Informationsdrucksache Nr. 1055/2014:
Beratungsstelle „Besser leben im Alter durch Technik“ (BeraTecNet)

Inhalt der Drucksache:

Bitte beachten Sie, dass der folgende Text eventuell medienbedingte Formatabweichungen aufweisen kann. Eine formatgetreue Abbildung des Inhalts finden Sie in der Anlage "Druckversion.pdf".
Landeshauptstadt HannoverInformationsdrucksache-ZeichenInformationsdrucksache
In den Sozialausschuss
 
Nr.
Anzahl der Anlagen
Zu TOP
 
1055/2014
0
 

Beratungsstelle „Besser leben im Alter durch Technik“ (BeraTecNet)

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Jahre 2013 eine Projektförderung zum Aufbau kommunaler Beratungsstellen „Besser leben im Alter durch Technik“ ausgeschrieben. Der Fachbereich Senioren hat sich darum für die Landeshauptstadt Hannover beworben und den Zuschlag für eine sich über zwei Jahre ersteckende 100 %-Förderung erhalten. Das im Bereich Kommunaler Seniorenservice Hannover (KSH) vorgesehene Projekt wird in diesem Zeitraum einschließlich anfallender Personalkosten vom Bund mit bis zu 208.000,00 € unterstützt.
Die mit der Projektbearbeitung und –koordination verbundene Stelle konnte Ende April 2014 qualifiziert besetzt werden.

Hintergrund für die Fördermittelbereitstellung
Es gibt bereits eine Vielzahl von technischen Innovationen, die älteren Menschen bei einer selbständigen Lebensführung wirksam helfen und unterstützen können. Sie betreffen die Bereiche Wohnen, Mobilität, Pflege und Alltagsunterstützung, die häufig in Kombination mit begleitenden Dienstleistungen angeboten werden. Am bekanntesten ist der Hausnotruf, der schon seit Jahrzehnten Seniorinnen und Senioren Sicherheit bieten kann. Weniger bekannt sind Sensorsysteme, die unauffällig in der Wohnung installiert werden können, und neben Sicherheit auch Komfort bieten. Ein Sensorteppich oder eine im Bad verbaute Sensorik kann Stürze an Angehörige, Nachbarn oder professionelle Dienstleister melden, ohne dass ein Knopf gedrückt werden muss. Eine automatische Herd- oder Wasserabschaltung in der Küche hilft Schaden zu verhüten, wenn beispielsweise die kognitive Leistungsfähigkeit aufgrund einer beginnenden Demenz nachlässt. Ein anderes Beispiel stellt die Nutzung moderner Kommunikationstechnologie (Skypen) dar, um Kontakt zu Angehörigen aufrechtzuerhalten, die mitunter weit weg wohnen. Zu diesem Themenkreis gehört auch die mögliche elektronische Vernetzung zur Haussteuerung (Licht, Energie, Klima, Rollläden).
Allerdings ist das Wissen über diese technischen Unterstützungsmöglichkeiten, die auch als ambiente Technologien bezeichnet werden, bei der Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren nur sehr gering ausgeprägt. Es fehlt oft ein zentraler und anbieterunabhängiger Überblick über das Angebot an Hilfs- und Assistenzsystemen sowie eine persönliche Beratung, die die individuelle Situation der Nutzerinnen und Nutzer und ihrer Umgebung berücksichtigt. Auf diese Weise bleiben die Potenziale technischer Unterstützung oftmals ungenutzt, und die Lebenssituation älterer Menschen wird nicht optimal verbessert.
Ausgehend von diesem Befund verfolgt die Zuwendung den Zweck, Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung von Beratungsstellen zum Thema "Besser Leben im Alter durch Technik" zu unterstützen und ihnen so eine erfolgreiche Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels zu ermöglichen. Auf diese Weise sollen die Lebensqualität und Teilhabe im Alter verbessert und zugleich Innovationen besser in den Markt getragen werden.

BeraTecNet Hannover
Mit dem Aufbau einer Beratungsstelle in Hannover sollen folgende Ziele erreicht werden:
Informationssammlung und seniorengerechte Aufbereitung des Datenmaterials.
  1. Zunächst soll ein verlässliches Wissen über Anbieter von ambienten Technologien, die bereits jetzt eine sinnvolle Unterstützung für ältere Menschen bieten können, gesammelt und seniorengerecht aufbereitet werden (große Schrift, leicht verständliche Erklärung des Assistenzsystems, praktische Anwendungsbeispiele, Anbieter, Kosten). Der insoweit zusammenzustellende Ordner wird in 500 – 700-facher Auflage hergestellt und an relevante Akteure verteilt. Ferner werden einige Demonstratorenkoffer gepackt. Dabei handelt es sich um Koffer, die mit Anschauungsmaterial versehen sind (Seniorenhandy, kluger Tablettenspender, mobiles Notrufgerät, Sensormatte, etc.). Diese Koffer können zu Zwecken der Beratung und der Öffentlichkeitsarbeit entliehen werden.
  2. Schulung von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Beratung und der zugehenden Arbeit.
  3. Der KSH hält Beratungsstrukturen in den Senioren- und Pflegestützpunkten sowie in der zugehenden Sozialarbeit der Krisenintervention vor. Ein wichtiges und auch wiederkehrendes Thema in der Beratung stellt das Handlungsfeld Wohnen dar. Neben den Fragen nach möglichen Wohnformen geht es oft auch um Maßnahmen zur Wohnraumanpassung.
    Um auch kompetent in Hinsicht auf den Einsatz ambienter Technologien in der Häuslichkeit beraten zu können, soll im Projekt ein Schulungskonzept für die schon tätigen Beraterinnen und Berater entwickelt werden und Hauptberufliche wie auch interessierte Ehrenamtliche (z.B. Handwerkerdienst, Alltagsbegleitung nach Krisenintervention) geschult werden.
3. Informationskampagne und Vernetzung
Mit den schon genannten Zielen geht eine Informationskampagne einher, die in mehrere Facetten aufgesplittet ist. Zunächst ist eine Auftaktveranstaltung zum Thema Ambiente Technologien im Herbst in Zusammenarbeit mit der MHH vorgesehen.
Um Seniorinnen und Senioren sinnvolle technische Assistenzsysteme erfahrbar werden zu lassen, können Fahrten zu Musterwohnungen organisiert werden, die Technikunterstützung in großer Bandbreite bieten.
Ferner wird eine Ausstellung konzipiert, die durch alle 13 Stadtbezirke Hannovers wandern soll.
Die Thematik wird in bereits bestehende Vernetzungen eingespeist (z.B. in den Arbeitskreis Wohnen im Alter); gegebenenfalls gilt es auch, neue Strukturen aufzubauen.

Der Fachbereich Senioren geht davon aus, damit im Sinne der Förderrichtlinien die Kenntnis über technische Unterstützungsmöglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben im Alter verbreiten und durch praktische Vorführungen Berührungshemmnisse verringern zu können.
Dabei kommt es insbesondere darauf an, kostengünstige, aber gleichwohl besonders alltagstaugliche Lösungen zu vermitteln.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Grundsätzlich kommen technische Lösungen zur Unterstützung des selbstbestimmten Lebens im Alter beiden Geschlechtern zu Gute. Im höheren Alter sind Frauen allerdings deutlich in der Überzahl, so dass Frauen von dem Projekt besonders profitieren könnten.

Kostentabelle

Die Kosten im Projektzeitraum sind durch die Kostenzusage des Bundesministeriums zu 100% gedeckt.

57 
Hannover / 08.05.2014