Antrag Nr. 0248/2016:
Antrag von Anja Niezel - Bürgermitglied in der Kommission Sanierung Limmer - zu einem integrativen Straßenkonzept

Inhalt der Drucksache:

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Antrag von Anja Niezel - Bürgermitglied in der Kommission Sanierung Limmer - zu einem integrativen Straßenkonzept

Antrag:

Die Stadt Hannover möge ein integratives Stadtteilverkehrskonzept für Limmer mit folgenden Vorgaben in Auftrag geben:
Zielsetzung
- Entwicklung eines zukunftsfähigen stadtteilverträglichen Mobilitätskonzeptes für ganz Limmer einschließlich Wasserstadt und Anbindung an die angrenzenden Stadtteile. Dabei bilden die schon vorhandene massive Kraftfahrzeugbelastung durch die Bundesstraße 441 und die drohende Verschärfung der Situation im Zusammenhang mit der Bebauung der Wasserstadt das zu bewältigende Hauptproblem.
- Es sind alle Verkehrsarten zu betrachten (ÖPNV, Fahrrad, Fußgänger, ruhender Verkehr, fließender Kraftfahrzeugverkehr).
- Entwicklung von Gestaltungsvorschlägen für wichtige Straßen- und Platzräume.

Verfahrensschritte
1. Bildung eines projektbegleitenden, öffentlich tagenden Arbeitskreises mit ständigen Repräsentanten aus Einwohnerschaft, Politik und Verwaltung.
2. Städtebaulich-straßenräumliche Analyse für die konzeptrelevanten Straßen-und Stadträume.
3. Verkehrlich-funktionale Analyse und Prognose für den fließenden, ruhenden und liefernden Kraftfahrzeugverkehr, den Öffentlichen Personennahverkehr, den Radverkehr und den Fußgängerverkehr im definierten Planungsraum einschließlich der Anschlüsse an Nachbarstadtteile.
4. Städtebaulich-straßenräumliche Prognose auf Basis bekannter oder wahrscheinlicher Änderungen der Flächen- bzw. Gebäudenutzungen.
5. Verkehrlich-funktionale Prognosen für alle Verkehrsarten unter Einbeziehung unterschiedlicher Szenarien für Strukturdaten und Verhaltensweisen, insbesondere zur Verkehrsmittelwahl (Modal Split).
6. Identifikation von Mängeln und Problembereichen (z.B. fehlende Querungshilfen, Dimensionierung von Anschlüssen, Parkplatz-Fehlnutzung Franz-Nause-Str. durch P+R, Erschließungsmängel, Unterbindung unerwünschten Schleichverkehrs usw.).
7. Handlungskonzepte
 Sammlung vorliegender und denkbarer Maßnahmenvorschläge einschließlich einer Umwidmung der B441.
 Vergleich von Varianten für die Handlungskonzepte.


 Abschätzung der Auswirkungen und Beurteilung der Varianten hinsichtlich ihrer Zielerreichung.
 Erarbeitung abgestimmter Handlungskonzepte für alle Verkehrsarten.
8. Entwurfs- und Gestaltungsvorschläge für wichtige Straßen- und Platzräume.
9. Empfehlungen für das weitere Vorgehen.
10. Politische Beschlüsse der Gremien.

Erste Maßnahmenvorschläge, die in den Variantenvergleich einbezogen werden sollten:
1. Umwidmung der B441: Die Carlo-Schmid-Allee wird statt der Wunstorfer Straße zur Bundesstraße B441. Damit sollen die kommunalen Handlungsmöglichkeiten zur Verkehrsberuhigung erweitert werden.

2. Die im Verkehrsgutachten zur Wasserstadt vorgesehene Fußgänger- und Radverkehrsbrücke über den Stichkanal soll durch eine einstreifige Busspur auch für Linienbusse befahrbar sein. Die Busse der Verbindung Ahlem - Innenstadt könnten damit auch die Erschließungstiefe der Wasserstadt deutlich verbessern.

3. Eine Schnelle Radwegeverbindung in die Innenstadt und daran angeschlossene Radwegführungen in und durch die Wasserstadt und benachbarte Gebiete.

4. Für das Parken in der Wasserstadt: Zwei überdachte, ebenerdige (oder in TGA) abschließbare Fahrradstellplätze pro Wohnung, nach Möglichkeit mit Elt.-Anschluss in den Bebauungsplänen festsetzen.

5. Eine Stadtbahntrasse freihalten, auch wenn eine Realisierung zeitnah nicht absehbar ist. Eine Weiterführung der Stadtbahn nach Ahlem-Nord muss integraler Teil des ÖPNV-Konzeptes sein.

6. Die Bauabschnitte der Wasserstadt an die Realisierung verkehrlicher Maßnahmen binden: z.B. Buslinie über das Wasserstadtgelände und Schnelle Radwegeverbindung in die Innenstadt als zwingende Voraussetzung der Bebauung der westlichen Wasserstadt.

7. Erneuerung der Bahndammbrücke Wunstorfer Straße: Während der Bauzeit könnte die Wunstorfer Straße über den ehemaligen Conti-Parkplatz provisorisch zur Straße Am Schleusengrund geführt und an die Carlo-Schmid-Allee angebunden werden. Das würde die Bauzeit der Eisenbahnbrücke verkürzen. Auch die Baufahrzeuge der Wasserstadt könnten das Baugebiet so auf kurzem Wege über die Carlo-Schmid-Allee anfahren.

8. Prüfung, ob ein S-Bahn-Anschluss für die Wasserstadt machbar und sinnvoll ist.

Einbeziehung sämtlicher zu erwartetenden neuen Verkehrsströme in die Verkehrsprognose (neues Gymnasium Wunstorfer Straße, Neubaumaßnahmen Limmer/Ahlem/Letter/Seelze).

Begründung:

Die im August 2014 vorgelegte „Verkehrsuntersuchung Wasserstadt Limmer“ hatte den Auftrag, die durch die Wasserstadt steigenden Verkehrsmengen abzuschätzen und die Verkehrsanbindung der Wasserstadt zu überprüfen. Konzeptionell werden zusätzliche kraftfahrzeugorientierte bauliche Maßnahmen im Bereich der Schnellwegauffahrt vorgeschlagen (neue Abbiegespuren auf der Wunstorfer Straße, zusätzliche Spur auf dem Westschnellweg). Nicht thematisiert wird dabei eine Verminderung der Vorbelastung insbesondere der Wunstorfer Straße durch den stadtteilfremden Durchgangsverkehr.
Limmer bleibt aber auch ohne Wasserstadt-Bebauung durch die Bundesstraße 441 und den Eichenbrink ein vom Autoverkehr zerteilter und stark belasteter Stadtteil. Dies war Anlass für die Einleitung der Stadtteilsanierung Limmers. Das Problem ist aber trotz jahrelanger Sanierungsmaßnahmen weiter ungelöst. Im Gegenteil: Die Bebauung der Wasserstadt wird die unbefriedigende Situation noch verschärfen. Zur Verkehrsmittelwahl (Modal Split) werden zwar wünschenswerte Veränderungen postuliert, ein Maßnahmen-Katalog zur effektiven Unterstützung dieses Zieles war jedoch nicht Auftragsgegenstand des vorliegenden Gutachtens.
Der angedachte sackartige Stadtbahnabzweig lässt große Teile der Wasserstadt auch auf Dauer ohne ÖPNV-Erschließung und verschlechtert die Anbindung von und nach Ahlem durch eine stadtauswärts verminderte Taktfrequenz.
Ein Folgegutachten als Stadtteilverkehrskonzept ist mit seinem erweiterten Auftrag im Interesse von ganz Limmer sowie der angrenzenden Stadtteile.
Im Gegensatz zur vorliegenden „Verkehrsuntersuchung Wasserstadt Limmer“ soll die Erarbeitung eines Stadtteilverkehrskonzeptes Limmer den offenen Fragen ganzheitlich, über alle Verkehrsarten und stadtteilübergreifend nachgehen.
Der die Arbeit am Stadtteilverkehrskonzept kontinuierlich begleitende Arbeitskreis aus Bürgerschaft, Politik und Verwaltung könnte dabei ideale Grundlagen für alle Verfahrensschritte liefern, insbesondere beim Aufspüren von Problembereichen und dem Entwickeln von Planungszielen. Darüber hinaus würde diese Art von Bürgerbeteiligung Identifikation und Akzeptanz städtebaulicher und verkehrlicher Maßnahmen im Stadtteil stärken.

Anja Niezel
(Bürgermitglied der SPD-Gruppe der Sanierungskommission Limmer)