Informationsdrucksache Nr. 0379/2020:
Projektförderung Musik 2019

Inhalt der Drucksache:

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0379/2020
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Projektförderung Musik 2019

Der Kulturausschuss der Landeshauptstadt Hannover hat in seiner Sitzung vom 16.11.2018 die Verwaltung beauftragt, dem Kulturausschuss über die Entwicklung der Antragsstellung und die Vergabe der Projektförderung Musik jährlich eine Informationsdrucksache vorzulegen (Änderungsantrag zum Haushalt Nr. H-0422/2019). Diesem Auftrag kommt die Verwaltung mit der vorliegenden Drucksache nach.

1. Ziele der Projektförderung Musik

Mit dieser Förderung will die Landeshauptstadt Hannover den Musikstandort der UNESCO City of Music Hannover stärken und seine Weiterentwicklung fördern. Für eine nachhaltige Entwicklung ist es unverzichtbar, die Freie Szene zu fördern, denn diese Musiker*innen und Ensembles bilden die Basis für eine lebendige Musikszene. Hannover verfügt über eine außergewöhnlich vitale, kreative und leistungsstarke Freie Musikszene in nahezu allen Genres. Dieses Potenzial gilt es hörbar zu machen und Bedingungen zu schaffen, die die hervorragenden freien Musiker*innen in Hannover angemessen unterstützen.

Gefördert werden unterschiedlichste Konzertvorhaben professionell arbeitender Musiker*innen der Freien Szene in Hannover. Die Förderschwerpunkte im Bereich der Musikförderung liegen in den drei Bereichen 1) Neue Musik, 2) Jazz / Experimentelle Musik und 3) Chormusik (vgl. Drucksache Nr. 1652/2014). Insgesamt werden ca. 2/3 des bestehenden Förderansatzes in die Förderung von Projekten aus diesen Sparten investiert. Darüber hinaus werden Projekte aus dem Klassikbereich, inklusive der Alten Musik und anderen Musiksparten gefördert.

Die Musikprojektförderung ergänzt somit in der Breite die durch die institutionellen Zuwendungen entwickelten und geförderten Potenziale und Schwerpunkte im Profil der Musikstadt Hannover und bleibt gleichzeitig beweglich für neue Formate und Entwicklungen. Auf diese Weise ist die Projektförderung Musik ein wichtiges Förderinstrument für die Musikstadt und UNESCO City of Music Hannover.

2. Verfahren

Zur Verfügung standen für das Jahr insgesamt 81.443 Euro. Die im Einzelfall gewährte Förderhöhe liegt in der Regel zwischen 500 und 2.000 Euro. Um ein hohes Maß an Vergleichbarkeit der eingehenden Anträge bei den Entscheidungen zu gewährleisten, wurden im Jahr 2019 in der Musikförderung erstmals Fristen eingeführt. Die Ausschreibung erfolgt aktuell drei Mal pro Jahr, jeweils zum 1. März und zum 1. Juni für das laufende Jahr und zum 1. November als wichtigste Frist für das Folgejahr. Aus Gründen der besseren Handhabbarkeit wird es ab 2021, analog zu den anderen Sparten, zwei Fristen in der Musikförderung geben - voraussichtlich zum 1. November für das Folgejahr und zum 1. Mai für das laufende Jahr. Für Konzertzuschüsse bis maximal 500 Euro soll darüber hinaus ein reserviertes Mittelkontingent definiert werden, aus dem die Förderung unabhängig von den Antragsfristen vergeben werden kann. Damit können auch kleinere Konzertvorhaben unterstützt werden, die einen geringen zeitlichen Planungsvorlauf haben.

Bewerben können sich professionelle Musiker*innen und Veranstalter*innen, die mit Hannover verbunden sind und ihr Projekt in Hannover verwirklichen wollen. Unterstützungen von Konzertvorhaben hannoverscher Künstler*innen, die außerhalb von Hannover auftreten, werden nur in seltenen Fällen und nur dann gewährt, wenn eine besondere Botschafterfunktion für Hannover erkennbar ist.

Über die Förderung entscheidet ein internes Gremium des Kulturbüros. Dabei werden folgende Vergabekriterien zugrunde gelegt:


- Künstlerisch-musikalische Qualität und Professionalität
- Beitrag zur Entwicklung des Musikstandorts Hannover
- Innovation (Entwicklung neuer Formate)
- Professionalität in der Durchführung
- Zielgruppenansprache und Öffentlichkeitswirksamkeit
- Ausgewogenheit der Musikprojekte in den verschiedenen Musikgenres insgesamt
- Bedeutung für die Nachwuchsförderung
- Vernetzung innerhalb der lokalen Szene
- Nachhaltigkeit


3. Bericht zur Vergabe im Jahr 2019

Beim Kulturbüro der Landeshauptstadt gingen im Jahr 2019 insgesamt 98 Anträge ein, davon konnten 59 Projekte mit insgesamt 81.443 Euro gefördert werden. Der Mittelansatz für die Musikprojektförderung wurde ab 2019 von 53.931 Euro um 20.000 Euro auf 73.931 Euro erhöht. Im Jahr 2019 betrug die zur Verfügung stehende Summe 81.443 Euro, da die im Mittelansatz zur Verfügung stehende Summe um 7.512 Euro ergänzt werden konnte, die als institutionelle Förderung für das Jugendblasorchester/Young Unlimited Orchestra (Antragsnummer 1411080, ZuWeCo ID 190352) vorgesehen war, aber auf Grund der Einstellung der Tätigkeiten des Jugendblasorchesters im Laufe des Jahres dort nicht mehr benötigt wurde. Die dadurch zusätzlich zur Verfügung stehende Summe wurde zur Förderung von Projekten mit Schwerpunkt Nachwuchsförderung eingesetzt.

Die untenstehende Tabelle zeigt die Verteilung der geförderten Projekte innerhalb der verschiedenen Musikgenres, zwischen denen es in vielen Fällen Überschneidungen gibt. Besonders zum Verständnis der Sparte Neue Musik ist zu ergänzen, dass 9 weitere Projekte deutliche Anteile Neuer Musik enthalten, obwohl sie in der Tabelle mit Schwerpunkt in einer anderen Kategorie gelistet sind.

Musik Projektförderung 2019 nach Genre
Anzahl geförderte Projekte
bewilligt
Neue Musik
7
7.876
Chor
18
23.020
Jazz und experimentelle Musik
14
14.630
Klassik, inklusive Alte Musik
15
28.117
Diverse
5
7.800
Deutliche Nachwuchsbeteiligung
9
13.310
Summe
59
81.443
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Anträge in der Projektförderung Musik. In den letzten vier Jahren lässt sich eine deutliche Steigerung sowohl der Antragszahlen, als auch des Antragsvolumens beobachten. Lag das Antragsvolumen 2016 noch bei 75.050 Euro, so stieg es im Jahr 2019 auf 226.215 Euro. Diese Steigerung belegt die positive Entwicklung, aber auch den Förderbedarf der ohnehin vitalen und vielseitigen Musikszene. Ein wichtiger Hintergrund ist zudem die Tatsache, dass nicht nur steigende Kosten, sondern auch, ausgelöst durch niedrige Zinsen, wesentlich geringere Stiftungsgelder zur Verfügung stehen.

Überblick: Entwicklung der Anträge in der Projektförderung Musik:

Musik Projektförderung ab 2016
2016
2017
2018
2019
Anzahl Anträge
56
70
87
98
Anzahl geförderte Projekte
48
60
46
59
beantragte Fördersumme
75.050
117.700
214.250
225.108
gewährte Fördersumme
53.931
53.931
53.931
81.443

4. Anträge, die in der Projektförderung Musik nicht berücksichtigt werden konnten
Insgesamt lagen deutlich mehr förderwürdige und förderfähige Anträge vor, als gefördert werden konnten. Sofern die Antragsstellenden bereits institutionelle Förderung erhielten, wurden deren Anträge daher nicht in erster Linie berücksichtigt. Der häufigste Grund, weshalb Vorhaben im weiteren Verlauf des Antragsverfahrens nicht realisiert werden konnten, ist eine insgesamt zu geringe Finanzierung, so dass die Anträge in Folge zurückgezogen werden mussten, was in der Musikförderung 2019 in neun Fällen vorkam.
Von den nicht geförderten Projekten war nur ein kleiner Teil nicht förderfähig, im Jahr 2019 waren es sieben Projekte. In den seltensten Fällen gab es Vorbehalte in Bezug auf die Qualität und nur wenige der nicht berücksichtigten Anträge entsprachen gar nicht den Förderkriterien. In manchen Fällen lag der geplante Durchführungsort außerhalb von Hannover, oder das Projekt war Aufgabe innerhalb des Studiums. Die Entscheidung darüber, welche der förderfähigen Projekte in welcher Höhe gefördert werden konnten, musste anhand der angewandten Kriterien (vgl. oben) und der zur Verfügung stehenden Mitteln vorgenommen werden.

5. Entwicklung und Einschätzung der Verwaltung
Wie aus der Anlage ersichtlich, macht die kommunale Musikprojektförderung im Jahr 2019 durchschnittlich lediglich ca. 11 % des finanziellen Gesamtvolumens der Projekte aus. Die beantragten Fördersummen beim Kulturbüro bilden in den meisten Fällen nicht den tatsächlichen Bedarf ab, da sie oft schon einer als realistisch eingestuften Höhe angepasst sind. Damit stellt die Musikförderung durch das Kulturbüro zwar eine wesentliche Stütze des musikalischen Angebots der Stadt dar, die Projekte sind aber im hohen Maß auf weitere Förderungen angewiesen. Dem Kulturbüro kommt somit eine wichtige Beratungsfunktion bezüglich der weiteren bestehenden Fördermöglichkeiten durch Stiftungen und andere Drittmittelgeber*innen zu.

Wie aus der Anlage ersichtlich, konnten viele als uneingeschränkt förderungswürdig bewertete Anträge nicht oder nicht in voller Antragshöhe gefördert werden. Kürzungen der Fördersumme hatten zur Folge, dass die Projekte nicht in vollem Umfang oder gar nicht zustande kamen, dass Gagen und Honorare weit unter den Honorarempfehlungen der FREO (Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V.), DOV (Deutsche Orchestervereinigung) oder UDJ (Union Deutscher Jazzmusiker) gezahlt wurden und dass Arbeit für inhaltliche und organisatorische Tätigkeiten unentgeltlich geleistet wurde. Im Vergleich mit anderen Bereichen des Kulturschaffens liegt das Einkommen der freiberuflich im Musikbereich arbeitenden Musiker*innen mit Abstand am niedrigsten. So weist eine Auswertung der Jahreseinkünfte der 54.575 in der Künstlersozialkasse versicherten freiberuflichen Musiker*innen Deutschlands aus dem Jahr 2019 lediglich ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 14.500 € aus, ein deutlicher Beleg für das Ausmaß des bestehende Präkariats in diesem Bereich. (Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum 9/2019)

Darüber hinaus gibt es wiederkehrende Anträge und Anfragen, die momentan abgelehnt werden müssen, obwohl auch diese Art der Förderung zur nachhaltigen Entwicklung von Hannovers musikalischem Profil gehören würde:


- Entwicklungsmittel für Ensembles, die sich auf dem Markt etablieren wollen, in Form von Unterstützung bei Studioaufnahmen, Erstellung von Demomaterial und CD Einspielungen;
- Mittel für überregionale und internationale Kooperationen, auch jenseits der bestehenden Partnerstädte Hannovers und des UNESCO City of Music Netzwerks
- Tourzuschüsse für Nachwuchsbands/Ensembles.
6. Zusammenfassung
Mit der bestehenden Musikprojektförderung ist in vielen Fällen eine Anschubfinanzierung möglich. Um die qualitätsvolle und vielfältige Arbeit der Musikszene zu erhalten und zu stärken, kann der gegenwärtige allgemeine Mittelansatz nur im beschränkten Umfang dienen. Die Schlechterstellung der meist hochqualifizierten Musiker*innen der freien Ensembles gegenüber ihren Kolleg*innen mit Tarifverträgen ist eklatant, obwohl die Freie Musikszene eine Triebfeder der kreativen musikalischen Entwicklung ist und mit ihren innovativen Angeboten ein breites Publikum anspricht. Um der Nachfrage nach Förderung und damit auch nennenswerter Beteiligung der Landeshauptstadt an gelungenen, qualitativ hochwertigen, innovativen, vielseitigen und exzellent vermittelten Musikprojekten gerecht zu werden, wie es einer UNESCO City of Music würdig wäre und wie die hannoversche Musikszene sie anzubieten hat, ist eine zielgerichtete Weiterentwicklung des Förderansatzes, gegebenenfalls auch in einer größeren Ausdifferenziertheit, notwendig.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Die Projektförderung Musik richtet sich an Menschen jeden Geschlechts

Kostentabelle

Die Ausgaben für die Projektförderung Musik 2019 werden aus bestehenden Mittelansätzen des Produkts 26201 Musikpflege gezahlt.

41.1 
Hannover / 23.01.2020