Antrag Nr. 1647/2020:
Änderungs-/ Zusatzantrag von Ratsherrn Braune zu Drucks. Nr. 1256/2020: Antrag der Gruppe LINKE & PIRATEN : "Antisemitischen Hassbotschaften entschlossen entgegentreten"

Inhalt der Drucksache:

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Änderungs-/ Zusatzantrag von Ratsherrn Braune zu Drucks. Nr. 1256/2020: Antrag der Gruppe LINKE & PIRATEN : "Antisemitischen Hassbotschaften entschlossen entgegentreten"

Antrag, zu beschließen:


Der Antrag ist um Punkt 3 zu ergänzen:

3. Die Göttinger Sieben am Landtag sind auf die Göttinger Fünf zu reduzieren. Die Statue von den Gebrüder Grimm sind zu entfernen.

Begründung

Die Göttinger Sieben standen jahrelang für freie Rede und Demokratieverständnis an ihrem Platz an der Leine. Dabei ist nicht bedacht worden, dass auch die Gebrüder Grimm in ihren Schriften eine antisemitische Grundlage für den späteren Holocaust bildete. Um die Problematik deutlich zu machen füge ich einige Zitate an. Wir sollten als LHH und Kulturhauptstadt ein Vorbild für Gastfreundschaft sein. Gastfreundschaft ist nicht nur ein Wort, sondern eine Geste.

Wilhelm Grimm hat dem Rechtshistoriker Paul Wigand mitgeteilt, „er habe ein ‚altes Huhn‘ gegessen, das so zäh war und hartherzig wie ein alter geiziger Jude.“

Wilhelm Grimm weist weiter hin:

auf die Kolportage der antisemitischen Legende vom Ritualmord am Christenkind Anderl von Rinn aus Tirol, das bereits unappetitlich beginnt mit den Worten:

„Im Jahr 1267 war zu Pforzheim eine alte Frau, die verkaufte den Juden aus Geiz ein unschuldiges, siebenjähriges Mädchen. Die Juden stopften ihm den Mund, daß es nicht schreien konnte, schnitten ihm die Adern auf, und umwanden es, um sein Blut aufzufangen, mit Tüchern. Das arme Kind starb bald unter der Marter und sie warfens in die Enz, eine Last von Steinen oben drauf.“


„Der erste Germanist, der sich mit dem Judenbild der Brüder Grimm beschäftigte, war Wilhelm Schoof (1876–1975). Das Leitmotiv, dem er dabei folgte, klingt in einem Artikel an, den er am 3. Januar 1935, einen Tag vor Jacob Grimms 150. Geburtstag, im Hanauer Anzeiger veröffentlichte. Darin stellte Schoof sich auf den Standpunkt, dass ‚Jacob Grimm von den gleichen Gedanken beseelt war und um dasselbe Ziel gerungen hat wie Adolf Hitler‘.“

Wilhelm Grimms Wiesbadener Kurtagebuch von 1833, in dem es heißt: »Ich bemerke nur daß die Juden immer mehr überhand nehmen, ganze Tische u. Plätze sind damit angefüllt, da sitzen sie mit der ihnen eigenen Unverschämtheit, fressen Eis u. legen es auf ihre dicken u. wulstigen Lippen, daß einem alle Lust nach Eis vergeht. Getaufte Juden sind auch zu sehen, aber erst in der 5ten oder 6ten Generation wird der Knoblauch zu Fleisch.«

Auch Jacob Grimm fiel immer wieder durch antisemitische Äußerungen aus: „Alle Judenwörter, wenn wir sie in unserm christlichen Sprachhaushalt brauchen wollen, klingen unedel und schmutzig; sie rühren aus dem gemeinen Umgang mit dem schachernden, wuchernden, trödelnden, fleischschächenden Volke her“, 1815 in einem Sendschreiben an Herrn Hofrath

Ende 1809 schrieb Wilhelm Grimm an die Sopranistin Louise Reichardt über die Juden: „Diesem fatalen Volk kann man gar nicht ausweichen, und es will ordentlich für gleich geachtet sein, sie würden sich längst alle in Berlin haben taufen lassen, wenn sie nicht hofften, es solle in Zukunft wohlfeiler geschehn; wer dann ein braver Christ ist, muß ein Jude werden, um nicht unter sie zu gerathen.“

1822 besprach Jacob Grimm in den Göttingischen gelehrten Anzeigen ein Wörterbuch der in Teutschland üblichen Spitzbuben=Sprache und merkte an: „Die Ehre, wo nicht den Grund zu der Sprache der Spitzbuben gelegt zu haben, doch einen Hauptbestandtheil derselben auszumachen, bleibt der jüdischen unbestritten, wie auch keine Räuberbande ohne Juden zu bestehen vermag.“

Dieser schreckliche Antisemitismus zog sich durch die „intellektuelle Gesellschaft“ des 19. Jahrhunderts. Intelligenz ohne Charakter führt nicht zur Weisheit und Wahrheit ohne Liebe nicht zur Gerechtigkeit. Ohne all diese ideologischen Täter wäre es ein anderes 20. Jahrhundert.

Ich bitte im Interesse aller Menschen um Ihre Zustimmung.

Mit besten Grüßen
Tobias Braune