Drucksache Nr. 0064/2008:
Modernisierung der Innenstadt – öffentliche Räume

Aufwertung Operndreieck -
Neugestaltung Rathenauplatz südlich der Oper

Informationen:

Beratungsverlauf:

Inhalt der Drucksache:

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Landeshauptstadt HannoverBeschlussdrucksache-ZeichenBeschlussdrucksache
In den Stadtbezirksrat Mitte
In den Ausschuss für Umweltschutz und Grünflächen
In den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss
In den Verwaltungsausschuss
 
Nr.
Anzahl der Anlagen
Zu TOP
 
0064/2008
4
 

Modernisierung der Innenstadt – öffentliche Räume

Aufwertung Operndreieck -
Neugestaltung Rathenauplatz südlich der Oper

Antrag,

1. der Neugestaltung des Rathenauplatzes als 2. Bauabschnitt des Zielkonzeptes zur

Aufwertung des Operndreiecks mit Gesamtkosten in Höhe von 1,3 Mio €
zuzustimmen.
- Anhörungsrecht des Stadtbezirksrates gem. § 55c Abs. 3 NGO
- Entscheidungsrecht des Verwaltungsausschusses nach § 57 Abs. II NGO

2. die Ausstattung des Rathenauplatzes entsprechend der Anlage 3 zu beschließen.
- Entscheidungsrecht des Stadtbezirksrates gem. § 55c Abs. 1 NGO

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Genderspezifische Belange wurden bei den geplanten Maßnahmen beachtet. Von der geplanten Neugestaltung sind Frauen gleichermaßen wie Männer betroffen. Im Vorfeld der Planung wurden Fragen der sozialen Sicherheit und eine behindertengerechte Gestaltung der Verkehrs- und Grünflächen geprüft und berücksichtigt.

Kostentabelle

Darstellung der zu erwartenden finanziellen Auswirkungen:
Investitionenin €bei HMK
(Deckungsring)/
Wipl-Position
Verwaltungs-
haushalt;
auchInvestitions-
folgekosten
in € p.a.bei HMK
(Deckungsring)/
Wipl-Position
EinnahmenEinnahmen
Finanzierungsanteile von Dritten200.000,00 €5800.036-362000Betriebseinnahmen
sonstige EinnahmenFinanzeinnahmen von Dritten
Einnahmen insgesamt200.000,00 € Einnahmen insgesamt0,00 € 
AusgabenAusgaben
ErwerbsaufwandPersonalausgaben
Hoch-, Tiefbau bzw. Sanierung1.300.000,00 €5800.036-960000Sachausgaben6.000,00 €
EinrichtungsaufwandZuwendungen
Investitionszuschuss an DritteKalkulatorische Kosten94.000,00 €Einzelplan 9
Ausgaben insgesamt1.300.000,00 € Ausgaben insgesamt100.000,00 € 
Finanzierungssaldo-1.100.000,00 € Überschuss / Zuschuss-100.000,00 € 
Die Maßnahme wurde zum Haushaltsplan 2008 unter der Haushaltsmanagementkontierung 5800.036-960000 neu aufgenommen.
Bezeichnung: Grünanlagen, Operndreieck – Anlage, Erneuerung Sport-, Spiel-, Grünflächen
Gedeckt wurde die Maßnahme aus Mitteln des Baudezernates und des Wirtschafts- und Umweltdezernates in folgender Weise:

6300.213 (Stadtplatzprogramm) mit 0,6 Mio. €
6300.027 (Gemeindestraßen, Operndreieck) mit 0,14 Mio. €
6300.080 (Gemeindestraßen, Bau v. Straßen gem. Beitragssatzung) mit 0,26 Mio. €
5800.800 (Grünanlagen, Handlungsprogramm) mit 0,1 Mio. €
5800.802 (Grünanlagen, Campus Wissenschaftspark) mit 0,2 Mio. €

Begründung des Antrages

Geschichtliche Hintergründe zum Operndreieck
Der Opernplatz ist einer der prominentesten Plätze Hannovers und Teil des klassizistischen Achsensystems, das auf den Hofbaumeister Laves zurückgeht und bis heute den Stadtgrundriss der Landeshauptstadt prägt. Er bildet zusammen mit dem so genannten Rathenauplatz südlich der Oper und dem Kröpcke nördlich der Oper ein großes Dreieck, eingefasst von den Straßen Georgstraße und Rathenaustraße. Mit seiner nördlichen Spitze berührt er den Kröpcke, der als Mittelpunkt der Landeshauptstadt gilt.
Der Opernplatz hat in der Vergangenheit mehrfach sein Gesicht verändert. Mit Zunahme der Bebauung am Kröpcke wurden gärtnerisch geprägte Platzteile zurückgedrängt. Heute ist lediglich südlich der Oper der Rathenauplatz als offene Grünfläche erhalten geblieben. Ursprünglich war der „Theaterplatz“ um 1850 als Schmuckplatz im klassizistischen Stil mit Elementen des Landschaftsgartenstils durch den Hannoverschen Gartenkünstler Christian Schaumburg (1788-1868) angelegt. Das Hoftheater, die heutige Oper, war eingebettet in die gärtnerischen Schmuckanlagen und stand auf der topographischen Erhebung einer ehemaligen Mühlenbastion. Nachfolgend wurden um 1890 die Gartenanlagen durch den Gartendirektor Trip im wilhelminischen Stil begradigt und mit opulenten Schmuckpflanzungen ausgestattet (z.B. Palmen und exotischen Sommerbepflanzungen). Diese Gestaltung hatte bis nach dem zweiten Weltkrieg Bestand.


Mit dem Bau der Opernhaus-Tiefgarage im Jahr 1960 erfolgte der erste massive Einschnitt in die bauliche Gestaltung des Schmuckplatzes. Durch Anheben des Platzniveaus entfielen die Vorfahrtsrampen am Opernportal. Der Vorplatz wurde mit Sandsteinplatten und Schwedengranit flächig gepflastert und mit dekorativen Kandelabern ausgestattet. Die Zu- und Ausfahrten der Tiefgarage orientieren sich zur Rathenaustraße hin.

Mit dem Bau der U-Bahn wurde in den 70er-Jahren das Straßenprofil der Georgstraße den heutigen Gegebenheiten entsprechend verändert. Die ursprünglichen auf der Platzinnenseite gelegenen Baumreihen wurden aufgelöst. Durch das veränderte Verkehrskonzept, bei dem die Rathenaustraße abgehängt wurde, lief der Straßenverkehr durch die Windmühlenstraße nunmehr quer über den Platz. Diese Straßenführung erzeugte eine starke Barrierewirkung zwischen den Platzteilen vor der Oper und dem südlichen grünen Rathenauplatz.

Der Rathenauplatz wurde zuletzt in den 70er Jahren als Stadtgrünplatz umgestaltet.
Die Flächen bilden ein grünes Dreieck, aufgeteilt in orthogonale Wege, Rasenflächen und Schmuckbeete. Eine Brunnenanlage mit drei niedrigen Sandsteinplatten ergänzt die Gestaltung.
Durch eine Sandsteinmauer wird das erhöhte Niveau zur Rathenaustrasse abgefangen. Der markante alte Gehölzbestand mit verschiedenen besonderen Baumarten prägt die parkartige räumliche Wirkung einer der letzten größeren Grünflächen mitten in der Stadt.
Ende der 90er Jahre wurde auf Initiative des Vereins Memoriam das Mahnmal für die ermordeten und deportierten Juden an der Nordseite des Platzes installiert.
Die Platz- und Grünflächen haben sich in den letzten Jahren stark abgenutzt. Wegebeläge sind durch Baumwurzeln beschädigt; die Pflanzflächen wirken vergreist und ungeordnet, das Mobiliar ist stark reduziert und veraltet. Blickbeziehungen zu den städtebaulichen Platzrändern vor allem an der Rathenaustraße sind beeinträchtigt



Ausgangssituation zur Aufwertung des Operndreiecks
Im Zusammenhang mit der Ansiedlung des neuen ECE-Einkaufscenters zum Herbst 2008 ist die Initiative „Rund um die Oper“ entstanden, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Bereich rund um die Oper als Einkaufs- und Aufenthaltsraum aufzuwerten und damit verstärkt in das Blickfeld der Bürgerinnen und Bürger zu rücken. Im Frühjahr 2006 hat diese Initiative ein Konzept mit der folgenden Zielsetzung vorgelegt:
- Veränderte Verkehrsführung im Bereich des Operndreiecks mit Öffnung der
Rathenaustraße im Bereich des Knotenpunktes Baringstraße / Georgstraße,
- Rückbau der Windmühlenstraße im Bereich des Opernplatzes und
- gestalterische Aufwertung des dadurch entstehenden vergrößerten Opernplatzes mit
seinen Rändern und den umliegenden Grünflächen.

Durch die Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raumes im Umfeld rund um die Oper soll mehr Aufenthaltsqualität und eine größere Attraktivität für Besucher in dieser traditionellen Citylage geschaffen werden.

Konzept zur Neuordnung und Umgestaltung des Operndreiecks
Im Auftrag des Rates der Landeshauptstadt Hannover hat die Verwaltung inzwischen ein umfangreiches Maßnahmenpaket (s. Konzept zur Aufwertung des Operndreiecks - Informationsdrucksache 2380/2006) erarbeitet.
Mit dem 1. Bauabschnitt ab Herbst 2007 hat die Neuordnung und Umgestaltung der Verkehrsflächen des Operndreiecks begonnen (1. Bauabschnitt - vgl. Beschlussdrucksache 0015/2007). Zunächst wurde die Rathenaustraße an der Kreuzung Georgstraße / Baringstraße nach historischer Vorlage für den Verkehr wieder geöffnet. Im Gegenzug wurde die Windmühlenstraße südl. der Oper für den motorisierten Verkehr gesperrt.

Für die innere Platzfläche des Rathenauplatzes und die öffentlichen Räume um die Oper fand im März 2007 ein kooperativer Planungsworkshop „Südlich der Oper“ statt. In einem öffentlich gestalteten Planungsverfahren wurde aus den Vorschlägen der fünf teilnehmenden Landschaftsarchitekten die Entwurfsarbeit vom Büro Kamel Louafi aus Berlin zur weiteren Bearbeitung empfohlen. Kröpcke, Opernplatz und Rathenauplatz sollen wieder als gestalterischer Gesamtraum wahrgenommen und in Anlehnung an die Geschichte des Ortes zu einer Einheit entwickelt werden. (Anlage 1)
Das Konzept des Landschaftsarchitekten Kamel Louafi interpretiert den Raum um die Oper gartenkünstlerisch neu. Durch eine strenge geometrische Gliederung unter Einbeziehung des Mahnmals entstehen repräsentative offene und klar geordnete Teilräume. Orientiert an der Achse der Georgstraße werden die grünen Flächen des Rathenauplatzes zusammen mit dem befestigten Opernplatz durch eine Raster- und Bänderstruktur neu gegliedert.

In der weiteren Überarbeitung wurde der Planungsentwurf in die folgenden unabhängigen Planungs- und Bauabschnitte als Teile des gesamten Zielkonzeptes gegliedert:
- 1. Bauabschnitt: Neuordnung der Verkehrsflächen
- 2. Bauabschnitt: Rathenauplatz südlich der Oper
- 3. Bauabschnitt: Grünflächen an der Oper
- 4. Bauabschnitt: Opernplatz
- 5. Bauabschnitt: Überarbeitung der Verkehrsflächen am Kröpcke
Das Gestaltungskonzept zum 2. Bauabschnitt Rathenauplatz wird im Folgenden näher erläutert:

Der 2. Bauabschnitt - Neugestaltung Rathenauplatz
Auffällige Heckenelemente, sog. „Broderien“, begleiten die Promenade entlang der Georgstraße mit den drei seitlich angeordneten Denkmalen von Stromeyer, Karmarsch und Marschner. Die organisch geschnittenen, bis zu 70 cm hohen immergrünen Heckenkörper bilden einen transparenten Raum, der durchschritten werden kann.
Wegeachsen aus Natursteinplatten gliedern die östlich anschließende Rasenfläche in West-Ost-Richtung. Dabei wird auch die bisherige Fahrbahn der querenden Windmühlenstraße in das neue Wegesystem integriert und als 4 m breiter Rad-/Fußweg umgebaut. Die geradlinigen Wege verbinden die stufenlosen Eingänge an der Rathenaustraße mit dem erhöhten Platz.
Zwischen der Rasenfläche und den Heckenbroderien entsteht parallel zur Georgstraße auf dem Rathenauplatz ein befestigter „Couloir“ (Flur) in einer Achse zum Mahnmal. Der mit Natursteinplatten gefasste, mit einer Bänderstruktur gegliederte Bereich wird seitlich mit Sitzbänken ausgestattet und öffnet den Platz an der Südseite großzügig zur Rathenaustraße.

Durch Auslichten des äußeren Gehölzbestandes werden die historischen Fassaden um die Börse entlang der Rathenaustraße als markante Platzkanten wieder erlebbar.

Eine langgestreckte Stufenanlage bildet den Abschluss entlang der Straße und soll mit integrierten Sitzblöcken zum Aufenthalt einladen und den Straßenraum mit dem anschließenden Platz verbinden. Die Platzeingänge werden mit Rampen stufenlos hergestellt und durch Bastionen markiert.
(Anlage 3-4)

Im Zusammenhang mit dem Rückbau der Fahrbahn Windmühlenstraße muss die Straßenbeleuchtung angepasst werden. Unter Verwendung und Ergänzung der vorhandenen Bronzeguss-Leuchten im Umfeld der Oper wird die neue Wegeachse als öffentliche Verkehrsfläche ausgestattet.
Das jüdische Mahnmal wird über neue Bodeneinbaustrahler und 2 neue Mastleuchten angestrahlt.

Die vorhandene Brunnenanlage mit drei flachen Sandsteinplatten ist stark sanierungsbedürftig. Die Technik und Abdichtungen sind baufällig. In dem Gestaltungskonzept sind zwei neue monolithische Brunnensteine vorgesehen, die im Zentrum des grünen Platzes anstelle der bisherigen Platten liegen sollen. Hierfür wird eine gesonderte Finanzierung über Sponsoren angestrebt. Die vorhandene Brunnenstube wird bis zur Realisierung gesichert.

Zeitplanung:
In unmittelbaren Folgezusammenhang mit den bereits beschlossen und begonnen Vorhaben an den öffentlichen Verkehrsflächen als 1. Bauabschnitt (s. a. Drucksache Nr. 0015 / 2007) ist geplant mit den Umbauarbeiten für den Rathenauplatz als 2. Bauabschnitt im Frühjahr 2008 zu beginnen und diese mit der Bepflanzung zum Herbst 2008 abzuschließen.

Die Bauabschnitte 3 + 4 sollen in den Folgejahren ab 2009 unter dem Vorbehalt einer Finanzierung folgen.
In Anlehnung an die klassizistische Geschichte des Ortes und die Gartenhistorie der Landeshauptstadt sind streng geordnete lineare Heckenpflanzungen südlich und nördlich der Oper als bestimmendes Element des dritten Bauabschnitts geplant.
Der befestigte Opernplatz als prominenter und repräsentativer Schmuckplatz mitten in Hannovers City soll in einem vierten Bauabschnitt im Rahmen des Gesamtkonzeptes „Rund um die Oper“ zu einer gestalterischen Einheit mit den umliegenden Freiflächen aufgewertet werden. Die gartenkünstlerischen Elemente der Broderie am Rathenauplatz sollen in den befestigten Flächen vor der Oper als Pflasterachse fortgesetzt werden.
Als Abschluss des Gesamtkonzeptes „Operndreieck“ sollen in einem letzten Bauabschnitt die befestigten Flächen bis zum Kröpcke neu gestaltet werden. Als Fortführung und Verbindung mit Opernplatz und Rathenauplatz ist geplant die Bodenbeläge der Promenade entlang der Georgstraße bis zum Kröpcke fortzusetzen.
Abhängig von Entscheidungen zu Umbau und Aufwertung des Kröpcke-Centers wird dieser 5. Bauabschnitt zu gegebener Zeit weiterverfolgt.








Bau- und Planungskosten zum 2. Bauabschnitt - Rathenauplatz:
Die Bau- und Planungskosten für den 2. Bauabschnitt einschließlich der Honorarkosten zur Entwurfsplanung für das gesamte Operndreieck betragen 1.300.000,- € und gliedern sich wie folgt:

Baukosten
- Baustelleneinrichtung u. Räumungsarbeiten 54.000,-
- Gelände- u. Bodenarbeiten 110.000,-
- Altlasten / Bodenentsorgung 44.000,-
- Baukonstruktion / Mauern u. Treppen 213.000,-
- Befestigte Flächen / Wege- und Platzflächen 493.000,-
- Ausstattung, Sitzmöbel, Abfallbehälter 35.000,-
- Rasen- und Pflanzarbeiten 132.000,-
Summe Baukosten 2. Bauabschnitt 1.081.000,-

- Beleuchtung öffentlicher Rad-Fußweg 35.000,-
- Beleuchtung Mahnmal 19.000,-
Summe Beleuchtung 54.000,-
Planungskosten
- Zielkonzept Operndreieck gesamt 160.000,-
- Bodengutachten, Sicherheitskoordinierung 5.000,-

Summe gerundet 1.300.000,-
67.22 
Hannover / 10.01.2008