgebiet Internationale Kultur des Kulturbüros Hannover
- Russische Filmkunst – in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Russischen Gesellschaft Niedersachsen e.V.
- Filmland Polen - in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Polnischen Filmforum e.V.– diese Reihe hatte soeben ihr zwanzigjähriges Jubiläum
- Cinema Italia - in Kooperation mit dem Italienischen Generalkonsulat und der Deutsch-Italienische Kulturgesellschaft e.V.


2.3. Neues Deutsches Kino

Das deutsche Nachwuchskino wird im Koki besonders gepflegt. Exemplarisch für die Arbeit sollen folgende Arbeiten aufgeführt werden:
- Teheran Tabu - ein äußerst kritischer Blick auf die iranische Gesellschaft heute - in Form eines Animationsfilms für Erwachsene. Deutsche Produktion, Regie: Ali Soozandee
- Die Reste meines Lebens - der Debütfilm von Jens Wischnewski
- Mann im Spagat – von der Kritik als eine Mischung von Jacques Tati und Helge Schneider beschrieben
- Zazy - von M.X. Oberg
- Zwischen den Jahren - von Filmemacher Lars Henning in Hannover persönlich im Koki vorgestellt.


2.4. Veranstaltungen und Filmreihen

Das „Kino als Forum gesellschaftlicher Diskurse“ wurde mit folgenden Formaten ausgestaltet:
- Schule im Film - In der bereits dritten „Staffel“ der Reihe Schule im Film widmete sich das Koki in Form von Filmgesprächen und Diskussionen in Zusammenarbeit mit der GEW Hannover dem Thema Inklusion.

- Weiblich-Männlich-X - Die Reihe entfaltete gemeinsam mit dem Landesbüro der Friedrich Ebert Stiftung und dem andersraum Hannover einen cineastisch akzentuierten Diskurs über sexuelle und gesellschaftliche Identitäten.

- Thementage Mensch und Tier - Hier wurden mit einem breiten Bündnis aus Tierschützern und Menschenrechtlern ethische und politische Fragen zum Verhältnis Mensch und Tier diskutiert.

- Festival contre le racisme - Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. statt.

- Kirche und Kino - Die traditionsreiche Reihe mit Einführungen und Gesprächen wurde erneut in Kooperation mit der Marktkirchengemeinde Hannover veranstaltet.

Unter der Überschrift „Filmgeschichte und Retrospektives“ wurden folgende Formate und Veranstaltungen entwickelt:
- Erinnerungsbilder – Die Reihe wird seit drei Jahren gemeinsam mit der Städtischen Erinnerungskultur veranstaltet. Hierbei werden Filme gezeigt, die mit unterschiedlichen inhaltlichen, ästhetischen und filmerzählerischen Ansätzen, Themen wie das Drittes Reich, der Holocaust, der Völkermord, Gewalt und Krieg erörtern. Die Reihe wurde in 2017 erstmalig auch in Kooperation mit dem Institut für Didaktik der Demokratie der Leibniz-Universität Hannover veranstaltet.
- Heikles Erbe –Koloniale Spuren – eine Film- und Vortragsreihe in Kooperation mit der Leibniz Universität und dem Landesmuseum.
- Dem Dokumentarfilmer und kritischen Fernsehjournalisten Gordian Troeller war ein Seminar und ein ganzer Filmabend in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst – HAWK – Hildesheim gewidmet.
- Im November präsentierte die Gesellschaft für Filmstudien unter dem Titel Hannover im Film das Programm Damals – Mit der ÜSTRA unterwegs. Zu sehen gab es anlässlich des 125-jährigen ÜSTRA-Jubiläums vier Filme aus den Jahren 1939 bis 1976.
- Das Kino-Café ist ein Veranstaltungsformat, welches sich in der Nachmittagsschiene nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Das Kino-Café präsentiert, ergänzt durch Kaffee und Gebäck in der angenehmen Atmosphäre des Kino-Foyers, deutsche und internationale Filmklassiker auf der Leinwand.


2.5. Das Kino im Künstlerhaus
Ort für die Hannoversche und Norddeutsche Film- und Medienszene

Das Kino im Künstlerhaus versteht sich als ein Zentrum für die Film- und Medienkultur in der Landeshauptstadt und in Niedersachsen. 2017 wurden u.a. die Nord Shorts präsentiert, ein Filmabend mit Kurzfilmproduktionen aus Niedersachsen – in Kooperation mit dem Film- und Medienbüro Niedersachsen. Es gab das FilmFestSpezial, einen Kurzfilmwettbewerb mit TV-Aufzeichnung und die in Wietze lebende Autorin, Regisseurin und Produzentin Angela Linders feierte die Premiere ihrer Transmedia-Online-Kinderplattform „Das Leben ist Jippie“ im Künstlerhaus. Zudem ist das Kino im Künstlerhaus seit dem Jahr 2017 „Residence“ für den UND BITTE – Filmpreis. Das Koki wird hier im Rahmen eines Filmfestes zur Bühne für junge regionale, nationale und internationale Filmemacher und die regionale Kreativszene.


2.6. Die siebte Kunst und die anderen Künste

Die Brückenschläge zwischen Film und anderen Künsten gehören zu den Grundideen der Arbeit des Kommunalen Kinos. So fanden 2017 zwei exemplarisch zu nennende Kooperationen mit dem Literaturhaus Hannover statt: Eine Lesung des Autors und Filmemachers Chris Kraus in der Literaturetage wurde verbunden mit einer Filmwerk- schau im Koki. Dann öffnete das Koki seine Kinobühne für Der Norden liest mit der Autorin Natascha Wodin und der Filmschauspielerin Martina Gedeck. Unter dem Titel Theaterformen – Kinoformen begleitete das Koki im letzten Jahr mit einer kleinen Reihe das Festival Theaterformen. Die Gedok Niedersachsen-Hannover, die Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer, feierte im Oktober ihr 90-jähriges Jubiläum im Koki mit dem Film Ich will Dich – Begegnungen mit Hilde Domin in Anwesenheit der Regisseurin Anna Ditges.


2.7. Zusammenarbeit mit Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen

Die Zusammenarbeit mit der Hochschullandschaft in Hannover und Umgebung konnte auch in 2017 weiter ausgebaut werden. Hierbei unterstützt das Koki das Bestreben, Film als Kunstform oder als gesellschaftliche Praxis zu vermitteln. Beispielhaft für die Arbeit ist etwa die Zusammenarbeit mit der Leibniz Universität, hier im besonderen mit dem Historischen Seminar und dem Institut für Didaktik der Demokratie. Mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst – HAWK in Hildesheim kam es zu Kooperationen mit der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit.

Als weitere Kooperation bzw. Kooperationspartner sind zu nennen:
- Die Jahrestagung der Sektionen Film- und Kunstsoziologie – diese fand erstmalig im Dezember 2017 im Künstlerhaus statt, veranstaltet von der deutschen Gesellschaft für Soziologie (Unter dem Titel: Film als Kunst der Gesellschaft). Der Wiener Filmsoziologe Rainer Winter hielt in diesem Zusammenhang einen einführenden Publikums-Vortrag zum Film Mullholland Drive von David Lynch.
- Die Fakultät III – Medien, Information, Design der Hochschule Hannover – ebenfalls im Dezember 2017 im Koki zu Gast. An dieser Fakultät wird der erste fernsehjournalistische Masterstudiengang im deutschsprachigen Raum angeboten. Über zwei Tage war das Koki Veranstaltungsort für das Symposium GO WILD – Natur- und Tierfilm im Fokus.
- Das Lehrinstitut für Psychoanalyse und Psychotherapie e.V. – dieses Institut ist ebenfalls bereits seit Jahren Partner und Impulsgeber bei der erfolgreichen Filmreihe Psychoanalyse und Film.

2.8. Musik im Kino

Im Jahr 2017 wurde zudem die vor zwei Jahren gestartete Veranstaltungsreihe SoundTRAX – Musik im Kino fortgesetzt. Programmbestandteile waren u.a.:
- Stummfilmkonzerte zu HAMLET und zu THE KID mit dem Ensemble Megaphone Hannover
- ein Filmkonzert zu DAS GELD mit dem bekannten französischen Pianisten Jean-Francois Zygel - in Zusammenarbeit mit Antenne Metropole
- Dr. Mabuse Live&Spacial Experience, rockig-experimentelle Live-Soundscapes zu Fritz Langs Klassiker DR.MABUSE, DER SPIELER I.

Unter dem Motto Kinobühne LIVE! wurde darüber hinaus 2017 einige Male die Leinwand hochgefahren und die Kinobühne freigegeben für Konzerte und Performances. Zu erleben gab es:
- die Hannoversche Folkgruppe Fairytale
- die musikalisch-literarische Performance WINTERREISE – Schubert trifft Jelinek (Das Literaturhaus Hannover zu Gast)
- die texanische Musikerin Patricia Vonne mit ihrer Band, die gleich im Anschluss an ihr Konzert das nächtliche Aftershow Kino mit dem Film Sin City anmoderieren konnte, der in der Regie ihres Bruders Robert Rodriguez entstand und in dem sie selbst als Schauspielerin auftritt.

Der Schauspieler, Musiker und Figurenspieler Christian Kruse, im Koki auch verantwortlich für den Kinofuchs, präsentierte zudem zusammen mit seiner Band seine neue CD FOTOAUTOMAT.

2.9. „Großes Kino“

Auch die großen Formate wurden im Jahr 2017 weiter gepflegt und veranstaltet. So wurde im Innenhof des Künstlerhauses das Sommerkinos im Hof – Open Air Kino auf Hannovers schönstem Hinterhof, präsentiert. Das Koki beteiligte sich zudem beim Hoffest – einer Veranstaltung aller Institutionen des Künstlerhauses und dem Schauspielhaus. Darüber hinaus veranstaltete das Koki das PERLEN Queer Film Festival, welches im Oktober zum 21. Mal stattfand und wie in den Vorjahren großen Publikumszuspruch erhielt.


3. Zahlen, Daten und Fakten 2017

Das Koki konnte im Jahr 2017 25.516 Besucher (in 2016: 26.394) verzeichnen. Hiermit konnten die guten Auslastungszahlen des Vorjahres bestätigt werden. Das Ziel für die nächsten Jahre ist es, eine Besucherzahl von 30.000 zu erreichen. Mit der geplanten neuen Gastronomie im Haus und dadurch entstehenden Kombinationsmöglichkeiten von Kino- und Gastronomieformaten, sollten auch die Besucherzahlen im Koki gesteigert werden können.

In der im November 2013 eingeführten Nachmittags-Schiene werden Filme mit historischen, v.a. zeitgeschichtlichen Sujets angeboten, die hier zunehmend Zuspruch finden. Darüber hinaus ist das Nachmittagsprogramm der Ort für Künstler- oder Architekten-Porträts, für Filme mit musikalischen und kulturellen Themen. Filme wie Egon Schiele – Tod und Mädchen (91 Besucher in vier Vorstellungen) oder Hieronymus Bosch – Schöpfer der Teufel (94 Besucher in drei Vorstellungen) erzielen hier gute bis zufriedenstellende Zahlen. Gleiches gilt für anspruchsvolle Dokumentarfilme wie I’m Not Your Negro oder Hitlers Hollywood.

Ein ganz besonderes „Nachmittagsformat“ bleibt das Kino-Café mit seinen Filmklassikern und mit einer durch das gastronomische Angebot begrenzten Besucherzahl. Hier wird eine Auslastung zwischen 70 und 90 % verzeichnet.

Besonders gut angenommen wird das Koki für sein Programm mit internationalen Produktionen, für sein „Fenster zur Welt“. Hier sind es Filme wie Die Taschendiebin aus Südkorea, Die Flügel des Menschen aus Kirgisistan oder Barakah meets Barakah aus Saudi-Arabien, die im Vergleich sehr gute Besucherzahlen verzeichnen. Auch ein Film wie Teheran Tabu, bei dem es sich zwar eine deutsche Produktion handelt, der aber iranische Gegenwart reflektiert, gehört in dieses Segment.


Des Weiteren stehen Filme hoch in der Zuschauergunst, die sich aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Themen widmen. Europa – Ein Kontinent als Beute (Wie die Krisen in Europa „gemacht“ werden), Das grüne Gold (über Landgrabbing in Äthiopien) oder Machines (Textilindustrie in Indien, Menschenrechte) sind hier beispielhaft zu nennen. Auch außergewöhnliche Erstaufführungen wie Kelly Reichardts Independent Film Certain Women, die deutsche Nachwuchsproduktion Die Reste meines Lebens oder die äußerst innovative Komödie Barfuß in Paris erreichen überdurchschnittlich zahlreiche Besucher.

Auch die retrospektive Arbeit des Kokis wird überdurchschnittlich besucht. Die guten Feinde (über Günter Weisenborn und die Rote Kapelle), Wir sind Juden aus Breslau, ein Vortragsabend mit Filmen über Theresienstadt oder der eingeführte Propagandafilm Kolberg (im Rahmen der Reihe Erinnerungsbilder) stoßen auf großes Interesse. Ein komplexer, 191 Minuten langer und damit äußerst anspruchsvoller Film wie Wer war Hitler hatte in zwei Veranstaltungen zusammen 83 Besucher.

Der UND BITTE – Filmpreis zieht jedes Mal um die 100 Besucher (+/-). CINEMA ITALIA hatte 2017 ebenfalls einen Zuschauerschnitt von ca. 100 Besuchern. In der Reihe „Psychoanalyse und Film“ schwanken die Zahlen zwischen 60 und 90 Besuchern. Sehr erfolgreich präsentiert sich zudem der Kinofuchs, der im Februar 268 Besucher und im März 269 in jeweils zwei Vorstellungen hatte.


4. Ausblick

Das Koki Hannover wurde 1974 gegründet, als bundesweit zweites Filmtheater in direkter städtischer Trägerschaft und mit einem klaren kulturpolitischen Auftrag. Die „kommunale Filmarbeit“ ist seit diesen Tagen der Vermittlung einer Filmkunst gewidmet, die sich formal-ästhetisch, aber auch inhaltlich vom reinen Unterhaltungskino unterscheidet, respektive sich dem Mainstream kritisch-analytisch nähert. Das Kommunale Kino ist Teil einer Kinokultur, die Film als eigenständige künstlerische Ausdrucksform begreift und als solche vermittelt. Nach ersten Jahren ohne eigene feste Spielstätte ist das Koki 1982 in der Sophienstraße heimisch geworden, ist seitdem das „Kino im Künstlerhaus“.

Seit nunmehr fünf Jahren verfügt das Koki über eine digitale Projektionsanlage nach aktuellem technischen Standard. D. h., das Kino spielt aktuelle Erstaufführungen in der Regel in Form digitaler Kopien (Festplatten mit DCI-Standard) in bester, hochauflösender Bildqualität. Dieses „Projekt Digitalisierung“ wurde seinerzeit von der Filmförderungsanstalt des Bundes und der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung (BKM) gefördert, da das Kino die hierfür notwendigen Kriterien in jeder Hinsicht erfüllt.
Das Kommunale Kino Hannover kennzeichnet in diesem Zusammenhang aber auch, dass es trotz der Umstellung auf digitale Projektion weiterhin in der Lage ist, auch alle analogen Filmkopien - wie bspw. 16mm oder 35mm - zu spielen. In der heutigen Kinolandschaft fast ein Alleinstellungsmerkmal. Das Koki ist also ein so genanntes „Hybridkino“. Zahlreiche historische Filme sind über die Archive nur in Form analoger Kopien verfügbar. Auf diese Weise kann Filmgeschichte lebendig gehalten werden.


Seit Januar 2018 verfügt das Koki nun auch über eine zeitgemäße Kinoton-Anlage im Standard 7.1. Eine erhebliche Verbesserung der Vorführqualität. Im laufenden Jahr 2018 (in der Spielpause im Sommer) wird - so die Planungen - der Kinosaal renoviert und erhält zugleich eine neue Lichtausstattung.

Darüber hinaus ist bereits seit letztem Jahr in Zusammenarbeit mit Hannover.de eine neue Web-Präsenz des Koki und des Künstlerhauses in Arbeit. Beide Webseiten werden 2018 präsentiert und freigeschaltet.

Die weitere Entwicklung im Künstlerhaus - die geplante Neueröffnung einer Gastronomie - wird das Drei-Sparten-Haus (Literatur, Bildende Kunst und Film unter einem Dach) auch im Hinblick auf übergreifende Veranstaltungsformate mit neuem Leben füllen. Hier wird das Koki die bereits stattfindenden Kooperationen mit dem Literaturhaus, dem Kunstverein (und natürlich auch mit dem benachbarten Schauspielhaus) intensivieren. .

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

41.1 
Hannover / 07.02.2018