Drucksache Nr. 1110/2020:
Stadtbahnstrecke D-West:
Barrierefreier Ausbau der Haltestelle Ungerstraße
- Einleitung des Planfeststellungsverfahrens

Informationen:

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverBeschlussdrucksache-ZeichenBeschlussdrucksache
In den Stadtbezirksrat Linden-Limmer
In den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss
In den Verwaltungsausschuss
 
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1110/2020
4
 

Stadtbahnstrecke D-West:
Barrierefreier Ausbau der Haltestelle Ungerstraße
- Einleitung des Planfeststellungsverfahrens

Antrag,

dass die Infrastrukturgesellschaft Region Hannover GmbH (infra) die planrechtlichen Voraussetzungen für den barrierefreien Ausbau der Stadtbahnhaltestelle Ungerstraße auf Grundlage der als Anlagen 1-4 beigefügten Pläne schafft.

- Anhörungsrecht des Stadtbezirksrates gem. § 94 (1) NKomVG i.V. mit der Hauptsatzung der LHH
- Entscheidungsrecht des Verwaltungsausschusses gemäß § 76 (2) NKomVG i.V. mit der Hauptsatzung der LHH.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Der barrierefreie Ausbau von Stadtbahnhaltestellen bietet eine wesentliche Verbesserung beim Ein- und Ausstieg. Diese kommt besonders auch älteren Menschen sowie Frauen im Rahmen der Begleitmobilität mit Kindern zu Gute, die häufig auf die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) angewiesen sind.

Durch die in den Planungen vorgesehenen Einbauten von Notruf- und Informationssprechzellen wird zudem ein besonderes Sicherheitsbedürfnis von Frauen berücksichtigt. Darüber hinaus erhalten die geplanten Hochbahnsteige beidseitig barrierefreie Zugänge für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste.

Kostentabelle

Es entstehen keine finanziellen Auswirkungen.

Begründung des Antrages

1. Ausgangssituation

Der aktuelle Entwurf des Nahverkehrsplans 2020 der Region Hannover sieht den barrierefreien Ausbau der Haltestelle Ungerstraße auf der Stadtbahnstrecke D-West (Linie 10) in Hannover-Linden als Maßnahme für die kommenden Jahre vor. Die Haltestellen im Verlauf der Limmerstraße (Am Küchengarten, Leinaustraße und Ungerstraße) erfordern derzeit noch einen Ein-und Ausstieg vom Fahrbahnniveau. Der barrierefreie Ausbau dieser Haltestellen ist beginnend mit der Haltestelle Ungerstraße (Inbetriebnahme ab 2022) vorgesehen.

Mit dem Beschluss zur Drucksache 1297/2017 E1 wurde die von Seiten der Region vorgesehene Lage der Haltestelle Ungerstraße zwischen der Röttgerstraße und dem Beginn des Gleisbogens in Richtung Westen (Standort „Freizeitheim“) seitens der Ratsgremien bestätigt.

Die von der infra mit der Planung des Vorhabens beauftragte Firma TransTecBau hat eine Machbarkeitsstudie erstellt, in der Varianten für den zukünftigen Hochbahnsteig untersucht, bewertet und mit der Verwaltung abgestimmt wurden. Die Ergebnisse sind in dieser Drucksache zusammengefasst. Bevor die infra den entsprechenden Antrag zur Einleitung des Planfeststellungsverfahrens einreicht, sind die politischen Gremien damit zu befassen.

2. Beschreibung der Maßnahme

Die Haltestelle Ungerstraße befindet sich auf der Stadtbahnstrecke D-West zwischen den Haltestellen Wunstorfer Straße und Leinaustraße im Stadtbezirk Linden-Limmer, Stadtteil Linden-Nord. Heute an gleicher Position wie die Stadtbahn, zukünftig jedoch etwas abgesetzt, verkehrt an der gleichnamigen Haltestelle die Buslinie 700 (Hauptbahnhof - Seelze / Dedensen) zu Spitzenzeiten im 7,5-Minuten-Takt. Nach Erhebungen der ÜSTRA aus dem 1. Quartal 2019 wird die Stadtbahnhaltestelle von insgesamt knapp 3.500 Fahrgästen je durchschnittlichem Werktag genutzt. Der Ein- und Ausstieg erfolgt heute über Haltestellen mit Einstieg von Fahrbahnniveau.

Um die Barrierefreiheit mittels Hochbahnsteig zu gewährleisten, muss die Haltestelle gegenüber dem Bestand um 150 m Richtung Westen verlegt werden. Zwischen den Knoten Limmerstraße/ Röttgerstraße und Limmerstraße / Rampe Westschnellweg wird der Hochbahnsteig in den Straßenraum integriert, ohne wesentliche Abbiegebeziehungen des Individualverkehrs negativ zu beeinflussen, was in Bestandslage nicht gewährleistet werden kann. Allerdings kann aus der Röttgerstraße nicht mehr in Fahrtrichtung stadteinwärts und Comeniusstraße abgebogen werden. Diese Verknüpfung übernimmt zukünftig die Erderstraße. Die Zufahrten zum Freizeitheim, wie auch zur Röttger- und zur Comeniusstraße bleiben somit bestehen. Mit dieser Haltestellenlage beträgt der Haltestellenabstand zur vorhandenen Haltestelle Wunstorfer Straße 420 m und zur vorhandenen Haltestelle Leinaustraße 490 m.

Mit dem geplanten barrierefreien Ausbau erhält die Haltestelle Ungerstraße einen 45 m langen Mittelhochbahnsteig für den Einsatz von 2-Wagen-Zügen der Serien TW2000 und nach Ausbau der übrigen nicht barrierefreien Haltestellen auf der Linie 10 auch der Serien TW3000. Die Bahnsteighöhe liegt 82 cm über der Schienenoberkante. Der Bahnsteig wird mit der Breite von 4,0 m ausgebaut. Die Hochbahnsteige werden mit Witterungsschutz, Sitzmöglichkeiten, Fahrkartenautomat, Notruf- und Infosäulen sowie Zugzielanzeigern ausgestattet. An beiden Bahnsteigenden werden Rampen angeordnet.



Die westliche Rampe des Hochbahnsteigs ist signalgesichert vom Knoten Limmerstraße / Westschnellwegauffahrt aus zu erreichen. Die Zuwegung zum Hochbahnsteig wird darüber hinaus mit Geländern gesichert, um vorzeitiges Queren der Fahrbahn abseits der Lichtsignalanlage zu unterbinden und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Die östliche Zuwegung zum Hochbahnsteig erfolgt auf Höhe der Einmündung Röttgerstraße, ebenfalls signalgesichert. Über diese Zuwegung ist auch die Haltestelle der Regiobuslinie 700 zu erreichen. Für Menschen mit Sehbehinderung erfolgt die Querung der Straßen- und Gleisanlage zusätzlich mit Hilfe einer akustischen Signalanlage. Der besondere Bahnkörper geht, wie bereits im Bestand, im Bereich des künftigen Hochbahnsteiges aufgrund der städtebaulichen Gegebenheiten in einen straßenbündigen Bahnkörper über.

Durch die Integration des Mittelbahnsteiges mit Aufweitung der Gleisachsen nehmen die Stadtbahnanlagen eine größere Breite ein, was auch zu Veränderungen der Bordachsen führt. In Fahrtrichtung stadteinwärts fährt die Stadtbahn durch eine intelligente Signalsteuerung als Pulkführerin in die Haltestellenposition am Hochbahnsteig Ungerstraße ein. Der nachfolgende Kraftfahrzeugverkehr kann der Stadtbahn zwar folgen, aber aufgrund der zur Verfügung stehenden Fahrbahnbreite die wartende Stadtbahn an der Haltestelle Ungerstraße nicht überholen. In Gegenrichtung ist es erforderlich den Kraftverkehr vor der Einmündung Röttgerstraße signaltechnisch zu stoppen, damit die Stadtbahn den Hochbahnsteig Ungerstraße in Fahrtrichtung stadtauswärts ungehindert erreichen kann. In Spitzenzeiten ist es dem Kraftverkehr anschließend möglich an der wartenden Stadtbahn vorbei zu fahren. In verkehrsärmeren Zeit verhindert dies, die Möglichkeit des Parkens am Fahrbahnrand der Limmerstraße hinter der Einmündung Röttgerstraße.

Ein Hochbord sowie ein erforderlicher Sicherheitsstreifen trennt die Fahrbahn vom parallel verlaufenden Einrichtungsradweg mit einer Breite von 2,00 m. Im Abschnitt zwischen Auffahrt Westschnellweg und Steigerthalstraße ist ein kurzer Radwegabschnitt mit einer Breite von 2,40 m für einen Zweirichtungsbetrieb in Fortführung des Zweirichtungsradweges zwischen Wunstorfer Straße und Westsschnellweg geplant. Am östlichen Ausbauende sind Übergänge für den Radverkehr zwischen Fahrbahn und Radweg vorgesehen.
Zwischen Radweg und Bebauung verläuft der barrierefreie Gehweg in einer Breite zwischen 2,00 und 3,00 m. Beide Zugänge zum Hochbahnsteig werden barrierefrei ausgebaut und signaltechnisch gesichert. Am westlichen Rampenende besteht zusätzlich zu den beiden gesicherten Überquerungsstellen zukünftig eine ungesicherte Querungsmöglichkeit, um auf direktem Weg zum Freizeitheim Linden zu gelangen. Im Abschnitt zwischen der westlich gelegenen Fußgängerfurt und Hausnummer 105 wird der Radweg durch einen beidseitigen Grünstreifen mit 3 neuen Baumstandorten geführt.

3. Kosten und Finanzierung

Für den barrierefreien Ausbau der Stadtbahnhaltestelle Ungerstraße hat die infra im Mai 2020 bei der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) den Finanzierungsantrag zur Förderung durch das Land Niedersachsen nach dem Entflechtungsgesetz gestellt. Danach sollen 75 % der zuwendungsfähigen Kosten vom Land getragen werden. Die verbleibenden 25 % der zuwendungsfähigen sowie 100 % der nicht zuwendungsfähigen Kosten (größtenteils Planungskosten) stellen den Finanzierungsanteil der Region Hannover dar.







4. Weiteres Verfahren, Realisierung

Die Planung des Vorhabens erfolgt durch die Infrastrukturgesellschaft Region Hannover GmbH (infra) in enger Abstimmung mit der Region Hannover, der LHH und der ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe.

Der Regionsausschuss hat den Beschluss über die Einleitung der Planfeststellung am 12.09.2019 gefasst, so dass die infra die Planfeststellungsunterlagen erstellen und die Planfeststellung bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) als Genehmigungsbehörde zeitnah beantragen wird.

Nach Einleitung des Planfeststellungsverfahrens durch die NLStBV erfolgt die öffentliche Auslegung der Planunterlagen. Jeder, dessen Belange durch das Vorhaben berührt werden, kann im Rahmen des Verfahrens seine Einwände vorbringen. Die NLStBV wird in ihrer Funktion als Planfeststellungsbehörde ggf. eine Anhörung durchführen und im Planfeststellungsbeschluss über die Einwände entscheiden. Sollten sich im Verfahren grundlegende Änderungen ergeben, werden die politischen Gremien erneut beteiligt.

Die Planung der infra sieht vor, 2021 mit dem barrierefreien Ausbau zu beginnen. Die Inbetriebnahme des Hochbahnsteigs Ungerstraße soll zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 erfolgen.

Die Einhaltung der Termine ist neben der Beschlussfassung durch die politischen Gremien davon abhängig, dass das Planfeststellungsverfahren zügig durchgeführt werden kann und dass der Zuwendungsbescheid der LNVG rechtzeitig vorliegt.

5. Anlagen

Anlage 1 Übersichtslageplan Hochbahnsteig Ungerstraße
Anlage 2 Lageplan Hochbahnsteig Ungerstraße
Anlage 3 Ausbauquerschnitt 1
Anlage 4 Ausbauquerschnitt 2 - Hochbahnsteig
66.11 
Hannover / 22.05.2020