Informationen:
verwandte Drucksachen:
0046/2020 (Originalvorlage) |
Beratungsverlauf:
- 27.01.2020: Jugendhilfeausschuss: Zur Kenntnis genommen
Nachrichtlich:
- Schul- und Bildungsausschuss
- Sozialausschuss
- Stadtbezirksrat Mitte
0046/2020 (Originalvorlage) |
Informationsdrucksache | ||||||||||
In den Jugendhilfeausschuss An den Schul- und Bildungsausschuss (zur Kenntnis) An den Sozialausschuss (zur Kenntnis) An den Stadtbezirksrat Mitte (zur Kenntnis) |
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Die grundlegende These für das Projekt war, dass ein gelungener Start in die Grundschule eine hohe prognostische Funktion für eine langfristig erfolgreiche Bildungsentwicklung von Kindern besitzt. Empirische Studien belegen, dass sich intensive Kooperationsmaßnahmen zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen positiv auf die kindliche und familiäre Bewältigung des Übergangs auswirken können. Speziell Kinder aus belasteten Familien profitieren davon. Gleichzeitig belegt der Stand der Forschung, dass intensive Kooperationsmaßnahmen (z.B. gezielter Austausch von Bildungsdokumentationen, Einbindung der Eltern) im Alltag zwischen den Institutionen kaum umgesetzt werden.
Eine weitere Annahme des durchgeführten Forschungsprojekts bestand darin, dass der Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule insbesondere dann gut funktionieren kann, wenn die individuelle Interessenausrichtung des einzelnen Kindes in die Kooperationsmaßnahmen der Institutionen einfließt. Dies kann insbesondere gut im Austausch von Bildungsdokumentationen und/oder Gesprächen mit Fachkräften und den Eltern erfolgen.
Ziel des hier beschriebenen Projekts war es daher, die Ergebnisse von Vorläuferstudien zur Interessenentwicklung von Kindern aus soziokulturell benachteiligten Familien im Übergang Kindertagesstätte-Grundschule sowie zur Übergangsgestaltung Kindertagesstätte-Grundschule in die Praxis rückzukoppeln und zu überprüfen. Im Zentrum des Übergangskonzeptes für dieses Forschungsprojekt stand die empirisch nachgewiesen hoch bedeutsame gemeinsame Beobachtung und Förderung der kindlichen Interessen durch frühpädagogische Fach- und Lehrkräfte unter Einbindung der Familien.
Zur Anwendung kam dabei das in den städtischen Familienzentren implementierte Beobachtungsverfahren, das auf dem Early Excellence-Ansatz aufbaut.
Da der Early Excellence-Ansatz den Lehrkräften in den Grundschulen weitgehend unbekannt war, besuchte das pädagogische Personal der Kindertagesstätten und Grundschulen gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen. Zudem erfolgte eine angeleitete Vorbereitung der pädagogischen Fachkräfte auf die mit dem Projekt verbundenen neuen Aufgaben, und es wurden kooperative Beobachtungen und Auswertungsgespräche in den Familienzentren sowie nach Einschulung in den Grundschulen vereinbart.
Obwohl im niedersächsischen Orientierungsplan für Bildung und Erziehung und in übergangsbezogenen Erlassen der Landesschulbehörde konkrete Kooperationsmaßnahmen festgeschrieben sind, finden diese insgesamt unzureichend statt. Grundlegend ist hier die unterschiedliche Verfügbarmachung von Ressourcen. Während den Kindertagesstätten in kommunaler Zuständigkeit personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können, ist es für die Grundschulen in der Trägerschaft des Landes nicht in entsprechendem Umfang möglich, Lehrerstunden und/oder finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Von den acht Familienzentren, die eine Teilnahme an diesem Projekt zugesagt hatten, konnten letztlich nur zwei Standorte einbezogen werden. Dabei handelte es sich um das AWO Familienzentrum Petermannstraße und die Gebrüder Körting Schule einerseits sowie das städtische Familienzentrum Rotekreuzstraße und die IGS Roderbruch andererseits. Alle weiteren benötigten Grundschulen konnten – vornehmlich aufgrund zu geringer personeller Ressourcen für die zusätzlichen Aufgaben - nicht partizipieren.
Ergebnisse des Praxistransferprojektes
Die Ergebnisse des Projektes stehen im Einklang mit dem Stand der Forschung zum Übergang Kindertagesstätte-Grundschule, der besagt, dass beide Systeme (Kindertagesstätte und Grundschule) vor Projektbeginn wechselseitig wenig über die pädagogischen Konzepte des jeweils anderen Systems wissen.
Die Kernergebnisse des Projektes sind folgende:
· Familienzentrum und Grundschule erlangen durch das Projekt einen vertieften Einblick in die pädagogische Arbeit der Kooperationseinrichtungen, und pädagogische Denk- und Handlungsperspektiven werden anschlussfähiger.
· Insbesondere belastete Familien profitieren von der Maßnahme durch niedrigschwellige Erstkontakte und Gespräche mit den zukünftigen Lehrkräften ihrer Kinder, in denen Ängsten und Sorgen begegnet und eine positive Perspektive auf die Einschulung aufgebaut werden kann.
· Lehrkräfte werden durch diese Form der Bildungsbegleitung im Übergang in die Lage versetzt, gezielt Kenntnis über die Entwicklungsverläufe der Kinder zu erlangen, und können in der Grundschule direkt an diese anknüpfen.
· Unterschiedliche Zeitstrukturen in Familienzentren und Grundschulen erschweren die intensive Kooperation. Fehlende zeitliche Ressourcen müssen in beiden Systemen durch freiwillige „Mehrarbeit“ kompensiert werden. Dies ist auf Dauer nicht leistbar.
Das Projekt verdeutlichte den Bedarf an einer Gestaltung des Übergangs zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen in der Stadt Hannover. Die Fachverwaltung befindet sich dazu bereits im Austausch mit der Wissenschaft und kooperiert in einem neuen Forschungsprojekt zum Beochbachtungsverfahren im Rahmen des Early Excellence-Ansatzes.
Darüber hinaus wurde der beim Fachtag geführte Diskurs über fehlende Ressourcen in Gesprächen zwischen der Kommunalverwaltung und dem Fachreferat der Landesregierung aufgegriffen. Die aktuelle Förderrichtlinie "Brücke", die Kooperationsmaßnahmen zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen am Übergang fördert, stellt bisher keine personellen Ressourcen für die teilnehmenden Grundschulen bereit. Der administrative Aufwand ist ausschließlich über die Kindertagesstätte zu erfüllen. Hier wird bereits über Nachsteuerungsbedarf verhandelt.