Informationsdrucksache Nr. 3044/2017:
Bedarf für die Umwandlung des Seniorenzentrums der AWO in der Schleswiger Straße 31 zu einem stadtteilorientierten Sozial- und Familienzentrum
AWO Senioreneinrichtung Schleswiger Straße 31 – Um- und Ausbau zu einem Quartierszentrum

Inhalt der Drucksache:

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3044/2017
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Bedarf für die Umwandlung des Seniorenzentrums der AWO in der Schleswiger Straße 31 zu einem stadtteilorientierten Sozial- und Familienzentrum
AWO Senioreneinrichtung Schleswiger Straße 31 – Um- und Ausbau zu einem Quartierszentrum

Der Haushaltsbegleitantrag Nr. 31 aus der Drucksache 0607/2017 zum Haushalt 2017/2018 wurde zum Produkt 35102 (Bürgerschaftliches Engagement und soziale Stadtteilentwicklung) im Teilhaushalt 50 mit der zu erläuternden Fragestellung „ob das Seniorenzentrum der AWO in der Schleswiger Str. 31 in Hannover Vahrenwald zu einem stadtteilorientierten Sozial- und Familienzentrum mit ergänzenden sozialen Einrichtungen konzeptionell umgewandelt werden könnte und ob am Standort ein entsprechender Bedarf überhaupt besteht“ gestellt.

Aufgrund der Nähe zur alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung mit Öffnung stationärer Einrichtungen ins Quartier und Bildung von Quartierszentren im Fachbereich Senioren ist zur Beantwortung der Frage federführend der Fachbereich Senioren (OE 57) unter Beteiligung des Bereichs 50.5 (Bürgerschaftliches Engagement und soziale Stadtteilentwicklung) beauftragt worden.

Bedarf am Standort
Die Prüfung des Bedarfs am Standort Schleswiger Straße 31 die Senioreneinrichtung in ein Quartierszentrum umzuwandeln wurde i. R. der sozialräumlichen Verortung der Einrichtung vorgenommen:

Die Senioreneinrichtung Schleswiger Straße 31 befindet sich in einem Quartier, das sich sozialräumlich durch die Mikrobezirke 1113 und 1114 beschreiben lässt. In diesem Sozialraum leben insgesamt 3.011 BewohnerInnen (Stand 31.12.2016). Der Anteil an Kindern und Jugendlichen beträgt 15,7 % und entspricht somit etwa dem Stadtwert
(15,3 %). Die mittlere Altersgruppe ist mit 61,5 % leicht überdurchschnittlich gegenüber dem städtischen Durchschnitt (60,6 %) vertreten. 22,7 % der Bevölkerung ist 60 Jahre alt und älter (LHH 24,1 %). Dieser unterdurchschnittliche Wert erstaunt, da sich mit der Einrichtung in der Schleswiger Straße 31 ein expliziter Wohnstandort für SeniorInnen im Sozialraum befindet.

Der Anteil der AusländerInnen beträgt 22,8 % (LHH 17,4 %), der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund 41,1 % (LHH 30 %). Damit ist das Quartier internationaler als Hannover insgesamt. Die größte Gruppe der nichtdeutschen Nationalitäten (erste und zweite Staatsangehörigkeit) stellen die TürkInnen (188), gefolgt von den PolInnen (142) und den RussInnen (84).

Die Haushaltsgröße im Quartier liegt mit 2,1 Personen über dem städtischen Durchschnitt (1,8 Personen). Dies resultiert aus einem geringeren Anteil an Einpersonenhaushalten (51,6 %, LHH 54,2 %) bei gleichzeitig höherem Anteil an Familienhaushalten (18,5 %, LHH 16,8 %). Familien im Quartier haben deutlich häufiger (17 %) als in der LHH (11,8 %) drei und mehr Kinder. SeniorInnenhaushalte (alle Personen 60 Jahre und älter) sind dahingegen durchschnittlich oft vertreten, allerdings liegt der Wert der alleinlebenden SeniorInnen (66,9 %) leicht über dem Stadtwert (64,8 %).

Im kleinräumigen Sozialmonitoring der Stadt Hannover zählen beide Mikrobezirke zu den durchschnittlichen sozialen Lagen.

Zusammenfassung:
· Altersstruktur weitgehend durchschnittlich
· (leicht) internationaler als die LHH
· Überdurchschnittliche Haushaltsgröße
· Viele Familien mit drei und mehr Kindern
· (leicht) überdurchschnittlicher Anteil an alleinlebenden SeniorInnen
· Durchschnittliche soziale Lage.


Zentrale Aspekte des Um- und Ausbaukonzeptes der AWO Senioreneinrichtung, Schleswiger Straße 31 zu einem Quartierszentrum

Das vorgelegte Konzept des AWO-Bezirksverbandes zur Weiterentwicklung des AWO-Seniorenzentrums Vahrenwald zu einem Stadtteil- und Familienzentrum nimmt die Aspekte eines Quartierszentrums im Rahmen der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung auf:
1. Öffnung der Senioreneinrichtung in den Stadtteil sowie das Vorhalten einer Krippe um die Teilhabe der BewohnerInnen und Bewohner bzw. Familien am gesellschaftlichen Leben zu verbessern und die Quartiersentwicklung zu fördern
2. Schaffung einer sektorenübergreifenden Versorgungsstruktur und aufeinander aufbauender Angebote in der Einrichtung
3. Wohnen und Leben der Bewohnerinnen und Bewohner der Senioreneinrichtungen anstelle von Pflegebedürftigkeit in den Vordergrund zu stellen
4. Älteren Menschen so lange wie möglich ein weitgehend selbstbestimmtes, die Einsamkeit verhinderndes Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen
5. Mobilitätskonzepte für Menschen mit Einschränkungen anzubieten
6. Bei Bedarf ambulante Unterstützung, Versorgung und Pflege anzubieten
7. Eine palliative Unterstützung und Begleitung am Lebensende in vertrauter Umgebung zu sichern
8. Eine kultursensible Versorgung und Begegnung zu ermöglichen

Vorhandene Infrastruktur im Quartier
Das Seniorenzentrum liegt in gut erreichbarer Nähe zum nächsten ÖPNV-Anschluss. Dort fahren sowohl die Buslinie 128 als auch die Stadtbahnen 1 und 2, beide erreichbar über einen Hochbahnsteig, so dass Bewohnerinnen und Bewohner in ca. 10 Minuten die Innenstadt von Hannover erreichen können.

In unmittelbarer Nähe zum Seniorenzentrum befinden sich die Karl-Jatho-Schule, IGS-Geschwister-Scholl-Schule, Grundschule Glücksberger Weg sowie die Krippe in der Einrichtung Schleswiger Straße 31. Mit diesen Einrichtungen können generationen- verbindende und familienfreundliche Strukturentwicklungen in Gang gesetzt bzw. ausgebaut werden.

Freizeit- und Kulturangebote finden zurzeit überwiegend jenseits der Vahrenwalder Straße im Freizeitheim Vahrenwald mit seinen verschiedenen Veranstaltungs- und Kursangeboten, dem sich dort anschließenden Vahrenwalder Park mit Liegewiese und Spielplatz und dem Theater „Theatrio“ am Großen Kolonnenweg / Höhe Büttnerstraße und im Vahrenwalder Bad statt. Eine Kooperation zwischen dem Seniorenzentrum mit diesen und anderen Kultur- und Freizeiteinrichtungen würde diese Aktivitäten auch in das Quartier rund um das Zentrum Schleswiger Straße holen und insbesondere mobilitätseingeschränkten Menschen eine bessere Teilhabe an diesen Angeboten ermöglichen.

Als Kooperationspartner aus dem Bereich der Wohnungsunternehmen und Wohnungsgenossenschaften sind im Quartier rund um die Schleswiger Straße und jenseits der Vahrenwalder Straße die Spar- und Bauverein Wohnungsbaugenossenschaft e.G., die Heimkehr Wohnungsgenossenschaft und die Meravis Wohnungsbau- und Immobilien GmbH & Co. KG mit Beständen vertreten. Mit diesen Wohnungsunternehmen ließen sich insbesondere Kooperationen im vorpflegerischen und pflegerischen Bereich umsetzen. Entsprechende Gespräche sind hierzu bereits geplant.

Eine Kooperation mit Betrieben im Quartier und den quartiersnahen Kirchengemeinden in der Plüschowstraße 4 und 6 – russisch-orthodoxe Kirchengemeinde und Heilig-Geist-Kirchengemeinde - ist ebenfalls sehr gut möglich. Gemeinsame Fahrten vom Quartierszentrum Schleswiger Straße zu Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten in Höhe Melanchthonstraße – Netto, Rewe, türkischer Lebensmittelladen, Apotheke, Post – und in Höhe des Niedersachsenrings – Marktkauf mit Apotheke, Blumenladen, Schlüssel- und Schuhdienst – in Höhe von Büttnerstraße – Penny- könnten eingerichtet werden, um den Bewohnern und Bewohnerinnen sowie anderen mobilitätseingeschränkten Menschen ein Einkaufserleben zu ermöglichen.

Gleichfalls könnten Kooperationen mit der Lebenshilfe, dem Männer- und dem Flüchtlingswohnheim in der Büttnerstraße das Quartiersentwicklungskonzept bereichern.

Es entsteht zu dem Konzept des Quartierszentrums Schleswiger Straße auch keine Konkurrenzsituation mit der Senioreneinrichtung Alloheim in der Rotermundstraße. Die Entfernung zu dieser Einrichtung erlaubt ein eigenständiges Quartierszentrum am Standort dieser Einrichtung.

Das AWO Seniorenzentrum mit zurzeit rd. 80 Dauerpflegeplätzen, einer Krippe mit 27 Plätzen für Kinder bis drei Jahren und 36 Wohnungen für betreutes Wohnen soll neu konzeptioniert und umgebaut werden. Der Bereich der Dauerpflegeplätze wird den Vorgaben an moderne Pflege mit entsprechenden Begegnungs- und Bewegungsangeboten angepasst und integriert in einen Neubau mit etwa 60 Wohneinheiten für betreutes Wohnen, Belegwohnungen, ambulant betreuten Wohngemeinschaften sowie einem ambulanten Pflegedienst und einem im Erdgeschoss neu gestalteten Service-, Pflege- und Begegnungsbereich und der bereits bestehenden Krippe. Ausweislich der vorgelegten Bauzeichnungen ist beabsichtigt, im Erdgeschoss neben einem Veranstaltungs- und Begegnungsraum ein stadtteiloffenes inklusives Café, eine Tagespflege mit ca. 20 Plätzen, eine Informations- und Beratungsstelle in Kooperation mit dem KSH und weiteren Stellen der Stadt Hannover, eine Physiotherapie- und Arztpraxis sowie einem Zugang zum neu gestalteten Stadtteilgarten im Zentrum des neu gestalteten Gebäudekomplexes Schleswiger Straße 31 einzurichten.

Außerdem sind Gespräche zwischen dem Studentenwerk Hannover und dem AWO Seniorenzentrum hinsichtlich der Einrichtung von Studentenwohnungen im Bereich des Neubaus aufgenommen worden.

Die Bereitschaft einer Pflegekasse in Verhandlung zu sektorenübergreifenden Versorgungsverträgen zu treten ist ebenfalls vorhanden.


Abschließende Einschätzung
Die dem Dezernat Soziales und Sport vorgelegten Planungen und die mit Vertretern des Fachbereichs Senioren geführten Planungs- und Umwandlungsgespräche lassen eine konzeptionelle Umwandlung des bisherigen Seniorenzentrums in ein Quartierszentrum mit vielfältigen Angeboten für den Standort zu.

Das Quartierszentrum würde mit seinen Angeboten die Versorgung in einem Quartier verbessern, das zwar durch den ÖPNV gut an nahegelegene Einkaufsmöglichkeiten und an die City mit ihren zahlreichen Angeboten angeschlossen ist, die aber für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen dennoch schlecht erreichbar bleiben. Hinzu kommt die Möglichkeit, das Quartierszentrum zu einem Nachbarschaften stiftenden und unterstützenden Zentrum mit unterschiedlichen Kultur- und Versorgungsangeboten für die Bewohner und Bewohnerinnen auszubauen. In der sozialräumlichen Betrachtung wurde festgestellt, dass die untersuchten Mikrobezirke internationaler mit überdurchschnittlichen Haushaltsgrößen, vielen Familien mit drei und mehr Kindern und mit einem (leicht) überdurchschnittlichen Anteil an alleinlebenden SeniorInnen aufgestellt sind.

Die Planungen der Einrichtung mit Ausbau des betreuten Wohnens und sektorenübergreifender Versorgungsangebote sowohl für jüngere als auch für ältere Menschen sowie die Möglichkeit, dort der Internationalität des Quartiers durch kultursensible Versorgungs- und Begegnungsangebote stärker Rechnung tragen zu können - dies ist seit vielen Jahrzehnten Schwerpunkt in der Seniorenarbeit der AWO – spricht ebenfalls für die Umwandlung der Senioreneinrichtung in ein Quartierszentrum mit integrierten kultursensiblen Informations- und Beratungs-, Versorgungs- und Begegnungsstrukturen.

Insgesamt sind die Planungen zur Umwandlung der AWO Senioreneinrichtung in ein Quartierszentrum ein zukunftsweisender Schritt, der befürwortet wird.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Der Umbau der Senioreneinrichtung Schleswiger Straße 31 zu einem Quartierszentrum kommt allen Menschen gleichermaßen zu Gute.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen. Für den Umbau stehen keine Haushaltsmittel zur Verfügung.

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Hannover / 04.12.2017