Antrag Nr. 15-0770/2020:
Änderungsantrag zur Drucksache 15-0564/2020 Pontenhof soll umbenannt werden

Inhalt der Drucksache:

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Änderungsantrag zur Drucksache 15-0564/2020 Pontenhof soll umbenannt werden

Antrag

Der Bezirksrat möge beschließen:
1. Die Straße Pontenhof wird nicht umbenannt.
2. Die Verwaltung wird gebeten, an dem bisherigen Straßenschild ein
Zusatzschild anzubringen, das auf die problematische Persönlichkeit und die
Vita des Namengebers im historischen Kontext kritisch eingeht.
3. Der Stadtbezirksrat bittet daher die zuständige Verwaltung zeitnah um
Textvorschläge für mögliche erläuternde Zusatzschilder am Straßenschild
Pontenhof. Nach Möglichkeit sind Mitglieder des Beirates "Wissenschaftliche
Betrachtung namensgebender Persönlichkeiten in Hannover" bei der
Erarbeitung dieser Textvorschläge mit einzubeziehen.

Begründung

Würde sich heute die Frage stellen, ob eine Straße nach Servatius Josef Ponten
benannt werden sollte, wäre dies sicherlich mit einem "Nein" zu beantworten. Doch
diese Frage stellt sich nicht. Bereits 1974 wurde vom Rat der Landeshauptstadt eine
Straße nach ihm benannt. Heute stellt sich lediglich die Frage, ob eine Beibehaltung
des Namens nur schwer hinnehmbar oder gar unerträglich wäre.
Im Fall des Schriftstellers Servatius Josef Ponten liegt jedoch eine ambivalente
Sachlage vor. Er war nicht Mitglied der NSDAP. Nach den vom Rat der
Landeshauptstadt Hannover selbst aufgestellten Kriterien für eine Namensgebung
wäre eine Umbenennung daher nicht zwingend vorzunehmen. Ein Zusatzschild kann
allerdings den historischen Zusammenhang verdeutlichen.
Ponten gehörte zwar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zu den
Unterzeichnern einer auf Initiative Gottfried Benns entstandenen Loyalitätserklärung
der Preußischen Akademie der Künste an Hitler zur Reichstagswahl vom März 1933.
Auch gehörte er im Oktober 1933 mit weiteren 87 deutschen Schriftstellern zu den
Unterzeichnern des Gelöbnisses treuester Gefolgschaft Adolf Hitlers. Unter anderem
wegen seiner Freundschaft zu Thomas Mann wurde er von nationalsozialistischen
Kreisen, denen völkerverbindende Tendenzen in Pontens Werk aufstießen, um 1936
aber schon heftig angefeindet, in der Folgezeit auch von der Gestapo beobachtet.
Sein 1928 erschienenes Europäisches Reisebuch wurde beim Verlag
beschlagnahmt, seine Wohnung durchsucht, sein Reisepass eingezogen.
Auslandsreisen durfte er nicht mehr unternehmen. Der Thomas-Mann-Forscher Hans
Wysling, der 1988 Pontens Briefwechsel mit Mann veröffentlichte, bezeichnet ihn im
Vorwort der Ausgabe als "Mitläufer". Insofern ergibt sich für die Person Josef Ponten
kein eindeutiges Bild.
Der Stadtbezirksrat hat als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger in ihrem Stadtteil in
dieser und allen anderen Fragen deren Interesse wahrzunehmen. Die betroffenen
Bürgerinnen und Bürger haben sich mehrheitlich auch auf einer Unterschriftenliste
gegen eine Umbenennung ausgesprochen. Auch dies ist in die Entscheidung mit
einzubeziehen.