Drucksache Nr. 0104/2006:
Nichtinvestive Energiesparprojekte

Informationen:

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".
Landeshauptstadt HannoverBeschlussdrucksache-ZeichenBeschlussdrucksache
In den Ausschuss für Umweltschutz und Grünflächen
In den Schulausschuss
In den Jugendhilfeausschuss
In den Ausschuss für Haushalt Finanzen und Rechnungsprüfung
In den Ausschuss für Arbeits-
markt, Wirtschafts- und Liegenschaftsangelegenheiten
In den Verwaltungsausschuss
In die Ratsversammlung
 
Nr.
Anzahl der Anlagen
Zu TOP
 
0104/2006
1
 

Nichtinvestive Energiesparprojekte

Antrag zu beschließen,

1. das Anreizsystem in den nichtinvestiven Energiesparprojekten in Schulen, in Kindertagesstätten und sonstigen Liegenschaften der Stadtverwaltung noch vier Jahre fortzusetzen.

2. das Anreizsystem zum 31.12.2009 zu beenden.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Durch die Umsetzung des Konzepts zur Weiterentwicklung der nichtinvestiven Energiesparprojekte werden Gender-Aspekte nicht berührt. Vielmehr sollen Nutzerinnen und Nutzer durch die Energiesparprojekte gleichermaßen zu umweltbewusstem Verhalten motiviert werden.

Kostentabelle

Die finanziellen Auswirkungen werden im Folgenden textlich beschrieben.




Finanzierung
Die Umsetzung der Betreuung wurde 2005 vom FB Gebäudemanagement übernommen. Sie wird ab 2006 für Liegenschaften, die zum FB Gebäudemanagement gehören, aus dem 40 %-Anteil der eingesparten Energie- und Wasserkosten finanziert, der für zusätzliche investive Maßnahmen zur Verfügung steht. Dieser Ansatz beträgt im Wirtschaftsplan des FB Gebäudemanagement 2006 282.000 € und ab 2007 250.000 €.
Da in dem Projekt Tatort Büro auch Liegenschaften betreut werden, die nicht zum FB Gebäudemanagement gehören, verbleiben außerdem die 30 %- und 40 %-Mittel für die Durchführung dieses Projekts im Haushalt des FB Umwelt und Stadtgrün (zurzeit Ansätze in Höhe von 56.300 € und 75.000 €).
Die voraussichtliche Höhe der noch benötigten Prämienmittel lässt sich zurzeit nicht ausreichend genau kalkulieren, da sie von den zukünftigen Teilnehmern abhängt.

Begründung des Antrages

1. Grundzüge der Projektdurchführung
Mit den drei Energie- und Wassersparprojekten „GSE – Energiesparen in Schulen“ (seit 1994), „KliK – Klimaschutz in Kindertagesstätten“ (seit 1999) und „Tatort Büro – Energie und Wasser sparen durch umweltbewusstes Verbraucherverhalten“ (seit 2000) hat die Landeshauptstadt Hannover ein Instrument entwickelt, mit dem in allen kommunalen Nutzungsbereichen Ressourcen und Kosten im Durchschnitt der letzten 11 Jahre in der Höhe von über 450.000 € jährlich - mit steigender Tendenz - eingespart werden (siehe Anlage). Als Entlastung für die Umwelt werden die Emissionen von rund 2.300 t CO2 vermieden. Zum Vergleich: Um diese Menge CO2 auf natürliche Weise zu binden, wäre jährlich eine Waldfläche von 230 ha Mischwald mit mittlerem Baumalter nötig. 230 ha entsprechen 3mal der Fläche des Maschsees.

Insgesamt wurden mit den drei Projekten bis einschließlich 2004 rund 4,2 Mio. Euro an Energie- und Wasserkosten eingespart und die Emissionen von 22.700 t CO2 vermieden.

Die Einsparungen an Energie und Wasser werden nicht durch Investitionen, sondern ausschließlich durch Verhaltensänderungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bzw. in den Schulen durch Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte, Schulhausmeisterinnen und Schulhausmeister, sowie organisatorische und kleinere technische Maßnahmen erreicht. Die Projektteilnahme erfolgt freiwillig.















Das Anreizsystem

Die wesentliche Motivation neben dem ideellen Wunsch, einen praktischen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, stellt das Anreizsystem für die Teilnehmer/innen vor Ort dar.


Motivation für die Nutzer/innen




30 %
  • zur freien
  • Verfügung
    (Schulen,
    Kitas)
  • zur Verbes-
serung des
Arbeitsum-
feldes
(Verwalt-
ung)
40 %

zur zweckgebunde-
nen Verwen-
dung für
zusätzliche
energetische Sanierungsmaß-
nahmen. Dadurch
werden die künftigen Verbrauchs-
kosten verringert.
30 %

sofort wirksame Haushaltsent-
lastung




Motivation für die Stadt


Dieses Anreizsystem wird von allen Beteiligten als fair und gerecht empfunden, denn 30% der eingesparten Kosten wirken sich direkt aus, entweder als Belohnung vor Ort oder als sofort wirksame Minderausgabe im städtischen Haushalt. Die Prämie dient in vielen Schulen inzwischen als fester Finanzierungsbaustein für pädagogische Projekte (z.B. Schulhofgestaltung, Leseecken, Einsatz regenerativer Energien). Mit den 40 % werden Maßnahmen finanziert, die den städtischen Haushalt um die notwendigen Investitionsmittel entlasten und künftig zu einer Verringerung der Verbrauchskosten führen (z.B. Thermostatventilnachrüstung, Heizungssanierung). Da diese Investitionen als Komfortverbesserungen den Projektteilnehmer/innen vor Ort zu Gute kommen, wirkt diese Verwendung ebenfalls motivierend.

Betreuung der Teilnehmenden durch die Stadtverwaltung

Bei der Durchführung der Energiesparprojekte arbeiten verwaltungsintern die Fachbereiche Umwelt und Stadtgrün, Bibliothek und Schule, Jugend und Familie und Finanzen eng in einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe unter Federführung des Fachbereiches Gebäudemanagement zusammen und stimmen Ausführungsdetails ab.

Im jeweils ersten Projektjahr bilden Mitglieder aus allen Nutzergruppen in den teilnehmenden Liegenschaften eine Multiplikatorengruppe, die aufgrund ihrer breitgefächerten Zusammensetzung praktikable Energiesparmaßnahmen für ihr Haus entwickelt, kommunziert und umsetzt. Dabei wird sie von der Verwaltung und externen Berater/innen fachlich und organisatorisch unterstützt.

In der Durchführung unterscheiden sich die drei Projekte GSE, Klik und Tatort Büro aufgrund ihrer spezifischen Zielgruppe. So nimmt in den Schulen die pädagogische Einbeziehung des Energiesparens in den Unterricht einen hohen Stellenwert ein. Daher beinhaltet die Konzeption u.a. einen pädagogisch aufbereiteten Energierundgang, Fortbildungsangebote zur Selbstdurchführung kleinerer handwerklicher Maßnahmen wie Fensterabdichtung und Unterrichtsvorschläge. Im Projekt Tatort Büro wird der Energierundgang dagegen klassisch allein durch einen Fachingenieur vorgenommen. In den Kindertagesstätten wird das Projekt mit Erzieher/innen und dem Küchenpersonal durchgeführt. Darüber hinaus erhalten die Erzieher/innen pädagogische Materialien als Option für eine zusätzliche Vertiefung mit den Kindern.

Nach dem ersten Projektjahr steht den Teilnehmern kontinuierlich folgendes Angebot zur Verfügung:

· Information über Energie- und Wassersparmaßnahmen, insbesondere bei Ver-
änderungen (z.B. neue EDV) durch Hausmitteilungen, Infoblätter, Emails und
andere Medien.
· Aufstellung und Abarbeitung der investiven Maßnahmeliste nach Vorschlägen aus
den Liegenschaften im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten.
· Protokollierte Energieberatung für den Schulhausmeister/die Schulhausmeisterin,
Leitung im Gebäude (Schulleiter/in, Verwaltungsleiter/in, Kitaleiter/in) und
interessierte Nutzervertreter/innen im Rahmen einer Routine-Energieinspektion.
· Einführung neuer Schulhausmeister/innen in die jeweilige Anlagentechnik vor Ort,
bzw. Einweisung bei Änderungen.
· Fortbildung für Schulhausmeister/innen und technisches Personal.
· Finanzierung von kleininvestiven oder handwerklichen Maßnahmen, die die
Teilnehmer selbst durchführen (z.B. Fensterfolien in Gymnasien, schaltbare
Steckerleisten).
· Finanzierung von handwerklichen Maßnahmen, die die Teilnehmer nicht selbst
durchführen können. (z.B. Fensterfolien in Kitas, Anbau von Thermostatventilen
mit Fernfühler)
· Gezielte Betreuung bei Bedarf hinsichtlich:
- Beratung und Unterstützung bei aktuellen Verbrauchsänderungen.
- Individuelle Unterstützung und Beratung auf Anfrage durch die
Gebäudenutzer/innen (z.B. Energierundgang, gezielte Maßnah-
menabstimmung, Fortbildung).
- Thematische Angebote für Nutzer/innengruppen (z.B. Einbindung des Themas,
„Energiesparen“ in den Unterricht, Fortbildung für Administrator/inn/en,
Unterstützung bei der Beschaffung von Energiespargeräten).
Die drei Energiesparprojekte gehören bundesweit zu den Vorbildern kommunaler Energiesparprojekte. Sie sind im bundesweiten Vergleich außerordentlich erfolgreich (siehe z.B. ifeu-Institut: Auswertung der Budget- und Anreizsysteme zur Energieeinsparung an hessischen Schulen. 2004, Wettbewerb „Energiesparkommune 2005“ der Deutschen Umwelthilfe, Wettbewerb „Schulträger 21“ der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung 2004).

Siehe auch:
DS: 1817/99, 2206/99, 315/95
Info-DS:1194/94, 1040/96, 1058/97, 113/99, 1126/2002



2. Gründe für die Beendigung des Anreizsystems zum 31.12.2009

· Das Anreizsystem hat sich hervorragend zur Motivation von Nutzer/innen bewährt,
um auf freiwilliger Basis das nichtinvestive Energiesparpotential auszuschöpfen.
Bis 2009 sollen deshalb alle Nutzer/innen, die sich auf diese Weise motivieren
lassen, die Chance zu einer Projektteilnahme erhalten. Bis dahin werden dann
auch alle Liegenschaften berücksichtigt, die bisher aus Kapazitätsgründen noch
nicht teilgenommen haben (betrifft vor allem Tatort Büro). Das gleiche gilt für Nutzer/
innen in Liegenschaften, für die aufgrund von Sanierungen und Umstrukturierungen
eine Teilnahme bisher nicht sinnvoll war oder die als Altteilnehmer aus den ge-
nannten Gründen um eine Nachschulung bitten. Für diejenigen, die in den
nächsten 4 Jahren nicht erreicht werden können, bildet die Prämie keine hin-
reichende Motivation. Daher wird das Anreizsystem zum 31.12.2009 beendet.
· Nach mehrjähriger Projektteilnahme ist zu erwarten, dass umweltbewusstes
Verhalten in einer Liegenschaft in die Alltagsroutine eingebunden ist. Zudem
liegen ausreichende praktische Erfahrungen vor, um die Nutzer/innen effektiv
beim Energiesparen durch die Verwaltung zu unterstützen. Angesichts der
angespannten Haushaltslage, die vor allem zu Einschränkungen bei freiwilligen
Leistungen für alle Bürger/innen führt, ist daher eine dauerhafte Beteiligung an
den Einsparungen in Form von Prämienzahlungen nicht vertretbar. Deshalb
werden für das Jahr 2009 zum letzten Mal Prämien ausgeschüttet.

19 
Hannover / 18.01.2006