Antrag Nr. 15-0769/2020:
Änderungsantrag zur Drucksache 15-0563/2020 Marahrensweg soll umbenannt werden

Inhalt der Drucksache:

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Änderungsantrag zur Drucksache 15-0563/2020 Marahrensweg soll umbenannt werden

Antrag


Der Bezirksrat möge beschließen:
1. Die Straße Marahrensweg wird nicht umbenannt.
2. Die Verwaltung wird gebeten, an dem bisherigen Straßenschild ein
Zusatzschild anzubringen, das auf die problematische Persönlichkeit und die
Vita des Namengebers im historischen Kontext kritisch eingeht.
3. Der Stadtbezirksrat bittet daher die zuständige Verwaltung zeitnah um
Textvorschläge für mögliche erläuternde Zusatzschilder am Straßenschild
Marahrensweg. Nach Möglichkeit sind Mitglieder des Beirates
"Wissenschaftliche Betrachtung namensgebender Persönlichkeiten in
Hannover" bei der Erarbeitung dieser Textvorschläge mit einzubeziehen.

Begründung

Würde sich heute die Frage stellen, ob eine Straße nach Bischof Marahrens benannt
werden sollten, wäre dies sicherlich mit einem entschiedenen "Nein" zu beantworten.
Doch diese Frage stellt sich nicht. Bereits 1957, also 12 Jahre nach Kriegsende
wurde vom Rat der Landeshauptstadt eine Straße nach ihm benannt. Heute stellt
sich lediglich die Frage, ob eine Beibehaltung des Namens nur schwer hinnehmbar
oder gar unerträglich wäre.
Im Fall des Bischofs Marahrens liegt jedoch eine ambivalente Sachlage vor. Er war
niemals Mitglied der NSDAP. Nach den vom Rat der Landeshauptstadt Hannover
selbst aufgestellten Kriterien für eine Namensgebung ist eine Umbenennung daher
nicht zwingend vorzunehmen. Ein Zusatzschild kann allerdings den historischen
Zusammenhang verdeutlichen.
Bischof Marahrens wird letztendlich vorgeworfen, dass er geschwiegen habe, wo es
aus heutiger Sicht seine (Amts-)Pflicht gewesen wäre, etwas zu sagen. Er kann
heute nicht mehr gefragt werden, weshalb er geschwiegen hat. Sicherlich nicht
deshalb, weil er ein glühender Nationalsozialist war. Er hat vielmehr sein Amt
genutzt, um die sogenannten "Deutschen Christen", eine rassistische, antisemitische
und am Führerprinzip orientierte Strömung im deutschen Protestantismus, die diesen
von 1932 bis 1945 an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollte,
einzudämmen und aus "seiner" Kirche herauszuhalten. Vielleicht hat Marahrens aus
Angst vor persönlicher Verfolgung (was nachvollziehbar wäre) geschwiegen.
Vielleicht befürchtete er auch, sein Amt zu verlieren und damit auch die Möglichkeit,
die "Deutschen Christen" zu bekämpfen. Letztlich lässt sich seine Motivation heute
nicht mehr nachverfolgen.
Der Stadtbezirksrat hat als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger in ihrem Stadtteil in
dieser und allen anderen Fragen deren Interesse wahrzunehmen. Die betroffenen
Bürgerinnen und Bürger haben sich mehrheitlich auch auf einer Unterschriftenliste
gegen eine Umbenennung ausgesprochen. Auch dies ist in die Entscheidung mit
einzubeziehen.