Drucksache Nr. 0054/2023 F1:
Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der AfD-Fraktion: Häusliche Gewalt und Femizide in Hannover
in der Ratssitzung am 23.02.2023, TOP 3.2.

Inhalt der Drucksache:

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0054/2023 F1
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Antwort der Verwaltung auf die
Anfrage der AfD-Fraktion: Häusliche Gewalt und Femizide in Hannover
in der Ratssitzung am 23.02.2023, TOP 3.2.

Wir fragen die Verwaltung:

1. Wie viele Frauen sind in Hannover in den vergangenen 5 Jahren Opfer von häuslicher Gewalt geworden? Bitte nach Jahren aufschlüsseln.

2. Welche Staatsangehörigkeiten hatten die Täter und Opfer?

3. Wie viele versuchte und begangene Femizide (Frauenmorde) wurden in den letzten 5 Jahren in Hannover verzeichnet und welche Staatsangehörigkeiten hatten die Täter und Opfer?

Text der Antwort

3

Vorbemerkung:
Bei Häuslicher Gewalt besteht eine hohe Diskrepanz zwischen angezeigten und tatsächlichen Fällen. Dies wird u.a. in der Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamt Niedersachsen in dem Sondermodul zu Gewalt in Paarbeziehungen deutlich LKA Niedersachsen: Bericht zu Gewalterfahrungen in Paarbeziehungen in Niedersachsen im Jahr 2020, Han-novev 2022, abrufbar unter:https://www.lka.polizei-nds.de/download/75817/Sondermodul_Gewalterfahrun-gen_in_Paarbeziehungen_2020.pdf. . Die Anzeigequoten von (Ex-)Partnerschaftsgewalt insgesamt sowie einzelner Delikte macht deutlich, dass solche Taten kaum zur Anzeige gebracht werden. Nur etwa jede 215. Tat im Jahr 2020 wurde durch Opfer angezeigt. Angriff mit einer Waffe oder einem gefährlichen Gegenstand wird dabei von allen aufgeführten Delikten am häufigsten zur Anzeige gebracht. Nötigung (das Opfer wird zu etwas gezwungen), Geschlechtsverkehr gegen den ausdrücklichen Willen sowie sexuelle Nötigung durch körperlichen Angriff wurden hingegen gar nicht angezeigt. file:///C:/Users/nolsin80/Downloads/221116_Befragung_zu_Sicherheit_und_Kriminalitt_in_Niedersachsen_-_Sonderbericht_zu__Ex-_Partnerschaftsgewalt.pdf, letzter Zugriff 09.02.2023

Die Beantwortung der Anfrage erfolgt auf Datengrundlage der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Dabei ist aus analytischen Gründen die Erhebung auf die Polizeiinspektion (PI) Hannover als sachbearbeitende Dienststelle nach Tatzeit bezogen. Damit werden im Wesentlichen alle Fälle im Stadtgebiet der LHH umfasst. Diese Daten enthalten die Antworten zu Frage 1 und 2. Zu beachten ist dabei, dass in der PD Hannover bestimmte schwere Straftaten (z.B. Tötungsdelikte und Sexualstraftaten) zentralisiert im Zentralen Kriminaldienst mit einer Zuständigkeit für den Bereich der Region Hannover bearbeitet werden; diese Fälle sind bei Frage 3 zugrunde gelegt.

Weiter ist darauf hinzuweisen, dass eine Erweiterung der Definition des Begriffes „Häusliche Gewalt“ ab dem Berichtsjahr 2021 vorgenommen worden ist. Seitdem wird nun bundeseinheitlich neben partnerschaftlicher Gewalt auch die familiäre Gewalt umfasst.
Vor diesem Hintergrund sind die Daten zu „Häuslicher Gewalt“ ab dem Jahr 2021 seitens des Landeskriminalamt Niedersachsen nach neuer Definition erhoben und nur bedingt mit den Vorjahren vergleichbar. Zudem liegen für das Jahr 2021 liegen keine Daten zu Staatsangehörigkeiten von Täterinnen bzw. Tätern und Opfern vor. Die Erweiterung der Zuordnungskriterien kann als (mit-)ursächlich für den Anstieg der Fallzahlen angesehen werden. Analog ist auch der Anstieg der Anzahl an Opfern im Berichtsjahr 2021 zu betrachten.

Der Begriff Opfer ist in der PKS ausschließlich über festgelegte sog. „Opferdelikte“ zu erheben. Hierbei handelt es sich insbesondere um Tötungs-, Sexual- und Rohheitsdelikte. Bei den Angaben zu Tatverdächtigen sind alle Deliktsgruppen umfasst, die Anzahl der Tatverdächtigen wird nach SsTB-Zählweise (straftatenspezifische Täter/-innen-Betrachtung) ausgewiesen, d.h. jede bzw. jeder Tatverdächtige wird nur einmal gezählt, egal, wie viele Taten durch diese Person begangen worden sind.

Die Beantwortung der Frage 3 erfolgt mit PKS-Fallzahlen zu Tötungsdelikten mit weiblichen Opfern nach Tatzeit sowie Tatort „Stadt Hannover“ ohne Zuordnung zur häuslichen Gewalt. Der Begriff des „Femizids“ ist kein feststehender juristischer Begriff. In der Polizeilichen Kriminalstatistik ist eine Betrachtung unter der oben dargestellten Erhebung möglich. Die PKS wird nach bundesweit einheitlichen Richtlinien erhoben.

Vor diesem Hintergrund beantwortet die Verwaltung die Anfrage wie folgt:

Frage 1: Wie viele Frauen sind in Hannover in den vergangenen 5 Jahren Opfer von häuslicher Gewalt geworden? Bitte nach Jahren aufschlüsseln.

Antwort:

Anzahl Opfer HG
2017
2018
2019
2020
2021
weiblich
1.532
1.556
1.590
1.557
1.750


Frage 2: Welche Staatsangehörigkeiten hatten die Täter und Opfer?


Staatsangehörigkeit
weibl. Opfer HG
2017
2018
2019
2020
Deutsch
1.023
998
1.044
957
Nichtdeutsch
509
558
546
600
Staatsangehörigkeit
Tatverdächtige HG
2017
2018
2019
2020
Deutsch
1.129
1.103
1.170
1.068
Nichtdeutsch
656
733
780
779
Summe
1.785
1.836
1.950
1.847


Frage 3: Wie viele versuchte und begangene Femizide (Frauenmorde) wurden in den letz-
ten 5 Jahren in Hannover verzeichnet und welche Staatsangehörigkeiten hatten die
Täter und Opfer?


Fälle mit weibl.Opfern
2017
2018
2019
2020
2021
Mord §211 StGB
1 (3)
2 (1)
1 (0)
1 (0)
2 (0)
Totschlag ³212
StGB
1 (3)
1 (2)
0 (5)
1 (3)
1 (5)
Summe
2 (6)
3 (3)
1 (5)
2 (3)
3 (5)
Die Zahlen in Klammern legen die Versuchstaten dar.



Staatsangehörig-
keit weibl. Opfer
zu o.g. Fällen
2017
2018
2019
2020
2021
Deutsch
7
4
4
4
4
Nichtdeutsch
1
2
2
1
4
Staatsangehörig-
keit Tatverdächtige
zu o.g. Fällen
2017
2018
2019
2020
2021
Deutsch
3
4
3
2
3
Nichtdeutsch
4
2
3
2
4