Drucksache Nr. 3201/2022:
Rückbau mehrerer Waldwege in der nördlichen und südlichen Eilenriede zur Förderung des Naturhaushalts

Informationen:

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverBeschlussdrucksache-ZeichenBeschlussdrucksache
In den Eilenriedebeirat
In den Stadtbezirksrat Mitte
In den Stadtbezirksrat Buchholz-Kleefeld
In den Stadtbezirksrat Döhren-Wülfel
In den Ausschuss für Umweltschutz, Klimaschutz und Grünflächen
In den Verwaltungsausschuss
In die Ratsversammlung
 
Nr.
Anzahl der Anlagen
Zu TOP
 
3201/2022
5
 

Rückbau mehrerer Waldwege in der nördlichen und südlichen Eilenriede zur Förderung des Naturhaushalts

Antrag,

1. Den Rückbau mehrerer Waldwege mit einer Gesamtlänge von rund 3 Kilometern in der nördlichen und südlichen Eilenriede zu beschließen, um den Naturhaushalt zu fördern, die Besucherlenkung zu optimieren sowie den Stadtwald weiter an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen.

2. Die Renaturierung des Eilenriedegrenzgrabens in Höhe von ca. 139.000 € als Ersatzmaßnahme für den Bau der Pferdeturmkreuzung wird zugunsten des Rückbaus von Waldwegen nicht mehr durchgeführt

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Aussagen in Bezug auf Geschlechterdifferenzierung gemäß Beschluss des Rates vom 3.7.2003 (siehe DS 1278/2003) sind im Falle dieser Drucksache nicht relevant.

Kostentabelle

Darstellung der zu erwartenden finanziellen Auswirkungen in Euro:
Teilfinanzhaushalt 67 - Investitionstätigkeit
Investitionsmaßnahme I.55102.901
Ausgleichs-/ Ersatzmaßnahmen
EinzahlungenAuszahlungen
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Beiträge u.ä. Entgelte für Investitionstätigkeit 0,00 €
Veräußerung von Sachvermögen 0,00 €
Veräußerung von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
  
  
Erwerb von Grundstücken und Gebäuden 0,00 €
Baumaßnahmen 950.000,00 €
Erwerb von bewegl. Sachvermögen 0,00 €
Erwerb von Finanzvermögensanlagen 0,00 €
Zuwendungen für Investitionstätigkeit 0,00 €
Sonstige Investitionstätigkeit 0,00 €
  
Saldo Investitionstätigkeit -950.000,00 €
0,00 €

Teilergebnishaushalt 67 - Investitionstätigkeit
Produkt 55501
Land-/ Forstwirtschaft
Angaben pro Jahr
Ordentliche ErträgeOrdentliche Aufwendungen
Zuwendungen und allg. Umlagen 0,00 €
Sonstige Transfererträge 0,00 €
Öffentlichrechtl. Entgelte 0,00 €
Privatrechtl. Entgelte 0,00 €
Kostenerstattungen 0,00 €
Auflösung Sonderposten (anteilige Zuwendungen) 0,00 €
Sonstige ordentl. Erträge 0,00 €
  
Außerordentliche Erträge 0,00 €
  
Erträge aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Personalaufwendungen 0,00 €
Sach- und Dienstleistungen 0,00 €
Abschreibungen 0,00 €
Zinsen o.ä. (TH 99) 0,00 €
Transferaufwendungen 0,00 €
Sonstige ordentliche Aufwendungen 0,00 €
  
Saldo ordentliches Ergebnis 0,00 €
Außerordentliche Aufwendungen 0,00 €
Saldo außerordentliches Ergebnis 0,00 €
Aufwendungen aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo aus internen Leistungsbeziehungen 0,00 €
Saldo gesamt 0,00 €
Für den geplanten Wegerückbau fallen Kosten an, deren Höhe maßgeblich von der Schadstoffbelastung des Wegebaumaterials abhängt. Gutachten über die zu erwartenden Schadstoffbelastungen der Wege liegen derzeit noch nicht vor. Die Schätzung der Kosten erfolgt auf Erfahrungswerten aus bereits abgeschlossenen Wegerückbauten.

Die Kosten sollen aus Finanzmitteln des Kontos „Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen“ (PSP-Element I.55102.901) finanziert werden sowie über künftig zu realisierende Ersatzmaßnahmen.

Dies beinhaltet 189.000 € Restmittel, die im Zuge des Ausbaus der Pferdeturmkreuzung bereits gestellt wurden - u.a. für die Renaturierung des Eilenriedegrenzgrabens. Die Maßnahme wurden teils nicht umgesetzt oder sind günstiger in der Umsetzung gewesen. Die Maßnahmen wurden in der Beschlussdrucksache 2851/97 beschlossen.

Rund 139.000 € dieser Restmittel wurden für die Renaturierung des „Eilenriedegrenzgrabens“ vorgehalten

Der Großteil der Finanzierung (761.000 €) des Wegerückbaus soll über künftige Ersatzmaßnahmen finanziert werden.

Begründung des Antrages

Zu 1.
Die Eilenriede ist aufgrund ihrer zentrumsnahen Lage ein wichtiger Naherholungsort. Sie ist daher einem großen Besucherdruck ausgesetzt. Der Stadtwald ist in weiten Teilen übererschlossen, das heißt, dass es zahlreiche Wege gibt, welche parallel zueinander laufen und das für Wälder gebotene Maß an Wegen weit überschreiten. Die Eilenriede weist ein Wegenetz auf, welches sieben Mal dichter ist als es einschlägige Empfehlungen für Walderschließung vorsehen. Diese Übererschließung führt zu einem hohen Aufwand bei Unterhaltung und Instandsetzung. Dies betrifft nicht nur Arbeiten am Wegekörper selbst, sondern insbesondere Arbeiten am Baumbestand beidseitig der Wege. Der städtische Forstbetrieb hat die Verpflichtung für die Sicherheit der Besucher*innen beim Betreten der Waldwege zu sorgen. Aus diesem Grund müssen Bäume entlang aller offiziellen Waldwege turnusmäßig kontrolliert werden. Je nach Zustand der Gehölze fallen baumpflegerische Maßnahmen an. Hierzu zählen die Entnahme von toten oder faulen Ästen im Kronenbereich sowie die Fällung von Bäumen. Oft handelt es sich um besonders alte und damit für den Naturschutz und das Waldinnenklima besonders wertvolle Bäume. Die Übererschließung der Waldfläche stellt damit nicht nur eine unnötige Versiegelung von Waldboden dar, sondern hat unmittelbare Auswirkungen auf den umliegenden Baumbestand. Ein Rückbau der Waldwege führt zur Reduzierung der Verkehrssicherungsmaßnahmen und minimiert somit die Anzahl alter Bäume, welche gefällt werden müssen. Der Erhalt alter Bäume fördert die Biodiversität und sichert insbesondere den Lebensraum und die Nahrungsgrundlage zahlreicher Insektenarten. Dies bestätigt auch das Gutachten zu „Monitoring der Totholz bewohnenden Käferfauna der Altholzparzellen Eilenriede Nord und Ricklinger Holz“ von Herrn Dipl. Biologen Dr. Sprick (2021).
Die naturschutzfachliche Wertigkeit alter Bäume mit Höhlen oder anderen Habitatbaummerkmalen geht auch aus der „Waldökologischen Untersuchung in städtischen Wäldern Hannovers“ (Abia, 2017) hervor. Die Gutachter kommen zum Schluss, dass im Stadtwald weitaus mehr Bäume als „Habitatbäume“ ausgewiesen werden könnten, wenn die Wegedichte und die damit einhergehende Verkehrssicherungspflicht geringer wäre.
Ein weiterer positiver Effekt ist der Rückbau versiegelter Flächen im Wald. Nur unter unversiegelten Flächen ist ein ungehindertes Wurzelwachstum möglich. Durch die Entsiegelungsmaßnahmen wird der Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre verbessert. Dies fördert die Aktivitäten von Bodenlebewesen.
Der Rückbau von Waldwegen kann somit als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme angerechnet werden.
Durch die starke Zunahme der baulichen Entwicklung in den letzten Jahren und der daraus resultierenden Versiegelung von Flächen und anderen Beeinträchtigungen des Naturhaushalts entsteht ein entsprechend hoher Kompensationsbedarf. Aufgrund der nur sehr begrenzt vorhandenen und verfügbaren Flächen besteht zunehmend die Schwierigkeit, geeignete Flächen für Kompensationsmaßnahmen zu finden. Der Wegerückbau stellt in diesem Zusammenhang eine weitere Option für Kompensationsmaßnahmen dar.
Der Eilenriedebeirat hatte bereits in den Sitzungen vom 18.02.2019 und 31.05.2021 mehrheitlich eine Empfehlung zum Rückbau mehrerer Waldwege beschlossen. Die Verwaltung befürwortet den Beschluss des Beirats grundsätzlich, hat die Vorschlagsliste des Eilenriedebeirats geprüft, angepasst und erheblich erweitert.
Das Kartenwerk im Anhang der Durchsache stellt insgesamt 15 Waldwege mit einer Gesamtlänge von rund 3000 Metern dar, welche für den Rückbau vorgesehen sind. Bei den Wegen mit den Nummern 10, 12 und 15 handelt es sich um Vorschläge des Eilenriedebeirats. Unter den zum Rückbau vorgesehenen Waldwegen befinden sich zwei Asphaltwege (Nr. 2 & 13). Ein anderer Waldweg (Nr. 12) soll zu einem reinen Reitweg umgebaut werden - auch in diesem Fall wird die Fläche entsiegelt, da Reitwege i.d.R. auf lockeren Waldboden ausgewiesen werden.

Bei den zum Rückbau vorgesehenen Wegen handelt es sich größtenteils um parallele Wegeführungen oder Teile eines besonders engmaschigen Wegenetzes, sodass größere Beeinträchtigungen für die Mobilität oder Naherholung nicht zu erwarten sind. Um die Auswirkungen der Maßnahme auf die Naherholungsfunktion und den Radverkehr im Wald fundiert einschätzen zu können, wurde ein Ingenieurbüro mit Verkehrszählungen beauftragt. Entsprechend der Ergebnisse des Gutachtens wurden für den Rückbau nur Wege berücksichtigt, welche eine geringe Bedeutung für den Rad- und Fußverkehr im Wald besitzen.

Zu 2.
Die Maßnahme zur Renaturierung des Eilenriedegrenzgrabens in Höhe von ca. 139.000 € als Ersatzmaßnahme für den Bau der Pferdeturmkreuzung von 2002 konnte nicht umgesetzt werden, da eine Änderung des Verlaufes des Fließgewässers zu massiven Baumfällungen in der Eilenriede geführt hätte. Diese Mittel sollen daher nun für den Wegerückbau und damit für Entsiegelungsmaßnahmen im Wald verwendet werden.

67.70 
Hannover / 01.12.2022