Informationsdrucksache Nr. 0025/2014:
Quartiersentwicklung für alter(n)sgerechtes Leben und Wohnen in Hannover

Inhalt der Drucksache:

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0025/2014
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Quartiersentwicklung für alter(n)sgerechtes Leben und Wohnen in Hannover

Vorbemerkung

Der demografische Wandel stellt jede Kommune vor neue Herausforderungen.

Für die Menschen in einer Stadt sind vor allem die Auswirkungen in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld, dem Quartier, von Bedeutung.

Quartiersentwicklung steht sowohl in Fachöffentlichkeit und Politik als auch in der Zivilgesellschaft an vorderster Stelle, wenn es darum geht, soziale Infrastrukturen für die Zukunft aus- und aufzubauen.

Der Grundgedanke ist nicht neu und wurde schon vielerorts in verschiedener Form erfolgreich praktiziert (z. B. „Gemeinwesenarbeit“, Unterstützung von Nachbarschaften, sozialräumliche Verfahren in der Jugendhilfe). Allerdings lag bislang der Fokus nicht auf der Gestaltung einer alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung zum Aufbau einer Infrastruktur für ein selbstbestimmtes und sozialintegriertes Leben und Wohnen.

1. Ausgangssituation


In einer älter werdenden Gesellschaft gewinnt der Wunsch nach selbstständigem Leben und Wohnen bei guter Lebensqualität bis ins hohe Alter zunehmend an Bedeutung. Alle Bevölkerungsprognosen gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren die Zahl älterer und hochaltriger Menschen ansteigen wird. Die weiter ansteigende Lebenserwartung, der Eintritt der so­genannten „Babyboomer“ in die nachberufliche Phase und ein Wanderungsgewinn sorgen in der Landeshauptstadt für eine deutliche Verschiebung der zahlenmäßigen Anteile älterer und jüngerer Menschen. Diese Entwicklung hat deutliche Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben.

Der medizinisch-technische Fortschritt der letzten Jahrzehnte hat die Entwicklung zu einer Gesellschaft des langen Lebens unterstützt und fördert sie weiterhin. Neben der positiven Perspektive eines längeren Lebens und des aktiven Alter(n)s gibt es jedoch auch diejenigen Älteren, die wegen Pflegebedürftigkeit, geistiger, körperlicher und / oder seelischer Einschränkungen sowie chronischer oder demenzieller Erkrankungen nicht oder nur sehr eingeschränkt in der Lage sind, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In welchem Maße die Zahl älterer Menschen mit einer weniger positiven Perspektive in Hannover ansteigen wird, ist nicht genau prognostizierbar. Gleichwohl gilt es auch für diese, tragfähige Unterstützungs- und Teilhabeangebote zu entwickeln, die die Angehörigen entlasten und Pflegebedürftigkeit und stationäre Pflege hinauszögern.


2. Ziele


Ziel von Quartiersentwicklung muss es deshalb sein, unabhängig vom jeweiligen Lebensalter Teilhabe und Selbstbestimmung als zentrale Aufgabe wahrzunehmen und sicher zu stellen. Ein solidarischeres Einstehen füreinander, auch außerhalb der rein familiären Bindungen, wird über die Arbeit in den Quartieren und den Auf- und Ausbau sozialer Netzwerke verbessert, so dass gleichzeitig auch die Grundlage für eine neue Kultur der Unterstützung, des Miteinanders und der Sorge füreinander („Community that cares“) geschaffen wird. Aktivitäten und Projekte, die den Generationendialog fördern, gehören genauso dazu, wie die Abbildung der Bedarfe und Bedürfnisse aller in einem Quartier lebenden Menschen. Im Vordergrund stehen Aktivitäten und Projekte, die Hannover auf dem Weg zu einer inklusiven Stadt weiterbringen, die soziale Integration fördern und über die Identifikation mit dem Wohnumfeld zu einer höheren Zufriedenheit und zu lebendigen Nachbarschaften führen.

Mit der Quartiersentwicklung wird auch der vor allem im Alter gefürchteten und häufig auch tatsächlich eintretenden Isolierung und Vereinsamung entgegengetreten. Es sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine selbstständige Lebensführung, unabhängig von Lebensalter, Geschlecht, sozialer Lage und ethnischem Hintergrund ermöglichen. Eingeschlossen sind auch gesundheitlich bedingte Einschränkungen. Dabei müssen finanzielle Ressourcen wie auch der prognostizierte Fachkräftemangel im Pflegebereich beachtet werden.

Leitbild der Entwicklung eines Wohnquartiers ist „Eine Stadt für Alle“.

Ganz wesentlich für den Erfolg einer Quartiersentwicklung ist es, die gesellschaftlichen Veränderungen in den Be­reichen „Wohnen“, „Pflege“, „Gesundheitsversorgung“ und „lebensräumliche Infrastrukturentwicklung“ in einem interdisziplinären und kooperativen Dialog mit allen relevanten Akteuren zu entwickeln und umzusetzen. Eine solche Sozialraumentwicklung schließt auch eine Wertediskussion ein, mit der Alter(n) als Wert bzw. Bereicherung vermittelt wird.


3. Ressource Fachbereich Senioren – Städtisches Kompetenzzentrum Alter(n)
Der Fachbereich Senioren befasst sich seit rund zehn Jahren mit dem Auf- und Ausbau von Strukturen, die ein selbstbestimmtes und sozial integriertes Alter(n) in der Stadt Hannover unterstützen und ermöglichen. Während dieser Zeit hat sich der Fachbereich Senioren mit seinen drei fachbezogenen Bereichen – wirtschaftliche Hilfen in stationären Einrichtungen, Kommunaler Seniorenservice Hannover (KSH), stationäre Alten- und Pflegezentren (OE 57.1 – 3) - und einem Organisations- und Zentralbereich (OE 57.0) zu einem Kompetenzzentrum für das Thema „Alter(n)“ entwickelt. Seine Gründung hat sich als angemessene Reaktion einer Großstadtverwaltung auf den demografischen Wandel erwiesen.
Die Kompetenzen des FB Senioren werden sowohl innerhalb der Stadtverwaltung – Mitwirkung in stadtweiten Arbeits- und Steuerkreisen und „Runden Tischen“ wie z. B. zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Inklusion, Kriminalprävention, Schwulen und Lesben – als auch außerhalb wie z. B. zu Migration und Gesundheitsförderung, beim stadtweiten Netzwerk der Seniorenarbeit in Hannover, Altern und Gesundheit, Hospiz und Palliativ, Pflegekonferenz, - abgefragt. Hinzu kommen dezentral die vom KSH initiierten dreizehn stadtbezirklichen Netzwerke mit ihren bis zu 90 NetzwerkteilnehmerInnen pro Netzwerk, die in der Regel viermal im Jahr tagen und ihre Aktivitäten im Stadtbezirk abstimmen. Damit leistet der KSH bereits jetzt sozialraumorientierte Seniorenarbeit mit guter Vernetzung und haupt- und ehrenamtlichen Informations- und Beratungs- sowie Bildungs-, Unterstützungs-, Begleitungs-, Fortbildungs- und Mitwirkungsangeboten auf stadtbezirklicher und stadtweiter Ebene. Hinzu kommen nahezu 600 bürgerschaftlich Engagierte, die im Fachbereich Senioren mitarbeiten, davon allein über 500 im KSH.

Die Aktivitäten des KSH und der Kooperationspartner – z. B. Wohlfahrtsverbände, stationäre und teilstationäre Einrichtungen, Migrantenselbstorganisationen, Seniorenbeirat, Alzheimer Gesellschaft, Selbsthilfekontaktstellen - zielen darauf, örtliche Strukturen so zu gestalten, dass noch stärker als bisher, Angebote zur Verhinderung von Pflegebedürftigkeit und zur Entlastung pflegender Angehöriger (wie z. B. Beratung, hauswirtschaftliche Hilfen, Tages- und Kurzzeitpflegeplätze) eingerichtet werden können.


4. Ausbau einer bestehenden Beteiligungs- und Vernetzungsstruktur im sozialen Nahbereich
Neben dieser bestehenden Struktur mit ihrer hohen Vernetzungsdichte will der KSH stärker dezentral im sozialen Nahraum, im Quartier, gemeinsam mit den lokalen Akteuren wohnortnahe Infrastrukturen aufbauen bzw. weiterentwic­keln. Geplant ist, dies zunächst modellhaft an drei unterschiedlichen Standorten mit verschiedenen Kooperationspartnern und quartiersspezifischen Akteuren aus den jeweiligen Quartieren aufzubauen. Die quartiersnahe Infrastrukturentwicklung soll dabei je nach den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner sowie anderer Akteure vor Ort weiterentwickelt werden. Die Anwohner und Nutzer der Anlaufstellen im Quartier erhalten die Möglichkeit, sich selbst und ihre Ideen in die Angebotsgestaltung und Infrastrukturentwicklung einzubringen.
Der KSH setzt damit eine bereits bestehende Beteiligungs- und Vernetzungsstruktur mit Dialogveranstaltungen in Form von Ideenwerkstätten, World-Cafés und Austauschrunden fort.

5. Themenorientierte Spezifizierung der Angebote (ambulant/stationär)
Mit Einführung des Fachbereichs Senioren ist es gelungen, zu bestimmten Themenstellungen Angebote und Strukturen aufzubauen bzw. weiter zu entwickeln und darüber zu informieren, zu beraten, zu vermitteln: z. B. Kompetenzzentrum Demenz, Arbeitskreis "Netzwerk Demenz-aktiv"; Arbeitskreis Wohnen im Alter/ stationäre und ambulante Wohnformen; Gewalt in der Pflege; Arbeitskreis ältere LSBT; Bewegungsangebote im Alter; Sucht im Alter.
Weiterhin ist es gelungen, dass sich die städtischen Alten- und Pflegezentren, wie auch stationäre Einrichtungen anderer Träger, an verschiedenen Standorten bereits mit ihren Angeboten ins Quartier geöffnet haben und damit Teil einer Entwicklung von einer reinen Versorgungs- zu einer Mitwirkungsgesellschaft und einem aktiven Sozialraum geworden sind. Auch von einigen größeren Wohnungsbauträgern sind entsprechende Initiativen ergriffen worden.

Ein erfülltes, aktives Leben nach der Erwerbsphase, das zukünftig deutlich länger sein wird, erfordert entsprechende Bildungs-, Informations-, Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten vor Ort. Dabei sind alle relevanten Akteure im Wohnumfeld einzubeziehen (von der Wohnungswirtschaft über Zivilgesellschaft, Verbände und Vereine ein­schließlich Migrantengruppen, Kirchen, bis hin zu Betrieben und Dienstleistungsanbietern).

Ein kooperatives und vernetztes Vorgehen, das kontinuierlich weiterentwickelt wird sowie ein abgestimmtes Handeln, das Doppelstrukturen vermeidet, sind für das Gelingen eines Quartierskonzepts wichtige Voraussetzungen.

Ebenso erfordert eine erfolgreiche Quartiersentwicklung ein ständiges Werben sowie die Mitwirkung vieler Akteure aus unterschiedlichen Gebieten und die Vernetzung von Aufgaben und Handlungsfeldern. Die Kommune ist dabei wichtiger Akteur, aber daneben sind weitere Partner mit eigenen Schwerpunkten und Entscheidungen von Bedeutung, z. B. die Wohnungswirtschaft, die Gesundheitsversorgung und zahlreiche sonstige Dienstleister, nicht zuletzt auch der Einzelhandel. Damit wird die Quartiersentwicklung zu einer langfristigen und multikomplexen Aufgabenstellung. Diese Arbeit muss im jeweiligen Sozialraum koordiniert und auf die zukünftigen Anforderungen ausgerichtet werden.

Quartiersentwicklung ist damit eine besondere zukunftsorientierte Problemstellung der Stadtentwicklungspolitik.

Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Möglichkeit zur Einrichtung einer Quartierskoordination zu, welche Ideen in Gang setzen, Umsetzungsprozesse beobachten und begleiten und vor allem Mitwirkende finden kann. Sowie die erforderlichen Koordinierungs- und Planungsgeschäfte professionell übernehmen kann.


6. Konzeption Quartiersentwicklung

A) Schwerpunkte des Konzepts - vier große Handlungsfelder (die folgenden Aufzählungen sind nicht abschließend)

1. Zunkunftsorientierte Wohnformen ausbauen

(Hauptakteure: Wohnungswirtschaft)
Ø Alter(n)sgerechte / bedarfsgerechte Wohnformen und –räume
Ø Gemeinschaftliche Wohnformen
Ø Service-Wohnen
Ø Wohnen in (Pflege)-Wohngemeinschaften
Ø Generationenverbindende Wohnformen
Ø Vielfalt alter(n)sgerechter und bezahlbarer Wohnformen für verschiedene Lebensphasen und Bevölkerungsgruppen schaffen bzw. ausbauen
Ø Wahlmöglichkeiten schaffen
Ø Barrierefreiheit im Wohnumfeld herstellen
Ø Zielgruppenorientierte Angebote schaffen
2. Bürgerbeteiligung und aktive Teilhabe fördern

(Aufgabenfeld Fachbereich Senioren und Kooperationspartner)

Ø Beteiligungsorientierte Veranstaltungen / Prozesse - Beteiligungsverfahren wie z. B. Großgruppenkonferenzen (Ideenwerkstätten, Open-Space-Veranstaltungen, world-cafés) und andere Methoden unterstützen eine Quartiersgestaltung.
Ø Förderung des bürgerschaftlichen Engagements - bürgerschaftlich engagierte Mitwirkende aus dem Quartier sind für die Arbeit in der Anlaufstelle von besonderer Bedeutung, weil sie diejenigen sind, die sowohl in Kontakt mit Bewohnerinnen und Bewohnern stationärer Einrichtungen (zum Teil aus ehemaligen nachbarschaftlichen Zusammenhängen) als auch im Kontakt mit anderen Men­schen aus dem Quartier stehen (Man kennt sich.). Die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner fließen über die Ehrenamtlichen bzw. bürgerschaftlich Engagierten in die Quartiersentwicklung ein. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter / bürgerschaftlich Engagierte werden vorab für ihre Aufgabe im Quartier qualifiziert.
Ø Bedarfs- und bedürfnisorientierte Aktivitäten / Maßnahmen
Ø Partizipations- und Teilhabe fördernde Strukturen (z. B. Steuerungsgruppe im Quartier)
Ø Mitwirkung bei der Umsetzung
Ø Soziale Begegnungsräume schaffen
Ø Nahaufnahme Nachbarschaft - Stärkung nachbarschaftlicher Gemeinschaften (Verantwortungsgemeinschaften / Caring communities) mit der Möglichkeit, den eigenen Lebensraum zu gestalten.

3. Versorgungssicherheit fördern

a. Begleitende Dienste / zugehende Dienste

(Aufgabenfeld Fachbereich Senioren und Kooperationspartner)

Ø haushaltsnahe Dienstleistungen /niedrigschwellige Betreuungsangebote

Ø entlastende Angebote für pflegende Angehörige

Ø Alltagsbegleitungen, Partnerbesuchsdienste

Ø nachbarschaftliche Unterstützungsstrukturen

Ø technische Unterstützungssysteme

Ø Tages- und Kurzzeitpflege

Ø stationäre Einrichtungen mit Öffnung ins Quartier


b. Nahversorgungs-, Gesundheits-, Bildungs- und Freizeitangebote

(Aufgabenfeld externer Entscheider, kommunal nur bedingt beeinflussbar)

Ø Güter des täglichen Bedarfs: z. B. Lebensmittelgeschäft, Bäckerei

Ø Geldinstitute, Post

Ø Gesundheitsversorgung: z. B. Apotheken, Hausärzte, Physiotherapie

Ø Friseur, Fußpflege

Ø Begegnungsstätten, Cafés, Sportstätten, Kino, Theater, VHS, Bibliotheken…


c. Informations- und Beratungsstellen; technische Unterstützung

(Aufgabenfeld Fachbereich Senioren und Kooperationspartner)

Ø Quartiershäuser

Ø Stadtteilbüros

Ø Beratungsstellen anderer Träger

Ø Nachbarschaftsunterstützung mit System - soziale Netzwerke. In fast allen Lebenssituationen sind soziale Netzwerke wichtig. Inzwischen gibt es technische Unterstützungen für soziale Netzwerke, die Anonymität in der Nachbarschaft ab­bauen und Kontakte sowie soziale Nachbarschaftsnetzwerke aufbauen. Diese technischen Unterstützungen beugen einer Isolation und Vereinsamung vor.


4. Generationendialog ermöglichen
(Aufgabenfeld Fachbereich Senioren und Kooperationspartner)

Ø Jung-Alt-Projekte / Aktivitäten in Gang setzen
Ø Wissenstransfer
Ø gemeinsame Freizeitaktivitäten
Ø Generationentafel
Ø Biografiearbeit
Ø Wohnen für Hilfe

B) Generelle Vorgehensweise

1. Methode Ideenwerkstatt


Die Veranstalter (KSH und ggf. Partnerinnen und Partner) werden in den ausgewählten Quartieren Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der Wohlfahrtsverbände, des Einzelhandels, der Vereine, der Kirchen, der Politik und anderen Institutionen einladen, um im Rahmen einer Ideenwerkstatt Bedürfnisse und Bedarfe vor Ort zusammen zu tragen. In bis zu drei Zeitsträngen mit aufeinander folgenden Workshops werden Ideen und Anliegen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer festgehalten und am Ende der Veranstaltung auf Machbarkeit eingeschätzt und priorisiert. Die Zusammenstellung der Themen erfolgt unter Benennung einzelner Personen als Motoren für jeweilige Themen (z. B. ehrenamtlicher Partnerbesuchsdienst).


2. Dokumentation

Die Ergebnisse der Ideenwerkstatt werden in einer Dokumentation zusammengestellt und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie weiteren Interessierten zur Verfügung gestellt.


3. Benennung eines / einer Quartierskoordinators/-in

Zur Umsetzung der Ergebnisse der Ideenwerkstatt und dem weiteren Aufbau einer Struktur zur Quartiersentwicklung ist die Benennung einer professionellen Quartierskoordination (Q-Ko) wesentlich. Die Q-Ko sollte neben Kenntnissen zur Infrastruktur des jeweiligen Quartiers auch Nähe zum Träger der aufzubauenden Quartiersanlaufstelle haben.

Neben der Mitwirkung einer Steuerungsgruppe im Quartier (vgl. Ziff. 4) gehören zu den Aufgaben die Planung der Aktivitäten in Abstimmung mit der Steuerungsgruppe, die Planung und Durchführung von Aktivitäten / Projekten unter Festlegung eines abgestimmten Zeitplans, der Mitwirkenden, des Ressourceneinsatzes sowie der Öffentlichkeitsarbeit. Zur besseren Erreichbarkeit sind die Bürosprech- und Öffnungszeiten in der Anlaufstelle so zu gestalten, dass eine arbeitstägliche Erreichbarkeit zu festgelegten Zeiten spätestens nach einer Anlaufphase gewährleistet werden kann. Wichtig ist, dass neben der Arbeit der Q-Ko gleichzeitig bürgerschaftlich Engagierte aus dem Quartier ebenfalls in die Arbeit vor Ort einbezogen werden und entsprechende Qualifizierung erfahren (vgl. Ziff. 5)


4. Aufbau einer Steuerungsgruppe im Quartier

Zur Abstimmung der konkreten Vorgehensweise und Festlegung von Verantwortlichkeiten für einzelne Aktivitäten vor Ort wird eine Steuerungsgruppe unter Mitwirkung der Q-KO aufgebaut. Die Steuerungsgruppe setzt sich aus städtischen und verwaltungsexternen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusammen und besteht aus einer Kerngruppe mit max. 10 Teilnehmenden sowie einem erweiterten Kreis, der sich aus dem jeweiligen Sitzungsthema ergibt. Zu den Teilnehmenden der Kerngruppe zählen die Q-Ko, und verschiedene Vertreterinnen und Vertreter, z. B. einer Trägereinrichtung, des Seniorenbeirats, der Bürgerinnen und Bürger, des stadtweiten Netzwerks, des Familienmanagements der LHH, wünschenswerterweise auch der Wohnungswirtschaft, der Kaufleute, der Vereine vor Ort sowie des Stadtbezirksmanagements.

Der Sitzungsturnus wird von den Teilnehmenden festgelegt und sollte in der Regel zwei Sitzungen pro Jahr umfassen.


5. Qualifizierung von bürgerschaftlich Engagierten

Für die Qualifizierung bürgerschaftlich engagierter Mitwirkender in der Anlaufstelle wird ein Schulungskonzept in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) und dem Freiwilligenzentrum Hannover entwickelt. Die Qualifizierungen können sowohl in den Räumen des KSH als auch bei anderen Trägern durchgeführt werden.


6. Vertiefende Sozialraumanalyse

Begleitend zum Aufbau der Steuerungsgruppe und deren Arbeit erfolgt eine Analyse des Sozialraums, die sich auf die soziodemografische Entwicklung und der daraus resultierenden Erfordernisse für die nächsten Jahre bis 2030 bezieht. Mit der Sozialraumanalyse werden neben den Ergebnissen aus der Ideenwerkstatt ggf. weitere Problemstellungen herausgearbeitet, die anschließend in der Steuerungsgruppe behandelt werden können.


7. Jährliche Feedback-Veranstaltung

Die Steuerungsgruppe organisiert einmal pro Jahr eine „Feedback-Veranstaltung“, bei der den Interessierten aus dem Quartier der bisherige Entwicklungsstand einschließlich der Erfolge und Schwierigkeiten und die weiteren Planungen dargelegt und neue Impulse aus dem Kreis der Teilnehmenden diskutiert werden.


8. Aufbau eines virtuellen sozialen Nachbarschafts-Netzwerks

Ein virtuelles Nachbarschafts-Netzwerk kann sowohl Tausch-, Veranstaltungs- als auch Unterstützungsfunktionen beinhalten. Zunächst sollte diese Plattform für einen Zeitraum von drei Jahren installiert werden, um zu erproben, ob dieses Medium geeignet ist, nachbarschaftsstiftend zu wirken. Eine Ausweitung auf andere Stadtquartiere ist nach positiver Evaluation (vgl. Ziff. 9) denkbar.


9. Evaluation und Qualitätssicherung

Die Qualitätssicherung soll zum einen über eine bei allen Aktivitäten und Projekten auszufüllende Bewertungstabelle erfolgen. In dieser wird die jeweilige Aktivität nach Geeignetheit, Umsetzbarkeit, Ressourceneinsatz, Kosten, Partizipationsmöglichkeit, Komplexität des Vorgehens hinsichtlich des anvisierten Ziels beurteilt und macht damit deutlich, wie erfolgssicher sich das jeweilige Vorgehen darstellt. Damit scheiden Aktivitäten, die als wenig erfolgversprechend erscheinen, aus (lernendes Verfahren).

Optional ist geplant, die Quartiersentwicklung im zweiten Projektjahr extern evaluieren und die Ergebnisse in das weitere Vorgehen einfließen zu lassen.


10. Ausweitung auf andere Stadtquartiere

Nach Abschluss einer dreijährigen Erprobungsphase an möglicherweise drei Standorten in Hannover – jeweils beginnend mit der Ideenwerkstatt – wird ein Bericht an die Ratsgremien gefertigt, um über Bewertung, Erfahrungen, Probleme sowie mögliches weiteres Vorgehen (Ziele und Methoden) zu informieren.


C) Drei Modellstandorte zur Quartiersentwicklung
Geplant ist zunächst an drei verschiedenen (vor allem hinsichtlich ihrer Struktur und Voraussetzungen) Standorten gemeinsam mit unterschiedlichen Trägern modellhaft quartiersnahe Infrastrukturentwicklung für ein alter(n)sgerechtes Leben und Wohnen zu erproben.

Auftaktmethode
Begonnen hat der KSH bereits mit einer Ideenwerkstatt in der Südstadt im „Margot-Engelke-Zentrum“ (MEZ), einem städtischen Alten- und Pflegezentrum mit betreuter Wohnanlage sowie einem „offenen Be­reich“ für Gruppen und Aktivitäten. Das MEZ ist schon jetzt ein stark frequentierter Stadtteiltreffpunkt mit vielfältigen offenen Angeboten, so dass nicht in neue Räumlichkeiten investiert werden musste. Der KSH will gemeinsam mit dem MEZ sowohl seine Informations- und Beratungstätigkeit zeitlich erweitern als auch die Infrastruktur für ein alter(n)sgerechtes Leben und Wohnen im Verbund mit anderen Akteuren, wie z. B. Wohnungsunternehmen, Bürgerinnen und Bürgern, Betrieben, Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbänden im Quartier verbessern.
7. Quartiersentwicklung als zukunftsorientierte kommunale Aufgabe

Am 23. Oktober 2013 sind in der offenen Ideenwerkstatt im MEZ wichtige Ideen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger und der anvisierten Akteure zusammen getragen worden. In der nächsten Stufe gilt es nun, Impulse in kon­krete Maßnahmen umzuwandeln.

Zwei weitere mögliche Modellstandorte sind Kirchrode, dort in Kooperation mit einem konfessionellen Träger von Altenpflegeeinrichtungen, einer geriatrischen Klinik mit Tagesklinik sowie ambulanten Unterstützungs-, Pflege- und Beratungsstellen, und Döhren, in Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden, Wohnungswirtschaft, Mütterzentrum / Mehrgenerationenhaus und einer Stiftung als Einrichtung für betreutes Wohnen.



Diese räumliche Verteilung ist vor allem deshalb gewählt, weil hier bereits Strukturen vorhanden sind, an denen die Quartiersentwicklung anknüpfen kann, um mit möglichst geringem Einsatz von Ressourcen auch modellhaft zu nachhaltigen Verbesserungen zu kommen. Bereits dieser Aufgabe kann im bestehenden Rahmen nur durch Umstrukturierungen und Verzicht auf andere Aufgaben geleistet werden.
Quartiersentwicklung ist im Bereich der Seniorenarbeit ein zentrales Thema – stationäre Einrichtungen öffnen sich bundesweit für umliegende Wohnquartiere. Ambulante Strukturen werden ausgebaut – weg von einer reinen Versorgungs- und stärker hin zu einer Mitwirkungsgemeinschaft. Der Wille aller Beteiligten ist vorhanden, doch häufig fehlen finanzielle Mittel. Mit ausschlaggebend ist dabei, dass sich dieser Bereich im Feld der freiwilligen Leistungen einer Kommune, die zwar zur Daseinsvorsorge gehören, aber ohne konkreten gesetzlichen Auftrag erbracht werden, befindet.
Weitere Quartiere könnten mit dem vorhandenen Rahmen nicht einbezogen werden. Fremdmittel zur Startinvestition konnten dazu bisher nicht eingeworben werden.
Darin wird auch die Grundproblematik deutlich, dass an dieser Stelle aufgrund des demografischen Wandels Aufgaben zu erbringen sind, mit denen die Gesellschaft zuvor noch nicht konfrontiert worden ist, in ihren Strukturen und Voraussetzungen hierauf aber nur sehr unzureichend eingerichtet ist. Quartiersentwicklung ist jedoch in jedem Fall langfristig geeignet, passgenaue und nachhaltige Strukturen für die bevorstehenden gesellschaftlichen Veränderungen zu schaffen. Darin liegt auch eine wesentliche Chance, zukunftsorientierte Infrastrukturen für die Stadt Hannover gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickeln zu können.
„Veränderungen begünstigen nur den, der darauf vorbereitet ist.“ (Louis Pasteur,1822-1895)

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Quartiersentwicklung kommt beiden Geschlechtern zu Gute.

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Hannover / 08.01.2014