Antrag Nr. 15-2430/2018 N1:
Änderungsantrag zur Platzumbenennung in den Stadtteilen Oststadt und Zoo (DS Nr. 15-1900/2018)

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".

Änderungsantrag zur Platzumbenennung in den Stadtteilen Oststadt und Zoo (DS Nr. 15-1900/2018)

Antrag

Der Bezirksrat möge beschließen:

Der Emmichplatz, welcher zwischen der Hohenzollernstraße und der Fritz-Behrens-Allee liegt, wird umbenannt in Alma-Rosé-Platz.

Begründung

Die Umbenennung wurde mit dem Änderungsantrag Nr. 15-2459/2017 beschlossen. Darin wurde durch die Verwaltung um Vorschläge für Namen geeigneter Künstlerinnen zur Platzumbenennung gebeten. Es wurden auch alle Anlieger des Platzes angeschrieben.

Die entstandene Namensliste (die Reihenfolge ist ohne Wertung) sieht wie folgt aus:

Weibliche Namen: Adele Aus der Ohe, Clara Haskil, Alma Rosé, Clara Schumann.

Weitere Namen: Neues Haus, Platz der Musik/Platz für Musik, Joseph-Joachim, Richard Jakoby, Händel.

Wir nehmen alle Vorschläge ernst, wobei die Musikhochschule eine besondere Bedeutung unter den insgesamt wenigen Anliegern hat. Auch das Umfeld spielt eine wesentliche Rolle für die Auswahl eines Namens. Der Platz hat über seine Anlieger hinaus natürlich auch Bedeutung für viele Menschen in ihrem Alltag. Wir bekamen Anregungen und Zusprüche für Alma Rosé über die Stadtgrenze hinaus, sogar aus dem Allgäu. Lediglich ein Vorschlag erreichte uns, der weder weiblich noch musikalischer oder lokaler Art war: „Georg Haccius“ -
mit der Anmerkung, dass Alma Rosé verständlicherweise besser zum Ort passe.

Unter allen Vorschlägen sprechen wir uns aus den folgenden Gründen für die Umbenennung
in Alma-Rosé-Platz aus:

• Alma Rosé war eine Musikerin.
Der Name passt somit zu dem Ort vor der Musikhochschule.

• Es ist ein Frauenname. In der Welt der Straßennamen und Platzbezeichnungen braucht es mehr Gleichberechtigung.

• Alma Rosé gebührt in besonderer Weise Anerkennung und Ehre. Sie hat unter besonders schwierigen Umständen Herausragendes geleistet.

• Sie steht dafür, dass Musik Leben retten kann. Für uns ist es ein besonderes Anliegen im Sinne einer positiven Erinnerungskultur, den Platz an der Musikhochschule nach Alma Rosé zu benennen. Sie hat durch ihre Musik erreicht, dass Menschen den Holocaust überlebt haben. Es ist ein hervorragend geeigneter Ort, dieser Frau ein Denkmal zu setzen.

• Alma Rosé steht für Hoffnung. Sie bezeichnete die Verfolgung und die NS-Zeit als Zeit des „Nichtlebens“ und überlebte diese leider nicht. Dennoch strahlt ihre Person, ihr Wirken und ihr Name Hoffnung aus.

• Bei einer Rückmeldung von 11 Anliegern (von insgesamt 21 Anliegern) erscheint uns die Unterstützung durch 7 weitere Zuschriften von Menschen, die wir nicht gefragt haben, hoch. Zudem sprechen sich die "Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen Ortsgruppe Hannover“, das Referat für Friedensarbeit im „Haus kirchlicher Dienste“ der Landeskirche, der Stadtjugendring Hannover sowie das "Netzwerk Erinnerung + Zukunft in der Region Hannover" für den Namen Alma Rosé aus.

• Am 15.10.2018 hat sich Frau Anita Lasker-Wallfisch (93 Jahre alt) in das Goldene Buch der Stadt Hannover eingetragen. Sie war Mitglied im Mädchenorchester unter der Leitung von Alma Rosé. In eindrücklichen Worten hat sie geschildert, dass das Cellospielen und Alma Rosé ihr das Leben gerettet haben. Im persönlichen Gespräch hat sie sich nachdrücklich dafür ausgesprochen, den Namen Alma Rosé zu wählen. Frau Lasker- Wallfisch erzählte als eine der letzten Zeitzeuginnen von der strengen Lehrerin Alma Rosé, die ihren Schülerinnen mittels Musik das Überleben ermöglichte. Sie wusste, dass die Mädchen ohne musikalischen Erfolg im Lager ermordet werden würden.

• Einen neutralen Namen, der den Ort beschreibt, brauchen wir nicht, da der Ort sich selbst beschreibt. Auch der Platz vor dem Landtag wird gefunden, obwohl er nicht so heißt!

• Wir kommen hiermit dem Ratsbeschluss (Drucksache Nr. 2810/99) nach, der besagt, dass vorrangig Frauennamen umgesetzt werden sollen. Da es hier einen besonders geeigneten Frauennamen gibt, sollte dieser auch verwendet werden. Weiter besagt der Ratsbeschluss, dass insbesondere dann Personennamen für eine Umbenennung gewählt werden sollen,
wenn es sich vorher auch um einen Personennamen handelte. Das ist hier der Fall, und das halten wir auch für sinnvoll.

• In Gesprächen mit EinwohnerInnen unseres Stadtbezirks und darüber hinaus haben wir viel Zuspruch für Alma Rosé erhalten.

Zum Verfahren:

Nach Auskunft der Verwaltung handelte es sich bei der „Bürgerbeteiligung“ um ein Anhörungsverfahren nach § 28 des Verwaltungsverfahrensgesetzes. Darin heißt es:

„Bevor ein Verwaltungsakt erlassen wird, der in Rechte eines Beteiligten eingreift, ist diesem Gelegenheit zu geben, sich zu den für die Entscheidung erheblichen Tatsachen zu äußern.“ Daher wurden lediglich die Anlieger um Stellungnahme gebeten. Das Ergebnis dieser Anhörung ist jedoch nicht als vorweggenommenes Votum für den Bezirksrat zu verstehen. In keinem Fall kann eine solche Anhörung als „Bürgerentscheid“ interpretiert werden. Vielmehr obliegt es nach § 9 Nr. 2f der Hauptsatzung der Landeshauptstadt Hannover dem Stadtbezirksrat, Straßen, Wege und Plätze, die ausschließlich in dem Stadtbezirk gelegen sind, zu benennen oder umzubenennen.


Der Vollständigkeit halber erwähnen wir mit dieser Begründung auch die Namen „Händel“
und „Joseph-Joachim“, die nach dem Entscheid zur Platzumbenennung verschriftlicht wurden und in der Drucksache 15-1900/2018 nicht erwähnt werden.