Drucksache Nr. 15-1132/2021:
Ausgestaltung eines Teilstücks der Kohlebahntrasse - Umsetzung einer Wildnisfläche im Rahmen des Städte-wagen-Wildnis-Projektes

Informationen:

Beratungsverlauf:

Nachrichtlich:

  • Ausschuss für Umweltschutz und Grünflächen

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".
Landeshauptstadt HannoverBeschlussdrucksache-ZeichenBeschlussdrucksache
In den Stadtbezirksrat Linden-Limmer
An den Ausschuss für Umweltschutz und Grünflächen (zur Kenntnis)
 
Nr.
Anzahl der Anlagen
Zu TOP
 
15-1132/2021
4
 
BITTE AUFBEWAHREN - wird nicht noch einmal versandt

Ausgestaltung eines Teilstücks der Kohlebahntrasse - Umsetzung einer Wildnisfläche im Rahmen des Städte-wagen-Wildnis-Projektes

Antrag,

der Umsetzung des Teilprojektes Rampenstraße im Rahmen des „Städte wagen Wildnis“- Projektes zuzustimmen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Genderspezifische Belange wurden bei der geplanten Maßnahme beachtet und sind nicht betroffen.

Kostentabelle

Die voraussichtlichen Kosten werden vollumfänglich über das Projekt „Städte-wagen-Wildnis“ finanziert. Der Stadt entstehen dadurch keine Mehrkosten. Projektmittel in Höhe von 43.000 € stehen für diese Maßnahme zur Verfügung. Die Unterhaltskosten der Folgejahre werden durch 67.70 getragen.

Begründung des Antrages

Hintergrund:
Die Landeshauptstadt Hannover führt, gemeinsam mit den Städten Dessau-Roßlau und Frankfurt am Main, von 2016 bis 2021 ein einzigartiges Verbundprojekt durch und holt die Wildnis in die Stadt – für Pflanzen, Tiere und Menschen. Das Projekt wird vom Bundesumweltministerium begleitet und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) über 5 Jahre gefördert. Ziel des Vorhabens ist es, die Artenvielfalt im urbanen Raum zu stärken und zu erhöhen. Die Landeshauptstadt Hannover hat zehn Projektflächen im gesamten Stadtgebiet hierfür ausgewählt, die als „wilde“ Orte geschützt und entwickelt werden sollen. Das Projekt „Städte wagen Wildnis“ ist darüber hinaus Teil der kommunalen Biodiversitätsstrategie, welche die Landeshauptstadt Hannover seit Jahren erfolgreich verfolgt. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass diese Orte für die Menschen erlebbarer werden.

Eine dieser potentiell erlebbaren Flächen ist die ehemalige Kohlebahn in Linden Nord (Abschnitt Bardowicker Straße bis Kohlenbunker). Dabei ist es bei dem einzigen postindustriellen Teilprojekt aller „Städte wagen Wildnis“- Projektflächen das explizite Ziel, die sich seit Jahrzehnten entwickelnde, für Linden einzigartige Wildnis an den Böschungen des Gleistrogs zu erhalten, weiterzuentwickeln und im Sinne von Umweltbildung erlebbar zu machen. Zusätzlich zum Wildnis-Pilotprojekt finden sich die Bereiche der ehemaligen Kohlebahn auch im gesamtstädtischen Maßnahmenkatalog des Freiraumentwicklungskonzeptes (FREK) als zu vernetzende und zu erschließende Freiraumstruktur wieder.

Vorangegangene Arbeiten:


Um dieses Ziel erreichen zu können, wurden im unmittelbaren Bereich des Gleisbetts die dort wuchernden Brombeeren entfernt. Bei den entfernten Brombeeren handelt es sich ausschließlich um die invasive Art Rubus armeniacus (Armenische Brombeere), die durch ihren bodennahen Schattendruck anderen Pflanzen die Möglichkeit nimmt aufzukeimen. Im selben Zuge wurde der Müll aus dem Gleisbett und den gleisbettnahen Bereichen entfernt. Ziel war und ist es, die Gleise sichtbar zu erhalten und mehr Licht auf die Fläche zu lassen.

Vorhaben:


Der vorgelegte Entwurf soll den Spagat zwischen Wildnis und Nutzung ermöglichen, indem er gleichsam die Interessen des Städte-wagen-Wildnis-Projektes, als auch die der Gesamtstrategie zur Freiraumvernetzung der Landeshauptstadt Hannover, bedient.

Darüber hinaus initiiert das Projekt einen temporären Auftakt zur weiteren Erschließung der postindustriellen Landschaft und ermöglicht es, der bei der Freiraumversorgung benachteiligten Lindener Bürgerschaft, einen charakteristischen, ortsbezogenen Raum zu gewinnen.

Ziel ist es, im unmittelbaren Bereich der Schienen das Herantreten und Kenntlichmachen des Lindener Industriereliktes durch einen „Streifzug durchs Grüne“ zu ermöglichen, die Betrachtenden über das Pilotprojekt aufzuklären und einen Kurzaufenthalt anzubieten. Im Idealfall fungiert das Projekt als Initialzündung für weitere Partizipationsprozesse.

Räumlicher Ansatz:


Als Kopfende der ehemaligen Kohlebahn zu verstehendes Element, bettet sich das Projekt in dem Bereich der früheren Ausweichanlage in die wild aufgewachsene, vegetative Umgebung ein. Der räumliche Ansatz orientiert sich sehr stark an den bestehenden Strukturen. Die Linienführung weist einen keilförmig-elliptisch geformten Rundgang mit zwei kleineren Aufenthaltspunkten an den Scheitelpunkten aus. Das Erkennen des Projektraums wird aufgrund der topografischen Lage des höher liegenden Bestandsfußweges (parallel zur Rampenstraße) sowie der dichten Vegetationsstruktur im Sinne des „Entdeckens“, gehemmt. Um die Neugierde zu wecken und Zutritt sowie Ausblick zur Wildnisfläche zu ermöglichen, befindet sich östlich vom Bestandsweg ausgehend, ein aufgespannter Weg, der die bestehende und neu gewonnene Struktur miteinander vernetzt. Zusätzlich soll die Installation eine der Städte-wagen-Wildnis-typischen „Wildnis-Stelen“ mit der Wildnisassel Passierende zur Erkundung der ehemaligen Kohlebahn anregen und über das Projekt aufklären.

Materialität und Ausstattung


Die vorgeschlagenen Materialien konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Verwendung von gut begehbaren Holzhackschnitzeln (z.B. ÖkoColor) in den Gleisbereichen sowie einer wassergebundenen Wegedecke (Körnung 0/3-1/3) im östlichen Zugangsbereich. Ferner finden sich in dem östlichen Orientierungsraum im direkten Bereich der Schienen, Gitterroste (MW 10/30), die ein erschütterungsarmes Queren des Gleisstrangs ermöglichen. Grundsätzlich wird auf ein vollflächiges Versiegeln von Oberflächen im Sinne des primär zu verfolgenden Wildnis-Ansatzes verzichtet. Ferner bilden im östlichen Orientierungsbereich ein umgebauter Prellbock und gestapelte Bahnschwellen, neben dem Bezug zur industriellen Vergangenheit, informelle Sitzmöglichkeiten zum kurzweiligen Aufenthalt, aus. Informationstafeln erläutern, neben der im Zugangsbereich positionierten „Wildnis-Stele“, an beiden Kopfenden das Pilotprojekt.

Barrierefreiheit


Der Entwurf sieht vor, den östlichen Orientierungsraum der Wildnisfläche in Anlehnung an die DIN 18040-3 sowie den Planungs- und Ausführungshinweisen der LHH (Pkt 8.9) barrierefrei zu erschließen. Weitere inklusive Maßnahmen auf der Pilotprojektfläche, wie beispielsweise die der taktilen Führung und des visuellen Kontrastes, ergeben sich in Teilen aus der Materialität. Alle bereitgestellten Informationen sollen nach Möglichkeit ebenfalls weitestgehend barrierefrei wahrnehmbar sein (z.B. in Brailleschrift/QR-Code mit Vorlesung).

Insgesamt soll diese besondere Pilotprojektfläche der STÄDTE-WAGEN-WILDNIS-Städtekooperative, neben ihrer Kenntlichmachung der industriellen Vergangenheit und der damit einhergehenden, „technoiden Vegetation“ ein erster, temporärer Ansatz zur Freiraumvernetzung und gleichsam zur Umweltbildung im stark städtisch geprägten Raum sein.

67.70 
Hannover / 03.05.2021